Lichtquelle, aber auch Kunstwerk Foto: Lichtgut//Leif Piechowski

Weg vom Einheitsbrei! Im Wizemann hat am letzten Aprilwochenende zwei Tage lang der Kunst- und Designmarkt gastiert.

Der Stift fliegt über das Papier. „Ein Wochenende in Mailand für zwei Personen!“, sagt die junge Frau, die im Wizemann ein Gewinnspiel des Kunst- und Designmarkts ausfüllt, und lacht. Die Studentin ist zum zwölften Gastspiel der Kreativmesse in Stuttgart gekommen, weil es dort keine Massenprodukte, sondern Besonderes gebe. „Man unterstützt so Kunstschaffende und Manufakturen. Bald ist Muttertag, da brauche ich noch ein Gschenkle!“

Genuss ist ebenfalls gefragt

Auch einige andere stöbern auf mitunter vollen Gängen. Fast 90 Ausstellende präsentieren Unikate und Kleinserien aus Kunst, Design, Mode, Interieur, Seifen, Lifestyle, Leckereien. Einige Messebekannte sind da, etwa Bohia mit ihren Edelstein-Haarbändern. Neulinge sind Kragü: Sie verwandeln Designer-Krawatten per Upcycling zu einzigartigen Gürteln. Aber auch der Genuss ist gefragt: O’Donnell serviert Liköre – etwa in Nuss- oder Toffeegeschmack – im Weckglas wie einst zu Prohibitionszeiten.

Stilbeton hält länger als ein Leben

Nachhaltigkeit und Handarbeit sind Trumpf – bei Tata-Homes Babykleidung wie bei Bernadette Designs Korbflechtlampen. Umweltfreundliche Naturfasern nutzt Jeane Dionizio für Einzelstücke – Kissen und Knüpfwerk-Taschen. Into verkauft vegane, minimalistische Geldbeutel aus wasserfestem, lateximprägniertem Papier. Die Wohnaccessoires von Stilbeton halten länger als ein Leben. Das gilt auch für die puristischen Ledertaschen und -etuis, die der Allgäuer Dominic Eberle, eigentlich Maschinenbautechniker, aus pflanzlich gegerbtem Leder der „Rindviecher“ eines nahen Landwirts produziert.

Mehrfachbegabungen sind auch anzutreffen: Der Nürnberger Briefträger Kristian Pap schreinert aus Holz formschöne Objekte und Wohnaccessoires mit Sinn – etwa Gewürzhalter oder Eierbecher; der Böblinger Lehrer Muhammed Keskin designed coole Kapuzenpullis. Auf hochwertigste Stoffe aus Europa für zeitlos klassische Kleidung setzt Lothar Bechtold, bei RobeCode dominieren farbenfrohe Muster in fair produzierten Kollektionen. Multifunktional sind manche Stücke von Eunok Cho: Kunst, Schmuck und Löffel. Kommen viele Kettchen und Ringe zierlich verspielt daher, gestaltet Unamedesign voluminösen Unikatschmuck.

Partnerschaft neu entdecken

Einzigartige Erlebnisse wollen Irmela Preissner und Sven Tomschin von Voyabo vermitteln. „Wir bieten Date-Nights in den eigenen vier Wänden“, so Tomschin. Ihre Spielboxen „Vertraute Worte“, „Gemeinsame Reise“ und „Choc your body“ haben sie mit der Paartherapeutin Claudia Huber entwickelt. Anleitungen für einen Abend zu zweit, um Partnerschaft neu zu entdecken. „Als wir uns kennenlernten, war Irmela gerade geschieden, ich kurz vor der Hochzeit. Wir fragten uns, wie Paare ihre Beziehung unkompliziert stärken können“, so Tomschin. Das komme an. „Viel Zulauf“ hätten sie, sagt Preissner. Vor allem Paare zwischen 50 und 60 Jahren kämen. „Und die Jungen sind sowieso offen.“