Von Heino SchütteSCHWÄBISCH GMÜND. Eine Klatsch-Geschichte des Boulevards über die gleichgeschlechtliche
SCHWÄBISCH GMÜND. Eine Klatsch-Geschichte des Boulevards über die gleichgeschlechtliche Partnerschaft des Oberbürgermeisters von Schwäbisch Gmünd, Rainer Arnold, mit dem persönlichen Sekretär von Herzogin Diane von Württemberg wird in der Remstal-Stadt gelassen hingenommen.
In ¸¸Bild' sah's aus wie die große Enthüllung: ¸¸Schwäbisch Gmünder Oberbürgermeister liebt den Sekretär der Herzogin', textete das Blatt. Die Reaktion darauf in der 61 000-Einwohner-Stadt: keine Verlegenheit, schon gar keine Scham, stattdessen Toleranz. Es bedurfte dort auch keines spektakulären Outings wie beim Sonderparteitag der SPD am 10. Juni 2001 in Berlin, als der Regierende Bürgermeister Klaus Wowereit seinen berühmten Satz in den Saal rief: ¸¸Ich bin schwul - und das ist auch gut so!'
Richard Arnold (51) und Stephan Kirchenbauer (49) dagegen setzten immer schon auf Offenheit. Seit 13 Jahren leben sie zusammen, haben im Heimatdorf Arnolds das Bauernhaus seiner Eltern teils eigenhändig renoviert. Im örtlichen Liederkranz sind sie immer schon als Paar vertreten. Große Wertschätzung schlägt den außergewöhnlich musisch Begabten im gesamten kulturellen Leben des Dorfes und der Stadt entgegen. Richard Arnold ist ein begnadeter Tenor, sein Partner hat in Gmünd zahlreiche Schau- und Laiensingspiele organisiert.
Auch wenn Arnold lange Zeit als Leiter der Landesvertretung bei der EU in Brüssel eher auf internationaler Bühne daheim war, hielten er und Stephan Kirchenbauer engen Kontakt zur Heimat und halfen hier sogar mit, einen Dorfgemeinschaftsverein zu gründen. Im vergangenen Jahr ereignete sich eine beruflich-persönliche Wende: Christdemokrat Richard Arnold trat bei der OB-Wahl gegen Amtsinhaber Wolfgang Leidig (SPD) an. Der Amtsinhaber schickte überdeutlich auch Frau und Kinder in den Wahlkampf - gegen das gleichgeschlechtliche Paar, das sein Anderssein in der katholisch geprägten Stadt nie versteckte. Das Ergebnis: Mit 55 Prozent der Stimmen hob Arnold Leidig aus dem Sattel. Ein bisschen verwundert rieb sich mancher Bürger dennoch die Augen, als bei der Amtseinsetzung ausgerechnet der konservative Pfarrer und Stadtrat den neuen OB dienstverpflichtete, der in den Wochen zuvor mit dem Thema gleichgeschlechtliche Liebe gehadert hatte.
Was sagt Arnold selbst? Der Oberbürgermeister sieht die Angelegenheit auffallend locker. Die Tatsache, dass seine Liebe zu einem Mann in Schwäbisch Gmünd allseits akzeptiert wird, betrachtet der Oberbürgermeister als weiteren Pluspunkt für den traditionell toleranten Geist der einstigen Römer- und Stauferstadt. ¸¸Hier kann sich jeder so geben, wie er ist. Schwäbisch Gmünd ist eine lebensfrohe Stadt.'
Offenheit lernten die Bürger schon im Rahmen ihrer reichen Handelsbeziehungen als Gold- und Silberstadt. Und derzeit bauen die rund 3500 ¸¸Türkisch Gmünder' ein muslimisches Gemeindezentrum mit Moschee und Minarett und einer großen ¸¸Fensterfront der Offenheit' zu Altstadt und Münster hin. All dieses stellt das Stadtoberhaupt gerne in einen Gesamtkontext. Die berufliche Verbindung seines Partners zu Herzogin Diana von Württemberg bedeutet für Gmünd einen kulturellen Gewinn. Die Künstlerin und Kulturförderin ist in der Stadt sehr geschätzt. 2009 hat sie die Schirmherrschaft über eine große bürgerschaftliche Spendenaktion zugunsten der Wallfahrtsstätte St. Salvator übernommen.