Die Polizei zeigte Präsenz bei den Kundgebungen in Stuttgart. Foto: Fotoagentur-Stuttg/Andreas Rosar

In Stuttgart geraten bei einer Demonstration verschiedene Gruppen aneinander. Es kommt zu zum Teil gewaltsamen Auseinandersetzungen. Die Polizei zieht eine erste Bilanz.

Stuttgart/Freiburg - Bei einer propalästinensischen Kundgebung in Stuttgart hat es am Samstag tumultartige Szenen gegeben. Fotos vom Marienplatz zeigten, wie Menschen Demonstranten abwehrten und Polizisten Demo-Teilnehmer am Boden festhielten. Die Polizei teilte am frühen Sonntagmorgen mit, im Laufe der Versammlung sei die Stimmung gekippt: „Zwischen Teilen der palästinensischen, kurdischen und türkischen Demonstrationsteilnehmenden“ sei es „zu verbalen Anfeindungen, verbotenen Ausrufen und Provokationen“ gekommen. Nach einer körperlichen Auseinandersetzung seien zwei Tatverdächtige vorläufig festgenommen worden. Es sei - auch nach Flaschenwürfen in Richtung der Beamten - niemand verletzt worden.

Danach sei die Kundgebung jedoch beendet worden, teilte die Polizei weiter mit. Die Zahl der Teilnehmer nannte sie nicht. Ein Polizeisprecher hatte zunächst nur gesagt, es seien deutlich mehr Menschen als die angemeldeten 50 gekommen, zugleich habe es auch Gegendemonstranten gegeben. Nach Ende der Kundgebung bildeten sich nach Polizeiangaben Spontanaufzüge. Es sei zu mehreren strafbaren Handlungen gekommen, unter anderem drei Raubdelikte, wobei jeweils Fahnen entwendet worden seien. Zudem kam es körperlichen Auseinandersetzungen. Ein Tatverdächtiger wurde festgenommen.

Auch in Freiburg teils aufgeheizter Stimmung

Auch in Freiburg sprach die Polizei von teils aufgeheizter Stimmung bei einer ebenfalls von der Initiative „Palästina spricht“ organisierten Kundgebung mit bis zu 600 Teilnehmern. Dort wurden auch Transparente mit provozierendem - aber nicht strafrechtlich relevantem - Inhalt gezeigt. Sowohl der Versammlungsleiter als auch die Polizei hätten die Teilnehmer dazu gebracht, dies zu unterlassen, hieß es.

Zuvor waren auf demselben Platz Gottesdienste der jüdischen Gemeinde abgehalten worden. Dabei beleidigte ein 17-Jähriger deutscher Staatsangehörigkeit einen Mann jüdischen Glaubens, wie die Polizei mitteilte. Gegen den Jugendlichen wurde ein Strafverfahren eingeleitet.

Die beiden Veranstaltungen gehörten zu mehreren in ganz Deutschland zum „Tag der Nakba“ (Katastrophe) am 15. Mai, an dem die Palästinenser an ihr Leid und die Vertreibung im Zuge der Gründung des israelischen Staates 1948 erinnern. Seit Tagen bekämpfen sich auch wieder Israel und militante Palästinenser aus dem Gazastreifen mit Raketen und anderen Waffen. Es gab schon mehrere Tote. Der Konflikt zwischen Israelis und Palästinensern hatte sich während des muslimischen Fastenmonats Ramadan und nach der Absage der palästinensischen Parlamentswahl zugespitzt.