Die meisten Teilnehmer stammten aus dem südindischen Bundesstaat Kerala. Foto: dpa/Hassan Ammar

Eine Gruppe von Deutschland-Fans zieht durch Katars Hauptstadt Doha. Die meisten von ihnen sind Inder. Keine echten Fans? Ein indischer Mitorganisator der Parade sieht den Vorwurf als Beleidigung.

Inszenierter Jubel oder echte Fanfreude? Paraden von Fußballfans in Katar haben wenige Tage vor dem Start der WM in dem Emirat am Golf für Aufregung und Empörung gesorgt. In den sozialen Medien und in Berichten verbreitete sich der Verdacht, die Teilnehmer seien möglicherweise gekauft worden. Das WM-Organisationskomitee und Mitorganisatoren der Paraden dementieren diesen Vorwurf jedoch vehement.

 

In den sozialen Medien sei die Frage gestellt worden, ob es sich um „echte“ Fans gehandelt habe, erklärte das OK am Mittwoch: „Wir weisen diese Behauptungen, die sowohl enttäuschend als auch nicht überraschend sind, entschieden zurück.“

Organisatoren wehren sich gegen Vorwürfe um bezahlte Fans

Einer der Mitorganisatoren, Nihad Ali, sagte der Deutschen Presse-Agentur, kein Teilnehmer sei bezahlt worden. Das OK habe nicht einmal von der Veranstaltung gewusst. Organisiert worden sei die Feier über die sozialen Medien. „Es war nicht als Parade geplant“, sagte Ali. „Wir haben uns alle an einem Ort versammelt. Die Parade hat sich dann so ergeben.“

Auch der deutsche Fan Denis Dusso, der die Parade ebenfalls mitorganisiert hat, wehrt sich gegen die Vorwürfe. Die meisten Teilnehmer stammten aus dem südindischen Bundesstaat Kerala, erklärte er. „Die haben hier sehr viel gearbeitet. Jetzt wollen sie Teil der Party sein und mitfeiern“, sagte Dusso, der seit einigen Jahren in dem Emirat als Ingenieur arbeitet. „Die freuen sich, ein Deutschland-Trikot zu tragen.“ In den vergangenen Monaten habe es einige Fan-Paraden und auch ein Fan-Turnier gegeben.

Inder haben WM-Stadien mitgebaut

In Katar arbeiten viele Inder, die auch die WM-Stadien mitgebaut haben. Mitorganisator Ali kommt ebenfalls aus Kerala und leitet zusammen mit anderen die Gruppe „Germany Fans Katar“. Fußball sei in dem indischen Bundesstaat sehr populär, sagte er. „Die meisten von uns schauen europäischen Fußball und sind mit einem europäischen Team verbunden.“ Er selbst sei „eingefleischter“ Anhänger des FC Chelsea aus London und des deutschen Teams. Warum Deutschland? „Das liegt an Michael Ballack, einer Chelsea-Legende.“

Die Gruppe „Germany Fans Qatar“ sei auf Initiative einiger Anhänger entstanden und niemals vom OK gesponsert worden, sagte Ali. Der Vorwurf, die Parade der deutschen Fans sei inszeniert worden, trifft ihn persönlich: „Solche Gerüchte sind eine Beleidigung für uns.“

Medienberichten zu bezahlen Fans

Dusso ist nach eigenen Angaben auch eine „Schnittstelle“ zwischen Deutschlandfans in Katar und Anhängern aus Deutschland, die auf Einladung des Organisationskomitees nach Katar reisen, wie er der Deutschen Presse-Agentur bestätigte. Eine Gruppe von 39 Fans werde zwei Wochen lang in Katar bleiben, sagte Dusso. Die meisten von ihnen kämen aus der Stadt Nabburg in der Oberpfalz. Das OK bezahle Flug, die Unterkunft und das Ticket für das Eröffnungsspiel. Lebenshaltungskosten trügen die Teilnehmer selbst. Sie hätten sich auf einer Online-Plattform bewerben können.

Medien hatten berichtet, das OK bezahle Fans Reisen zum Turnier, damit sie dort und in den sozialen Netzwerken für gute Stimmung sorgten. Dusso sagte, Zweck der Einladung sei es, auch weniger reiche Fans aus allen WM-Ländern dabei zu haben und zusammen zu feiern.