Die Autorin Chantal-Fleur Sandjon erhält den Preis für das beste Jugendbuch für ihren Versroman „Die Sonne, so strahlend und schwarz“. Foto: dpa/Arne Dedert

Die Poetin Chantal-Fleur Sandjon ist für ihren Versroman „Die Sonne, so strahlend und schwarz“ mit dem Jugendliteraturpreis ausgezeichnet worden. Das freut auch den Thienemann-Verlag.

Die Freude im Stuttgarter Thienemann-Verlag ist sicherlich groß: Mit Chantal-Fleur Sandjon hat eine Autorin des Hauses den Deutschen Jugendliteraturpreis 2023 gewonnen. Da es sich beim ausgezeichneten Buch „Die Sonne, so strahlend und schwarz“ um einen formal wie inhaltlich ungewöhnlichen Roman handelt, wird nun mit dem goldenen Preis-Sticker auf dem Cover auch verlegerischer Mut belohnt.

Buch in freien Versen und lockerem Zeilenlauf

„Ein schlicht perfektes Buch“ sei der Autorin geglückt, urteilten wir vor einem Jahr beim Erscheinen des auch wegen seiner Seitengestaltung auffallenden Buchs. Und weiter: „Dem poetischen Sog und trockenen Humor dieses Versromans kann man sich nicht entziehen. Die Spoken-Word-Poetin findet genau den richtigen Ton für die junge Nova, die mit ihrer Mutter, alleinerziehend, alkoholkrank, arbeitslos, und ihrem kleinen Bruder auf der Flucht vor einem prügelnden Stiefvater einen Neuanfang wagt.“

In Novas Leben herrschte Krieg

„Ich komme aus einem Krieg, für den / ich selbst noch die richtigen Worte finden muss“, notiert Nova über ihre eigene Situation und die ihrer Familie. Im Hinterhof eilt ihr beim Kartonschleppen die schöne Akoua zu Hilfe, aus Liebe auf den ersten Blick macht Novas Fantasie den Pilotfilm zu einer Streaming-Serie. „Mund zu. Du sabberst der so viel hinterher / ich rutsch darin gleich aus“, holt sie eine Freundin von ihrer Wolke.

Dem Zauber des Anfangs und dem ersten Kuss folgen schnell die ersten Verletzungen. So selbstverständlich wie Sandjon lesbische Liebe passieren lässt, so logisch ist für die afrodeutsche Autorin und Spoken-Word-Poetin ebenfalls die Dünnhäutigkeit einer jungen Frau, die aus vielen Gründen am Rand steht und wie eine durchgeschüttelte Sprudelflasche unter Druck. Beispielhaft, so das Urteil der Jury, gelinge Sandjon die Verbindung eines individuellen Schicksals mit kultureller Erinnerung.

Bei den vier weiteren mit dem Jugendliteraturpreis ausgezeichneten Büchern fällt die Vorliebe der Jury für Comis und LGBTIG+-Themen auf. Zum Ende der Frankfurter Buchmesse wurde zudem der Autor Alois Prinz für sein Lebenswerk geehrt. Seine Biografien (über Hannah Arendt, Hermann Hesse, Joseph Goebbels, Franz Kafka und viele andere), so die Begründung, setze seit mehr als 20 Jahren Maßstäbe.

Sieger in der Sparte Bilderbuch wurde „Spinne spielt Klavier. Geräusche zum Mitmachen“ (Carlsen-Verlag) des Autors und Illustrators Benjamin Gottwald. Als bestes Kinderbuch kürte die Jury Tanja Eschs Comic „Boris, Babette und lauter Skelette“ (Kibitz-Verlag). Gewinner beim Sachbuch war „Queergestreift. Alles über LGBTIQA+“ (Hanser-Verlag) von Kathrin Köller, illustriert von Irmela Schautz. Die Jugendjury prämierte „Als die Welt uns gehörte“ (Fischer KJB) von der britischen Autorin Liz Kessler.

Der Deutsche Jugendliteraturpreis wird seit 1956 für herausragende Kinder- und Jugendbücher vergeben und ist mit insgesamt 72 000 Euro dotiert. Außer dem mit 12 000 Euro dotierten Preis für das Gesamtwerk sind alle Einzelpreise mit 10 000 Euro dotiert.

Info

Buch
Chantal-Fleur Sandjon: Die Sonne, so strahlend und schwarz“. Thienemann-Verlag. 384 Seiten. 17 Euro. Ab 14 Jahren