Das Logo von Google am Unternehmenssitz in Mountain View. Ein Google-Entwickler, der in einem internen Papier die Meinung vertrat, Frauen seien biologisch weniger für Erfolg in der Tech-Industrie geeignet, ist von dem Internet-Konzern gefeuert worden. Foto: dpa

Sind Frauen von Natur aus weniger für IT-Jobs geeignet? Das findet ein Google-Mitarbeiter und kritisierte Googles Förderprogramme für Frauen. Jetzt ist er seinen Job los. Die Debatte ist wohl noch nicht zu Ende.

Mountain View - Das Silicon Valley ist das Tal der Tech-Industrie. Und das der Männer. Nur jeder fünfte technische Beruf bei Google, Facebook & Co ist von einer Frau besetzt. Die Männerbranche steht derzeit unter Sexismus-Verdacht. Mitarbeiterinnen-Klagen über sexuelle Belästigungen wurden bei Uber lange ignoriert. Das US-Arbeitsministerium untersucht, ob Google Frauen weniger Gehalt für den gleichen Job gezahlt hat.

Eine schwierige Zeit also für einen Google-Mitarbeiter, im firmeneigenen Netzwerk auf zehn Seiten seinen Frust auf das hauseigene Diversitätsprogramm auszulassen. Doch das, beklagte James Damore, sei diskriminierend, weil es Frauen und Minderheiten bei Förderungen oder Bewerbungen bevorzuge. Stattdessen solle man besser die gegebene Vielfalt der Natur anerkennen: Demnach seien Frauen biologisch weniger für den Erfolg in der IT-Welt geeignet, aber sozial stärker. Kurz: Mehr Frauen für die Branche zu gewinnen, sei ein Fehler. Aber die Firmenkultur bei Google sei viel zu linksideologisch, um das offen aussprechen zu dürfen.

Das Manifest löste eine Kettenreaktion aus

Das Manifest löste eine Kettenreaktion aus. Laut Medienberichten empörten sich Kollegen in internen Foren, es sei eine Ansammlung sexistischer Stereotype – aber es gab auch Zuspruch. Dann mailte Googles neue Managerin für Integrität, Danielle Brown, ihr erstes Machtwort: Die Annahmen über das Wesen von Männern und Frauen seien unzutreffend und die Vielfalt entscheidend für Googles Erfolg. Danach unterbrach Google-Chef Sundar Pichai seinen Urlaub. Teile des Beitrags würden den hauseigenen Verhaltenskodex verletzen, schrieb er. Die Annahme, dass manche Mitarbeiter weniger biologisch geeignet seien, sei „beleidigend und nicht okay“. Sonst begrüße man natürlich anregende Meinungsäußerungen.

Das vorläufige Ende der Geschichte aus dem Männertal: Damore wurde laut einem Medienbericht entlassen, Pichai äußerte sich in seiner Mail nicht dazu. Damore sieht sich damit wohl in seiner Kritik bestätigt. Die Debatte dürfte kaum als Werbung für mehr Frauen in der IT-Welt gewirkt haben. Wer am Dienstag auf Google „Google“ googelte, bekam das verbale Scharmützel noch vor Googles neuem Internet-Lautsprecher angezeigt.