Hemmingen Die Hemminger haben sich nach 32 Jahren von ihrem Schultes Werner Nafz verabschiedet. Von Franziska Kleiner

Hemmingen Die Hemminger haben sich nach 32 Jahren von ihrem Schultes Werner Nafz verabschiedet. Von Franziska Kleiner

Standing Ovations für den scheidenden Hemminger Bürgermeister Werner Nafz: stehend haben ihm am Freitagabend mehr als 500 Festgäste in der Gemeinschaftshalle applaudiert. Schmunzelnd stand der 65-Jährige währenddessen auf der Bühne, und doch war er in diesem Moment ergriffen. Zuvor hatten sich in einer vierstündigen Veranstaltung Amtskollegen und Vertreter des Hemminger Lebens auf ihre, häufig humorvolle Weise von ihm verabschiedet. 32 Jahre war Werner Nafz für die Gemeinde verantwortlich gewesen. Am Freitag war es nun "time, to say good by": mit diesen Worten sagte der Freie Wähler Lebewohl und gab die Verantwortung weiter an Nachfolger Thomas Schäfer (CDU). Nafz selbst wurde an diesem Abend die Ehrenbürgerwürde verliehen.

Der EU-Kommissar, Ex-Ministerpräsident und frühere Ditzinger CDU-Landtagsabgeordnete Günther Oettinger verwies vor allem auf Nafz" Wirken unmittelbar nach der Kreisreform. In den 1970er-Jahren war die Gemeinde binnen kürzester Zeit um das Doppelte angewachsen und die Neubürger mussten integriert werden. Das Programm an diesem Abend zeige, "wie stark sich Hemmingen zu einer Heimat entwickelt hat", so Oettinger. An Nafz gewandt: "Diese Leistung ist Ihre Leistung." Der Nachfolger habe nun andere Aufgaben. Angesichts des Bevölkerungsrückgangs und der wirtschaftlich veränderten Rahmenbedingungen ginge es nicht mehr um Auf- und Ausbau sondern um einen "verträglichen Abbau", der Strukturen: "Das ist eine knifflige Herausforderung."

Nafz selbst ließ einige Projekte Revue passieren, die in den vergangenen rund drei Jahrzehnten umgesetzt worden waren. Er nutzte zudem die Gelegenheit, sich bei Weggefährten und Mitarbeitern zu bedanken. Zu den Gemeinderäten sagte er: "32 Jahre haben Sie mich getragen, ertragen, unterstützt, kritisiert, aufgemuntert, vertraut, geärgert und gelobt." CDU-Gemeinderat Peter Huber würdigte dessen Leistung für die Kommune: Er habe eine Gemeinde übernommen, auf der ein Schuldenberg lastete, Nafz habe zugleich aber die Infrastruktur für die rasant gewachsene Bevölkerung schaffen müssen. Vieles habe in der Gemeinde im Argen gelegen. "Heute haben wir 20 Millionen Euro Rücklage und nahezu alles in unserer Gemeinde ist in Ordnung", sagte Huber unter Beifall.

"Eine Ära geht zu Ende. Wir im Kreis und ich persönlich halten etwas den Atem an", meinte dann auch der Landrat Rainer Haas. In den 14 Jahren seiner Amtszeit "habe ich nicht ein einziges Mal zu Ihnen kommen müssen, weil man irgend etwas hätte richten müssen". Dass er den "immer ausgezeichneten Verwaltungsfachmann" und Freien Wähler-Kreisrat auch weiterhin im Kreishaus antreffen werde, freue ihn. Denn "wenn er einen Rat gibt oder etwas sagt, kann ich mich darauf verlassen", würdigte Haas den Schultes.

War Nafz mit stehenden Ovationen verabschiedet worden, begrüßten die Hemminger ihren neuen Schultes wenige Minuten später nach seiner Verpflichtung ebenso herzlich. Thomas Schäfer freute sich, fortan an dem "funktionierenden Gemeinwesen Teil zu haben". Der Abend endete mit einem Großen Zapfenstreich zu Ehren von Werner Nafz, gespielt von 120 Beteiligten, dem Hemminger Spielmann- und Fanfarenzug, der Feuerwehr und dem Musikverein Oberriexingen.