Deutschland holt bei der Elektromobilität langsam auf – ist aber noch weit vom Nötigen entfernt. Das liegt auch an einer bestimmten Art von elektrifizierten Fahrzeugen, meint Redakteurin Eva Drews.
Stuttgart - Die Nachricht ist wirklich gut: Endlich kommt Deutschland bei der Elektromobilität in die Gänge, folgen den ewigen politischen Ankündigungen auch Taten. Kein Staat hat 2020 so deutlich bei den Neuzulassungen von Stromern zugelegt wie Deutschland. Mit seinem Bestand an elektrifizierten Fahrzeugen belegt das Land im Herzen Europas nun global den dritten Platz. Das entspricht einem führenden Industriestaat, der sich als Vorreiter für den Klimaschutz sieht, sehr viel eher als etwa der sechste Rang von 2019.
Und doch darf dies nur der Anfang sein. Denn beim genaueren Hinsehen gibt es noch sehr viel Potenzial für Verbesserungen. Vor allem aber die Notwendigkeit, das bisher Erreichte noch deutlich zu übertreffen. Da wäre zunächst der relativ hohe Anteil von Plug-in-Hybridfahrzeugen. Immerhin die Hälfte der Neuzulassungen entfiel 2020 auf diese Kategorie. Die mit alternativem Batterieantrieb und externer Lademöglichkeit ausgestatteten Fahrzeuge könnten gegenüber herkömmlichen Verbrennern natürlich ein Fortschritt sein, doch wie viel umweltfreundlicher diese Technik tatsächlich ist, bestimmt der Fahrer: Lädt er die Batterie nicht, wird aus dem potenziellen Ökoauto ein normales benzingetriebenes Vehikel, das durch die Last der Batterie überdurchschnittlich viel Treibstoff verbraucht.
Stromer müssen die sinnvollere Alternative werden
Ganz besonders häufig ist das offenbar bei Flottenfahrzeugen zu beobachten. Da deren Lenker zumeist mit Tankkarten unterwegs sind, fehlt der Anreiz, das Auto – im Zweifel in der heimischen Garage – zu laden und den Elektroantrieb zu nutzen. Flottenfahrzeuge aber sind bei den teuren Plug-in-Hybriden sehr verbreitet. Ob sie tatsächlich generell eine Förderung verdienen, muss die Politik überdenken. Auch wenn das keine einfache Entscheidung wird. Denn die deutschen Premiumhersteller haben besonders viele Hybride im Programm.
Zum anderen ist der Anteil neu zugelassener Elektrofahrzeuge immer noch relativ niedrig: Nur jeder zehnte neu zugelassene Wagen wird (teilweise) elektrisch angetrieben. Um die Ziele zu erreichen, müsste jedes Jahr fast das Dreifache dessen, was wir jetzt als Erfolg feiern, neu auf die Straße kommen. Und zwar ohne staatliche Anreize, sondern weil es die ökonomisch sinnvollere Alternative ist.