Die Depeche-Mode-Experten Sascha Lange und Dennis Burmester haben ein neues Buch über die britische Elektrorockband veröffentlicht. Sie zeichnen 40 Jahre Konzertgeschichte der Band nach.
Alle haben mal klein angefangen. Taylor Swift putzte Klinken bei Plattenlabels in Nashville und wurde dort in einem Club entdeckt. Bob Dylan tingelte durch die Clubs im New Yorker Stadtteil Greenwich Village und hatte sein erstes professionelles Engagement im Vorprogramm der Blues-Legende John Lee Hooker. Depeche Mode wiederum spielten ihre ersten Gigs in der Trabantenstadt Basildon bei London. Der Rest ist Geschichte: 40 Jahre später zählt Depeche Mode zu den Rockgiganten der Musikwelt und tourt durch ausverkaufte Stadien und Hallen.
Der Autor Sascha Lange und der DJ und Veranstalter Dennis Burmester, seit Jahrzehnten Fans und Experten für die Geschichte der Elektrorockband, zeichnen den Aufstieg der Gruppe nun in einem soeben erschienen voluminösen und bildgewaltigen Band mit dem Titel „Depeche Mode Live“ nach. Den roten Faden bilden die Tourneen und Konzertauftritte – angefangen von liebenswerten-amateurhaften Gigs Anfang der 1980er, bei denen Vince Clark und Martin Gore ihre Synthesizer mangels Alternativen auf Bierkästen platzierten, bis hin zu den perfekt durchchoreografierten Konzerten der aktuellen Memento-Mori-Tour.
Fotos und Repros aus vier Jahrzehnten Band-Geschichte
Seinen Charme bezieht der Band aus der schier endlosen Zahl von Fotos und Repros aus der Sammlung von Dennis Burmester. Fotostrecken von Konzerten aus 40 Jahren, Schnappschüsse hinter den Kulissen und mit Fans, Plakate, Backstagepässe und Eintrittskarten – es sind vier Jahrzehnte üppig bebilderte Bandgeschichte.
Darunter ist viel Bekanntes, etwa rund um die Konzertfilmproduktionen, allen voran der Film „101“, der den Durchbruch von Depeche Mode in den USA dokumentiert, oder das Drama der Devotional-Tour, als der damals schwer drogenabhängige Dave Gahan bei einem Auftritt einen Herzinfarkt erlitt und Andy Fletcher aufgrund von Depressionen die Tournee vorzeitig abbrechen musste.
Einblicke in die besondere Dynamik der Band
Die Leser entdecken aber auch Perlen wie Faksimiles von Briefen, die Martin Gore Anfang der 80er Jahre auf Deutsch an die Kölnerin Maren Bode schrieb. Die 15-Jährige hatte seinerzeit ein Konzert besucht und die Band kurz nach der Show getroffen. Daraus entwickelte sich eine Brieffreundschaft, in einer Ausgabe des Jugendmagazins Bravo wurde die Geschichte 1983 auf einer Doppelseite erzählt.
Abseits dem Schwelgen in bunten Erinnerungen liefert der Band einmal mehr Einblicke in die besondere Dynamik der Band Depeche Mode, die einige Rückschläge einstecken musste. Angefangen von den Aussteigern Vince Clark und Alan Wilder, über die Drogen- und Alkoholsucht von Dave Gahan und Martin Gore, psychische Krisen und schließlich den Tod von Andy Fletcher, der 2022 überraschend starb. Der Vitalität der Band hat das keinen Abbruch getan, ganz im Gegenteil, wie die Auftritte der aktuellen Tournee eindrucksvoll zeigen.
Depeche Mode Live, von Dennis Burmester und Sascha Lange, Blumenbar Verlag, 60 Euro.