Fußball. Im Sommertheater mit dem "Fall Göppingen" ist weiter kein Ende in Sicht. Der FSV Bissingenund der 1.FC Frickenhausen wollen gegen das sich abzeichnende Urteil klagen. Von Franz Stettmer

Fußball. Im Sommertheater mit dem "Fall Göppingen" ist weiter kein Ende in Sicht. Der FSV Bissingenund der 1.FC Frickenhausen wollen gegen das sich abzeichnende Urteil klagen. Von Franz Stettmer

Um Punkte auf dem Rasen geht es erst vom kommenden Samstag an wieder. Einen wichtigen Punktsieg abseits des Spielfelds können die Fußballer des SV Bonlanden schon jetzt verbuchen. Nach der jüngsten Verhandlungsrunde im "Fall Göppingen" ist die Wahrscheinlichkeit gesunken, dass für die Filderstädter das seit Wochen zu skizzierende Schreckensszenario Wirklichkeit wird: nämlich, dass sie ihren Oberliga-Startplatz nachträglich am grünen Tisch verlieren. "Wir gehen davon aus, dass das jetzt praktisch durch ist und wir mit Freude in die Saison starten können", sagt der Trainer Norbert Stippel. Freilich: das letzte Wort in der allmählich unendlichen Geschichte scheint längst nicht gesprochen.

Hat der 1. Göppinger SV in der vergangenen Saison Spieler eingesetzt, die keine Vereinsmitglieder und somit nicht spielberechtigt waren, oder hat er nicht? Das war und ist die Frage. Nach einer nun angesetzten mündlichen Vernehmung einiger Kicker und der Verantwortlichen des Vereins ist das Sportgericht des Verbands zu dem Ergebnis gekommen: nein. Dies sei zumindest "die vorläufige Rechtsauffassung". Und die bedeutete, dass es also auch keine nachträglichen Spielwertungen und Verschiebungen in der Tabelle geben wird - womit wiederum der SV Bonlanden seinen sportlich errungenen Meistertitel samt Aufstiegsrang behielte.

Ein zweites Ermittlungsverfahren, das gegen den bisherigen Ligarivalen Göppingen läuft, hätte keine rückwirkenden Folgen. So besteht gegen den letztlich Tabellenvierten mittlerweile zudem der Verdacht, als Amateure registrierte Spieler zu hoch vergütet zu haben. Die maximal zulässigen Aufwendungspauschalen sind per Statuten geregelt. In dieser Angelegenheit drohen dem Verein eine Geldstrafe und ein Punkteabzug für die anstehende neue Saison. Eine Entscheidung in beiden Kapiteln will der Verband am morgigen Donnerstag bekannt geben.

So - und damit dann aber auch endlich Schluss und genug, könnte man meinen. Letzter Vorhang im diesjährigen Sommertheater. Jetzt allein wieder Fußball statt eines Hickhacks hinter den Kulissen. Nur: kommen wird es wohl anders. Denn sowohl der FSV Bissingen als auch der 1. FC Frickenhausen haben bereits angekündigt, das sich abzeichnende Urteil in dieser Form nicht zu akzeptieren. Beide Clubs hegen als Kläger weiter die Hoffnung, auf juristischem Weg den Aufstieg beziehungsweise Klassenverbleib feiern zu dürfen. Sollten ihre eigentlichen Niederlagen gegen Göppingen in 3:0-Siege umgewandelt werden, wären sie diejenigen, die im Klassement entscheidend profitierten.

Der von den Bissingern verpflichtete Anwalt Thorsten Majer sieht die vom Verband erlangte aktuelle Einschätzung als "rechtlich in keinster Weise haltbar". Zugrunde lägen eine "schwachsinnige" Argumentation und "juristische Fantasien". So versteige sich der Verband dazu, Spielerlaubnisanträge als Mitgliedsanträge zu werten. Eine faktische Mitgliedschaft aller vermeintlich betroffenen Spieler konnten die Göppinger bislang offenbar nicht nachweisen. Für Majer "riecht" das Ganze "nach einem Kuhhandel", und zwar zu Ungunsten seines Auftraggebers. Für ihn steht fest: "Ändert sich die Begründung nicht, gehen wir gegen dieses Urteil vor - entweder im Sportgerichtsverfahren oder vor einem ordentlichen Gericht". Ebenso wollen die Frickenhausener laut ihrem Abteilungsleiter Klaus Uhl "in die nächste Instanz". Auch Uhl spricht von einem "überhaupt nicht nachvollziehbaren Verhandlungsergebnis".

Demgemäß gilt eine Fortsetzung des leidigen Themas als sicher, mit welchen Erfolgsaussichten auch immer, definitiv aber unter noch verkomplizierten Umständen: Die neue Punkterunde beginnt wie erwähnt bereits am Wochenende. Es wäre also allmählich an der Zeit für jeden zu wissen, in welcher Liga er eigentlich spielt. Eigentlich. Was im Fall der Fälle zu tun bliebe, bestimmen die Paragraphen der Verbandsordnung eindeutig. Einmal angenommen, der FSV Bissingen bekäme tatsächlich noch Recht, während das Spieljahr 2011/2012 bereits läuft - es hätte folgende Konsequenz: der SV Bonlanden müsste den Startplatz mit seinem Kontrahenten tauschen, und zwar mitten im Wettbewerb. Der eine übernähme jeweils die bereits erzielten Ergebnisse des anderen.

Das mutet zwar absurd an. Das klingt schon wieder nach Schwachsinn, um im vorigen Jargon zu bleiben. Aber so ist es festgeschrieben.