Nicht zu stoppen: Randal Kolo Muani (vorn) Foto: dpa/Arne Dedert

Bei Eintracht Frankfurt loben alle Topscorer Randal Kolo Muani. Trainer Oliver Glasner ist vor allem von der Vielseitigkeit des Angreifers begeistert.

Natürlich hat ein Motivwagen von Eintracht Frankfurt nicht gefehlt, als sich erstmals seit drei Jahren am Sonntag wieder der große Fastnachtsumzug durch die Hochhausschluchten der Mainmetropole schlängelte. Den Nachbildungen in Pappmaschee von Maskottchen Attila, Kapitän Sebastian Rode und Alterspräsident Makoto Hasebe jubelten die Menschenmassen zu, denn wenn Frankfurt auf etwas gerade stolz ist, dann ja wohl die Eintracht. Dazu hätte es einen besseren Wahlspruch für das Champions-League-Achtelfinale gegen den SSC Neapel an diesem Dienstag (21 Uhr) kaum geben können als am Wagen: „Auf Europas beste Mannschaft ist Verlass, egal, was kommt, wir schaffen das!“

 

Ein Spieler ohne Limit

Doch dafür braucht es einen, der beim Umzug nicht abgebildet war: Randal Kolo Muani. Der Unterschiedsspieler bei den Hessen, dem die Nordwestkurve, die Heimat der Ultras, bereits einen eigenen Song gewidmet hat. Über den Refrain von „No Limit“ des in den 90er Jahren populären Eurodance-Duos „2 Unlimited“ wurden jene Verse gelegt, die in englischen Stadien mal den Brüder Yaya und Kolo Touré galten. Immer wenn Kolo Muani im Adlerdress in diesem Jahr trifft, dröhnt „Kolo, Kolo, Kolo, Kolo, Kolo, Kolo – Muani“ in Endlosschleife durch den Frankfurter Stadtwald.

Der 24-Jährige verschiebt gerade im Wochenrhythmus seine eigenen Grenzen. „No Limit“ eben. „Er ist ein sensationeller Typ, ein guter Charakter“, lobte Weltmeister Mario Götze am Montag in der Pressekonferenz. „Er hat eine enorme Qualität.“ Wie der Edeltechniker Götze und der Torjäger Kolo Muani sich die Bälle zuspielen, erinnert ältere Semester bei der Eintracht an die seligen Zeiten, als Uwe Bein das Leder Anthony Yeboah in den Lauf legte. Gewisse Parallelen sind fast drei Jahrzehnte später nicht zu leugnen.

Kolo Muani kommt abseits des Platzes ausgesprochen bodenständig rüber, wie bei Superstar Kylian Mbappé (Paris Saint-Germain) liegen seinen Wurzeln in der Pariser Vorstadt Bondy. Alle Lobeshymnen auf seine individuelle Qualität münzt er in Danksagungen ans kollektive Wirken um. Nach dem Heimsieg gegen Werder Bremen (2:0) sagte er: „Jetzt geht es darum, weiter dranzubleiben und zu sehen, was möglich ist. Jetzt kommen die Wochen, in denen wir präsent sein müssen.“ Die SGE hat schließlich in drei Wettbewerben noch hohe Ziele.

Ihr Bester, der vor der Saison zwar ablösefrei vom FC Nantes kam, aber ein sehr ordentliches Handgeld kassiert haben soll, steht mit zehn Toren und 13 Vorlagen in der Scorerliste der Bundesliga ganz vorne. Trainer Oliver Glasner kommt um Loblieder auf seine Nummer neun im Sturmzentrum gar nicht umhin: „Er hat alles: Tempo, Leichtigkeit, Abschlussstärke, Selbstvertrauen.“ Was ihm aber am besten gefalle, dozierte der Österreicher erst kürzlich, dass sich sein Topangreifer mittlerweile auch im Spiel gegen den Ball voll integriert habe: „Er steht auch in der Defensive seinen Mann.“

Dass der französische Vizeweltmeister im neuen Jahr mit größerer Effizienz aufwarten würde, war ja nicht zwingend zu erwarten, nachdem im WM-Finale der argentinische Teufelskerl Emiliano Martinez in der letzten Minute der Verlängerung mit einer tollkühnen Parade einen Schuss von Kolo Muani abwehrte. Das sei natürlich ein Rückschlag gewesen, „mit dem ich zu kämpfen habe“, gestand er einmal. Die Erfahrung habe ihn letztlich nur stärker gemacht.

Im K.-o.-Duell der Königsklasse mit dem weit enteilten Tabellenführer der Serie A kommt es auch zum Kräftemessen der Torjäger: Der Nigerianer Victor Osimhen, ebenfalls erst 24, ist für Napoli nicht minder wichtig. Für Glasner ist der ehemalige Bundesligaspieler des VfL Wolfsburg im Direktvergleich sogar der „robustere Wandspieler“. Für ihn begegnen sich in der Arena im Stadtwald „zwei der besten fünf Stürmer, die in Europa spielen“.

Wie lange bleibt er?

Längst gilt Kolo Muani als Profi mit riesigem Renditeversprechen, doch möchte Sportvorstand Markus Krösche ihn noch gar nicht abgeben: „Wenn Spieler sich deutlich schneller entwickeln als der Club, bin ich allerdings auch bereit, sie ziehen zu lassen, aber diesen Zeitpunkt sehe ich bei Randal noch nicht.“ Dass der Adlerträger aber seinen bis 2027 laufenden Vertrag erfüllt, dürfte ausgeschlossen sein.

Die auch mit dem FC Bayern lose in Verbindung gebrachte Eintracht-Entdeckung hat nun gerade seine Berateragentur MDC Advisors verlassen, um sich lieber von seiner Familie und Ex-Profi Moussa Sissoko (berät unter anderem Barcelona-Spieler Ousmane Dembélé) vertreten zu lassen. Dahinter müsse man nicht zu viel vermuten, erklärte Kolo Muani vor zwei Wochen mit einem breiten Grinsen: „Ich habe jetzt die Familie, die sich um alles kümmert.“ Was auch immer das für seine Zukunft heißen mag.