Benjamin Pavard spielt eine starke Saison beim VfB Stuttgart und hat gute Chancen auf eine WM-Teilnahme mit Frankreich. Foto: Baumann

Am Samstag endet für die Profis des VfB Stuttgart mit dem Auswärtsspiel beim FC Bayern die Saison – aber nicht für alle. Sechs Spieler machen sich noch Hoffnungen auf eine WM-Teilnahme – haben aber ganz unterschiedliche Chancen.

Stuttgart - Die Bühne ist nicht die schlechteste: Wenn der FC Bayern am kommenden Samstag vor großem Publikum – live im Stadion und in weltweiten TV-Übertragungen – erst sein letztes Saisonspiel in der Fußball-Bundesliga bestreitet und danach die Meisterschale in Empfang nimmt, ist auch der VfB Stuttgart mit von der Partie. Was einigen Profis des Aufsteigers die Möglichkeit bietet, bei ihrem jeweiligen Nationaltrainer noch einmal Argumente anzuliefern. Für eine Teilnahme an der WM in Russland (14. Juni bis 15. Juni). Sechs Spieler sind es beim Aufsteiger, die sich Hoffnungen machen – mit unterschiedlichen Ausgangspositionen.

Benjamin Pavard: Er trommelte vor Wut mit den Händen auf den Rasen, dann schlug er sie vors Gesicht – denn was Laurent Koscielny vergangene Woche spürte, waren nicht nur körperliche Schmerzen. Der Innenverteidiger des FC Arsenal zog sich im Halbfinale der Europa League gegen Atlético Madrid nicht nur einen Riss der rechten Achillessehne zu, sonden wusste in diesem Moment auch: Sein WM-Traum ist ausgeträumt. Der 32-Jährige fehlt im Aufgebot der Franzosen. „Er ist am Boden zerstört“, sagte Arsenal-Coach Arsène Wenger. Frankreichs Nationaltrainer Didier Deschamps meinte: „Das ist ein schwerer Schlag für uns.“ Aber auch eine Chance für Benjamin Pavard.

Pavard ist der Aufsteiger der Saison

Der Abwehrspieler des VfB ist einer der Aufsteiger der Saison in der Bundesliga und bestritt bislang alle Ligaspiele über 90 Minuten. Im vergangenen Herbst feierte er sein Debüt in der Equipe tricolore, seine Chancen standen schon vor Koscielnys Verletzung nicht schlecht – auch, weil Deschamps ihn auch schon als Rechtsverteidiger eingesetzt hat. Gegen den FC Bayern kann er sich nun noch einmal beweisen, eine Nominierung am 17. Mai scheint schon jetzt ziemlich sicher.

Mario Gomez: Der 32-Jährige ist aus dem Alter heraus, in dem er Tore benötigt, um sein Ego zu befriedigen und Werbung in eigener Sache zu machen. Gomez weiß, das auch andere wissen, dass er auch abseits seiner Abschlussstärke viel in eine Mannschaft investieren kann. Zum falschen Zeitpunkt kam der Doppelpack des VfB-Stürmers gegen 1899 Hoffenheim am vergangenen Samstag dennoch nicht. Das Gesamtpaket, das der dreimalige deutsche Meister mittlerweile verkörpert, wurde noch einmal deutlich.

Am 15. Mai nominiert Bundestrainer Joachim Löw in Dortmund seinen vorläufigen Kader für die WM in Russland. Bis dahin stellt sich weiter die Frage: Mario Gomez oder Sandro Wagner? Beide wuchtigen Stürmer treffen am Samstag in München noch einmal aufeinander, allerdings ist es auch durchaus denkbar, dass Löw – zumindest für den vorläufigen Kader – beide ins Aufgebot beruft. Wagner hat in dieser Saison mehr Tore geschossen als Gomez, der VfB-Stürmer allerdings hat einen wesentlich höheren Anteil am Erfolg seiner Mannschaft als der Bayern-Angreifer, der im Winter aus Hoffenheim nach München gewechselt ist.

Kaminskis Konkurrenz ist überschaubar

Marcin Kaminski: Der Pole fristet beim VfB Stuttgart sicher kein Schattendasein – so richtig im Fokus steht er aber auch nicht. Weil die Abwehr mit Timo Baumgartl, Benjamin Pavard und Holger Badstuber nahezu überbesetzt ist, kam Kaminski in den vergangenen Wochen eher zu Kurzeinsätzen oder war Lückenfüller, wenn einer der Arrivierten mal ausgefallen ist. Aber: Immer dann war auch Verlass auf den Abwehrmann, der auf 2. Bundesligaspiele kommt. Und für den zudem spricht, das es im polnischen Kader nicht gerade ein Überangebot an Innenverteidigern gibt.

Neben dem 26-jährigen Stuttgarter gibt es noch Kamil Glik (AS Monaco), Michal Pazdan (Legia Warschau) und Thiago Cionek (SPAL 2013), allerdings wurde auch schon der Dortmunder Lukasz Piszczek in einer Dreierkette als Innenverteidiger eingesetzt. Dass der VfB weiter in Kaminski vertraut und dessen Vertrag unlängst bis 2021 verlängert hat, könnte dem ruhigen Polen aber auch in Sachen WM-Nominierung zugute kommen – obwohl er erst fünf Länderspiele bestritten hat. Dass er in München noch einmal Werbung in eigener Sache machen kann, ist eher unwahrscheinlich.

Santiago Ascacibar: Der kleine Argentinier ist derzeit in aller Munde – allerdings nicht nur deshalb, weil er sich in seiner ersten Bundesligasaison erstaunlich schnell in Deutschland zurechtgefunden hat. Am vergangenen Samstag sah er im Spiel gegen 1899 Hoffenheim Gelb-Rot – und weil er sich danach tierisch (über sich selbst) aufregte, verdonnerte ihn der Deutsche Fußball-Bund (DFB) zu 10 000 Euro Geldstrafe. Was wiederum den VfB Stuttgart auf die Palme brachte. Als „unverhältnismäßig“ kritisierte Sportvorstand Michael Reschke die Höhe der Strafe. Die für Ascacibar aber wohl das kleinere Übel darstellt.

Profitiert Ascacibar von Biglias Verletzung?

Bitterer für ihn ist, dass er sich am Samstag in München nicht noch einmal präsentieren und seine WM-Ambitionen untermauern kann. Ascacibar ist gesperrt – und hofft dennoch auf eine Nominierung für die argentinische Auswahl. Leicht erhöht haben sich seine Chancen durch die Verletzung von Lucas Biglia (AC Milan). Der 21-jährige Ascacibar sagt: „Ich gebe zu, dass ich von der Nationalmannschaft und der WM träume.“

Takuma Asano: Als die japanische Nationalmannschaft beim 2:0 gegen Australien die WM-Qualifikation perfekt gemacht hat, glänzte der VfB-Angreifer als Torschütze. In den vergangenen Monaten sind dessen Chancen aber eher gesunken. Zwar war Nationaltrainer Akira Nishino zuletzt in Stuttgart, in der Bundesliga kam der „Jaguar“ aber in der gesamten Rückrunde nicht mehr zum Einsatz, stattdessen lief sogar für die zweite Mannschaft der Stuttgarter in der Regionalliga auf. Auch für die Länderspiele war er nicht mehr nominiert worden.

17 Spiele (drei Tore) hat Asano bislang für Japan bestritten, nach dieser Saison endet seine zweijährige Ausleihe, er kehrt dann zunächst zum FC Arsenal zurück. In München am Samstag wird er ziemlich sicher nicht mehr zum Einsatz kommen.

Emiliano Insua: Gute Außenverteidiger sind rar, nicht nur in einzelnen Ligen – sondern weltweit. Insofern war es keine Überraschung, dass Emiliano Insua im vergangenen Jahr mal vorspielen durfte bei der Nationalmannschaft der Argentinier. Ein fixer Bestandteil ist er aber nicht geworden in den vergangenen Monaten. Beim VfB verhandelt der 29-Jährige derzeit über eine Verlängerung seines am Saisonende auslaufenden Vertrags, am Samstag in München kann er als etablierte Stammkraft noch einmal Werbung in eigener Sache machen, auf eine WM-Teilnahme hat der Argentinier aber lediglich Außenseiterchancen.