Das Freibad als kleiner Kosmos: skeptische Blicke der Teenagerinnen zu den Jungs rüber. Foto: Filmakademie Baden-Württemberg

Der Filmakademie-Student Fabian Gamper hat für seine Kamerarbeit bei dem Kurzfilm „Freibadsinfonie“ den Deutschen Kamerapreis gewonnen. Der Film überzeugt durch ungewöhnliche Bilder im Mikrokosmos Freibad.

Ludwigsburg - Da ist die Filmdiva, die mit Sonnenbrille und Bademantel auf einer Bank sitzt und auf eine Verabredung wartet. Zwei Studentinnen, die kurz vor ihrem Abschluss stehen und über das weitere Leben sinnieren. Eine aufkeimende Liebe unter Teenagern ist zu sehen. Und ein kleiner Junge, der eine Wespe sterben lässt. Diese und mehr Geschichten umfasst der Kurzfilm „Freibadsinfonie“. Der Kameramann Fabian Gamper ist Student der Filmakademie und hat den Deutschen Kamerapreis für seine bildliche Interpretation der kurzweiligen Milieu-Studie in einem Freibad gewonnen.

Der Preis sei für ihn eine „richtig tolle Auszeichnung“, und es sei „schön, ihn am Anfang der beruflichen Laufbahn zu bekommen“, sagt der 33-Jährige. Gamper studiert seit 2012 Bildgestaltung und Kamera an der Filmakademie Baden-Württemberg in Ludwigsburg. Zum Finale des Studiums fehlt ihm noch das Diplom-Projekt, das sei noch in Arbeit. Gamper lebt derweil schon seit drei Jahren in Berlin und arbeitet auch dort. So hat er bereits mit seinem ersten Spielfilm „Die Tochter“ auf sich aufmerksam gemacht, der im vergangenen Jahr auf der Berlinale seine Premiere feierte und im Mai dieses Jahres in die Kinos kam. Der Kurzfilm „Freibadsinfonie“ (Regie: Sinje Köhler) war auch für den „Studenten-Oscar“ 2017 nominiert.

Ein Film in Schwarz-Weiß ist immer ein Wagnis

Dabei war die Entscheidung, einen Schwarz-Weiß-Kurzfilm zu drehen, durchaus gewagt: Produktionen ohne Farbe erregen schnell den Verdacht, prätentiös zu sein. Inhaltlich eher dünne Streifen erhalten so einen künstlerisch anmutenden Anstrich. Das sei auch die Befürchtung der Macher von „Freibadsinfonie“ gewesen, sagt Gamper: „Schwarz-Weiß kann natürlich schnell effekthascherisch wirken. Die Entscheidung, einen Schwarz-Weiß-Film zu machen, haben die Regisseurin und ich gemeinsam getroffen. In dem Film spielt das Thema Vergänglichkeit eine wichtige Rolle, wir sahen im Schwarz-Weiß eine thematische Entsprechung.“

Und so viel sei gesagt: Das Konzept geht auf. In ruhigen, zurückhaltenden Bildern bringt Fabian Gamper die Geschichte visuell voran. Der gebürtige Schweizer beweist dabei ein Auge für Details: Wasserballspieler, die unter Wasser in Zeitlupe gezeigt werden oder nackte Füße, die vom Sprungbrett herunter baumeln. „Im chaotischen Durcheinander der Liegewiese oder am Beckenrand entdeckt er Linien und Achsen, mit denen er einen Raum öffnet für die Freuden, Abenteuer und kleinen Dramen eines Sommertages“, heißt es in der Begründung der Jury.

Das Freibad selbst ist der Hauptdarsteller

Das Freibad selbst ist ebenfalls ein Protagonist in dem 30-minütigen Film, der von der Filmakademie produziert wurde: Von einem Hang aus können die Protagonisten das ganze Bad überblicken. Zudem ist ein Schwimmbecken mit einer Glaswand in den Boden eingelassen. So entstehen visuell starke Metaphern, wenn sich die ersten Annäherungsversuche der verliebten Teenager vor dem Hintergrund schwimmender Seniorenleiber vollziehen.

Das ausgesuchte Freibad steht in Darmstadt, der Geburtsstadt der Regisseurin, aber zuvor hat sich die Filmcrew auch Bäder im Landkreis Ludwigsburg angeschaut, beispielsweise das Freibad Hoheneck oder das in Asperg. Der Dreh selbst erfolgte noch in Farbe – der Schwarz-Weiß-Filter wurde in der Postproduktion darübergelegt. Für Gamper war es das erste Schwarz-Weiß-Projekt. „Es hat Spaß gemacht, in Schwarz-Weiß zu arbeiten“, sagt er – obwohl man hierbei stärker auf Kontraste achten müsse. Die Mühen haben sich gelohnt, was die Auszeichnung beweist. In der Kategorie Kinospielfilm gewann übrigens ebenfalls ein Schwarz-Weiß-Film: Florian Ballhaus bekam den Preis für den Kriegsfilm „Der Hauptmann“.

Die Auszeichnung ist für Fabian Gamper kein Grund für eine Ruhepause. Ende Juli dreht er einen Werbespot. Und sein nächster Spielfilm ist auch schon in Entwicklung. Es wird wieder eine Zusammenarbeit mit der Berliner Regisseurin Mascha Schilinski („Die Tochter“) sein.

Hier gehts zum Trailer von „Freibadsinfonie“.