Freundliche Umarmungen, aber keine Impulse für Europa: Frankreichs Präsident Emmanuel Macron und Deutschlands Bundeskanzlerin Angela Merkel. Foto: AFP

Deutschland und Frankreich üben sich derzeit zwar in großen Gesten. Doch ihre Politik taugt derzeit nicht als Vorbild für Zusammenarbeit in Europa, kritisiert der Paris-Korrespondent Knut Krohn.

Paris - Der Élysée-Palast hatte die Latte tief gehängt. Bundeskanzlerin Angela Merkel und der französische Staatspräsident Emmanuel Macron träfen sich in Paris lediglich zu einem ganz normalen Arbeitsbesuch, um den EU-Frühlingsgipfel im März vorzubereiten, hatte es im Vorfeld beschwichtigend geheißen. Doch Europa steckt in einer existenziellen Krise, in dieser Situation kann es keine normalen Arbeitsbesuche geben – schon gar nicht zwischen Frankreich und Deutschland, dem viel beschworenen Motor der europäischen Einigung.

Doch die beiden Nachbarn taugen im Moment nicht als Vorbild für eine gute Zusammenarbeit. Das deutsch-französische Gespann hat sich auf das bequemere Feld der Symbolpolitik zurückgezogen. Da wird mit großem Pomp in Aachen ein neuer deutsch-französischer Vertrag unterzeichnet, doch die Lösung dringender Aufgaben wird auf die lange Bank geschoben. Vor den Europawahlen im Mai und dem absehbaren Erstarken der Nationalisten lastet eine schwere Bürde auf Macron und Merkel. Sie haben es in der Hand, den anderen EU-Ländern zu zeigen, wie viel erreicht werden kann, wenn beide Seiten sich vertrauen und den Willen haben, gemeinsam etwas zu ändern. Sie müssen ein Vorbild dafür geben, dass Zusammenarbeit der bessere Weg in die Zukunft ist als Abschottung.