Das Mühlenhandwerk kann man an Pfingstmontag an vielen Mühlen erleben Foto: Agentur Arcos/Edgar Layer

Am Pfingstmontag ist auf dem Wanderweg im Schwäbischen Wald aus Anlass des 22. Mühlentages einiges geboten. Viele der Denkmäler haben zur Besichtigung geöffnet.

Welzheim - Wo viel Wasser läuft, spiel(t)en Mühlen eine wirtschaftliche Rolle. Wie zum Beispiel im Schwäbischen Wald, in der Gegend um Welzheim und Murrhardt. Dort gibt es 16 Mühlen, elf säumen den Mühlenwanderweg. Klappern tun sie, wenn überhaupt, nur noch zu Schauzwecken, etwa am Pfingstmontag.

Bis auf eine. In der Rümelinsmühle in Murrhardt, sie stammt aus dem Jahr 1799, klappert bis heute das Mühlrad. Allerdings liegt sie nicht am Mühlenwanderweg. Hartmut Kugler mahlt in der ehemaligen Murrhardter Klostermühle Getreide und bäckt daraus im Backhäusle vor dem romantischen Fachwerkhaus mehrmals in der Woche Brot. Er ist ausgebildeter Mühlenbauer und Müller. Eine seltene Kombination.

Die Eröffnung des Mühlentages am Pfingstmontag findet um 11 Uhr just vor der Rümelinsmühle statt. An diesem Tag sind auch die Ölmühle Rudersberg-Michelau in Betrieb sowie die Voggenberg-Mühle. Letztere funktioniert als Getreidemühle mit einer modernen Turbine.

Genug Wasser

Mühlen gehören zwar zu den ältesten technischen Geräten der Menschheit, aber die Zeiten, als dort mit Hilfe von Wasserkraft Getreide gemahlen oder Leinöl hergestellt wurde, sind längst vorbei. Schön anzuschauen sind die stattlichen Gebäude bis heute, und idyllisch sind die Plätze, wo sie stehen.

Im Schwäbischen Wald gab es nicht nur genug Wasser, sondern auch genügend Arbeit, um die vielen Mühlen zu betreiben. Vor nahezu vier Jahrzehnten hatte der damalige Landrat im Rems-Murr-Kreis die Idee, sie mit dem Mühlenwanderweg wieder ins öffentliche Interesse zu rücken. Es entstand auf einer Länge von 37 Kilometern einer der ersten Themen-Wanderwege überhaupt. Der Weg hat in all den Jahren nie an Charme, Faszination und Attraktion verloren. Ganz im Gegenteil, viele Mühlengebäude wurden restauriert.

Drei Rundwege zur Auswahl

Beim Wandern durch die abwechslungsreiche Landschaft entdeckt man jedes Mal etwas Neues. Wer den Weg in seiner ganzen Länge erleben will, könnte mehrere Tage unterwegs sein, aber es gibt auch interessante, ganz individuell gestaltbare Teil- und Rundstrecken, die sich für einen Tagesausflug anbieten. Drei davon sind extra ausgeschildert und zwischen zehn und 15 Kilometer lang. Rundweg 3 davon führt durch die Edenbachschlucht. Märchenhaft. Sie ist etwas ganz Besonderes – hier ist die Natur ursprünglich und unberührt. Lange dauert es allerdings nicht, bis man zu einer Öl- und dann einer Sägemühle, die bereits 1417 in Büchern auftaucht, gelangt.

Abwechslungsreiche Wege

Voraussetzung bei allen Varianten des Mühlenwanderweges ist immer gutes Schuhwerk und an manchen Stellen Trittsicherheit. Für Kinderwagen ist der Weg nicht geeignet. Teilweise gibt es enge Stellen, manchmal fällt der Weg schroff ab, dann ist er mit Seilen gesichert. Oft wird es matschig und rutschig, wenn der Weg teilweise am Bach entlang und durch einen sogenannten Bannwald führt, wo sich die Feuchtigkeit in den Boden gefressen hat, Tannen umgefallen sind und quer zum Fluss liegen und Moos, Efeu und andere Pflanzen für eine romantische Kulisse sorgen.

Hier kommt man sich vor wie in einem verwunschenen Zauberwald, die Zeit scheint stehengeblieben zu sein – wie auch die Räder der Haghofer Ölmühle, an der man, wenn die Schlucht hinter einem liegt, auf dem Rundweg vorbeikommt. Auch die Begegnung mit der Geschichte gehört dazu, wenn man den Weg bis Welzheim wählt und dort auf Teile des Limes stößt und den Limeswanderweg kreuzt.

Als Einstieg für den Rundweg des Mühlenwanderweges, der mit der Nummer 3 gekennzeichnet ist, bietet sich der Parkplatz bei der Laufenmühle an. Ihn kann man gut mit dem Auto erreichen oder auch mit dem Bus. Dort findet man Karten und Hinweisschilder, die die vielfältigen Wandermöglichkeiten aufzeigen. Alles ist gut ausgeschildert, die Wege sind markiert.

Abstecher einplanen

Der ersten Attraktion begegnet man unmittelbar am Parkplatz, sie liegt einem quasi zu Füßen. Mit hörbarer Wucht stürzen zwei Wasserfälle in die Tiefe, einer wird von der Wieslauf gespeist, der andere vom Edenbach, der aus Richtung Welzheim über Kaskaden die Schlucht erreicht und sich mit der Wieslauf vereint. Früher haben Flößer hier ihr Geld verdient, eine Holzskulptur erinnert daran. Imposant ist an dieser Stelle auch das Eisenbahnviadukt, das mit seiner majestätischen Architektur das Tal überspannt. Unbedingt einplanen sollte man den Abstecher zur Klingenmühle. Sie bietet wohl einen der schönsten Anblicke auf dieser Wanderung. Romantik pur. Auf einmal liegt sie vor einem, eingebettet im Grün des Waldes. Ein schönes Plätzchen zum Verweilen – und auch zum Einkehren. Die Klingenmühle soll zu den Lieblingsplätzen von Justinus Kerner gehört haben. Der Arzt und Dichter war bis 1815 drei Jahre lang als Oberamtsarzt in Welzheim tätig.