Der Kinder- und Jugendchor Belcanto eröffnete den Neujahrsempfang. Foto: Martin Bernklau

Eva Hosemann vom Theater Rampe ist die Rednerin beim Neujahrsempfang imRathaus.

Degerloch - Es wurde gesungen, wie vielleicht noch nie in den schmuck renovierten altehrwürdigen Fachwerkmauern des Degerlocher Rathauses. Vierstimmig intonierte die ganze Gesellschaft beim Neujahrsempfang am Dienstagabend oben im überfüllten Saal den Kanon „Froh zu sein bedarf es wenig“. Auf Initiative der Bezirksvorsteherin Brigitte Kunath-Scheffold dirigierte die Sopranistin Gudrun Kohlruss die geladene Gästeschar.

Mit russischen Liedern, virtuos begleitet von Sergej Riasanow auf dem Bajan-Akkordeon, hatten ihre Nachwuchssänger vom Kinder- und Jugendchor Belcanto Stuttgart die gesellige Feierstunde eröffnet. Für eine geplante Moskau-Reise wurde um Spenden gebeten.

Nach namentlicher Begrüßung all der vielen Honoratioren aus Politik, Wirtschaft und Gesellschaft, aber auch von Degerlochs ältester Einwohnerin, der noch recht rüstigen 102 Jahre alten Vera Pfennig-Kropp, trat Eva Hosemann ans Pult, die Intendantin, Schauspielerin und Regisseurin vom Theater Rampe. Sie lobte zunächst die Gastgeberin als „unermüdliche kulturelle Netzknüpferin“. Ihrer Neujahrsansprache hatte sie den Titel „Wir leben nur einmal“ gegeben. Es fiel Eva Hosemann nicht schwer, über ein paar personelle Verflechtungen hinaus die Verbindung zwischen ihrem Theater und Degerloch herzustellen. Direkt neben der ambitionierten kleinen Bühne am Marienplatz in Heslach fährt die Zahnradbahn vom Stuttgarter Süden hinauf zur Gipfelstation des einstigen Höhenluftkurorts. „Warum sind wir da? Was sollen wir hier? Wohin gehen wir, wenn wir sterben?“, hießen die Grundfragen der Menschheit, zu denen sich die Theatermacherin aktuelle Gedanken gemacht hatte.

Kinder sollen lieber ein bisschen spielen

Eva Hosemann beließ es nicht bei pointierter Kritik an unser aller Lebensstil, sondern empfahl auch ein paar kleine Dinge: die Kinder lieber spielen lassen, als sie nachmittags zu drei Sprachkursen zu kutschieren; oder den Alten zuzuhören, gerade auch wenn sie sich ein wenig entfernt hätten von diesem rastlos hechelnden Leben der Moden und Trends.

Das Schlusswort war Andreas Schmitt von der Grünen-Fraktion im Bezirksbeirat vorbehalten, bevor es schwäbisch schlicht zum Ständerling bei hellen mürben Brezeln und heimischem Wein vom Degerlocher Scharrenberg ging.