Fußball. Der Vaihinger Markus Milchraum will bei seinem neuenClub in Karlsruhe noch einmal durchstarten. Von Harald Landwehr

Fußball. Der Vaihinger Markus Milchraum will bei seinem neuenClub in Karlsruhe noch einmal durchstarten. Von Harald Landwehr

Keine Frage: 700 mehr oder weniger zu fahrende Kilometer auf der Autobahn machen einen gewaltigen Unterschied. Das gilt auch für die Vaihinger Familie Milchraum. Wollten deren Mitglieder in der vergangenen Saison den Sohn und Bruder Patrick bei Heimspielen in der zweiten Fußball-Bundesliga beobachten, dann waren sie insgesamt knapp zehn Stunden unterwegs - einmal hin nach Aue in Sachsen und einmal wieder zurück. Allzu häufig war das sogar noch vergebene Liebesmüh, denn der Profi Patrick Milchraum kam bei seinem etwas unglücklichen, einjährigen Abstecher zum FC Erzgebirge überhaupt nur zu sechs Einsätzen. Da ist die aktuelle Situation für alle Beteiligten schon wesentlich komfortabler, denn seit ein paar Wochen steht der einstige Jugendspieler des SV Vaihingen in derselben Liga beim Karlsruher SC unter Vertrag. Dorthin ist nicht nur der Weg kürzer, auch die persönlichen Erfolgsaussichten scheinen wieder besser.

Bei seinem Pflichtspieldebüt im neuen Trikot hat Milchraum am vergangenen Wochenende sogleich aufhorchen lassen. Im DFB-Pokalspiel gegen seinen Ex-Club Aachen erzielte er den wichtigen Treffer zum zwischenzeitlichen 1:1-Ausgleich. Am Ende gewannen die Badener mit 3:1 und zogen in die zweite Hauptrunde ein. Nicht nur deshalb fühlt sich der 27-Jährige bereits pudelwohl. "Wir standen schon vor einem Jahr in Kontakt, aber da hat es leider noch nicht geklappt. Ich kann mir aber gut vorstellen, dass ich mindestens drei, vier Jahre in Karlsruhe bleibe", sagt Milchraum, der es nach seinem Weggang aus Stuttgart im Jahr 2004 auch beim TSV 1860 München und in Aachen auf längere Aufenthalte brachte.

Für den aktuellen Stand der Karriere scheint der Traditionsclub Karlsruhe genau die richtige Station zu sein. Es ist die Chance, nach einer verlorenen Saison im Erzgebirge mit zwei schweren Verletzungen und kaum Chancen, in die Stammelf zu kommen, noch einmal neu durchzustarten. "Die Gespräche mit dem Trainer Rainer Scharinger waren sehr positiv. Er weiß, was ich kann, und er baut auf meine Erfahrung aus fast 150 Zweitligaspielen, um unsere jungen Spieler zu führen", sagt Milchraum. Selbst die Hoffnung, dass es für ihn im reiferen Fußballeralter noch ganz nach oben gehen könnte, nämlich in die deutsche Eliteklasse, hat der einstige Junioren-Nationalspieler noch nicht aufgegeben. Der KSC als Sprungbrett - der Mann von den Fildern hätte nichts dagegen.

Zweimal hat Milchraum bereits Verträge bei deutschen Erstligisten unterschrieben, ehe er sich beim Dienstantritt jeweils doch erneut in der zweiten Liga wiederfand. Sowohl die Münchener "Löwen" als auch die Aachener Alemannen stiegen zwischenzeitlich ab. Auf seiner jetzigen Station gehe es erst einmal darum, nach dem Beinaheabsturz im vergangenen Frühjahr "so schnell wie möglich die Punkte für den Klassenverbleib zu sammeln". "Mittel- oder langfristig glaube ich, dass sich der KSC durchaus auch mal wieder nach oben orientieren wird", sagt Milchraum, der in den ersten beiden Punktspielen noch wegen eines Muskelfaserrisses pausieren musste. Ist er fit, dürfte er in der in runderneuerten Mannschaft einen Stammplatz als Linksverteidiger sicher haben.

Dass der 27-Jährige für einen Karriereschritt nach vorn auch durchaus bereit ist, noch einmal einen Schritt zurück zu gehen, wurde vor einem Jahr deutlich. Damals kurzzeitig vertragslos, trainierte er bei seinem Ex-Club Stuttgarter Kickers mit und stand überdies mit dem ambitionierten Regionalligisten RB Leipzig in Kontakt. "Beides wäre eine Option gewesen, wenn das Angebot aus Aue nicht gekommen wäre", sagt Milchraum, der nach wie vor enge Bindungen zu seinem Heimatverein SV Vaihingen hat. Am Ende der vergangenen Saison, als sein Bruder am Schwarzbach den Aufstieg perfekt gemacht hat, war er als Zuschauer dabei. Und "wenn es unser Spielplan zulässt, werde ich auch in dieser Runde häufig bei Landesligaspielen zu Gast sein", kündigt Milchraum an.

Bei nur noch 80 Kilometern Anreise sollte so ein Abstecher schon hin und wieder klappen.