2018 geht Ulrich Raulff, der Direktor des Deutschen Literatur-Archivs in Marbach, in Ruhestand. Wird die 43-jährige Literaturwissenschaftlerin Sandra Richter seine Nachfolgerin? Angeblich hat sich darauf eine Findungskommission geeinigt. Entschieden wird aber erst im Oktober.
Stuttgart - Womöglich wird das Deutsche Literaturarchiv (DLA) in Marbach vom kommenden Jahr an erstmals von einer Frau geleitet: Nach Meldung der „Südwest Presse“ hat sich die von den Gremien der Institution eingesetzte Findungskommission auf die Literaturwissenschaftlerin Sandra Richter als Nachfolgerin von Ulrich Raulff geeinigt. Ein entsprechender Vorschlag wird dem Kuratorium des DLA gemacht, das allerdings erst im Oktober entscheiden wird.
Die 43-jährige Richter ist derzeit Professorin für Neuere Deutsche Literatur an der Universität Stuttgart; sie wurde dort 2008 Nachfolgerin des emeritierten Heinz Schlaffer. Richter gilt als eine der Shooting-Stars der deutschen Geisteswissenschaften jüngerer Zeit. Sie war an zahlreichen Forschungsprojekten beteiligt und lehrte unter anderem am King’s College in London. Sie erhielt unter anderem Auszeichnungen der Deutschen Forschungsgemeinschaft und der Alfried-Krupp-von-Bohlen-und-Halbach-Stiftung. Nach Informationen der „Südwest Presse“ argumentiert die Kommission, Richter passe damit sehr gut zur Strategie der Internationalisierung der Marbacher Forschungseinrichtung.
Tatsächlich zählt die akademische Professionalisierung und Vernetzung der Marbacher Literaturinstition zu den wichtigsten Leistungen des derzeitigen Direktors Ulrich Raulff (67), der seit 2004 Direktor des Deutschen Literaturachivs ist; insofern ergäbe sich Kontinuität. Raulff führte die Einrichtung zudem auf Betreiben der Finanzgeber von Bund und Land durch eine jahrelang aufreibende Satzzungsdebatte, an deren Ende die Deutsche Schillergesellschaft, der Trägerverein, wesentlich an Einfluss auf die Institution verlor. In den nunmehr 13 Amtsjahren von Raulff wurde 2006 auch das Literaturmuseum der Moderne eröffnet. Offizielle Stellungnahmen zur Personalie gab es zunächst nicht, was bei einer derartigen Indiskretion zwangsläufig ist. Vielmehr ist nach Auskunft des Literaturarchivs die Arbeit der Findungskommission noch nicht abgeschlossen.