Genau zielen ist angesagt: Im Schnitt schaffen die Spieler der SVK-Dartsgruppe zwischen 40 und 60 Punkte mit drei Würfen. Foto: Horst Dömötör

Seit wenigen Monaten gibt es dank großer Leidenschaft und Eigeninitiative beim SV Kornwestheim eine Darts-Abteilung. Die Truppe tritt sogar schon in der Liga an.

Kornwestheim - Es dauert nur wenige Minuten Umbauzeit, bis freitagabends in der unteren Gymnastikhalle der Kornwestheimer Osthalle ein Hauch von „Ally Pally“ weht. Die Mitglieder der im August 2021 neu gegründeten Darts-Abteilung des SV Kornwestheim ziehen die vier mit blauem Teppich bespannten Bretter, an denen die DartsScheiben hängen, in Aluschienen in die richtige Position und schließen daneben vier Tablet-Computer an – fertig ist die SVK-Variante des legendären Alexandra Palace in London, in dem die Besten ihres Fachs kürzlich wieder den Weltmeister ermittelten. Anfang des Monats holte sich dort der Schotte Peter Wright seinen zweiten Titel.

Beim SVK mit offenen Armen empfangen worden

Natürlich sind Darts-Profis wie er stets auch Gesprächsstoff bei den zehn Darts-Enthusiasten in den gelb-blauen SVK-Trikots. Sie alle gehen der Sportart, die im 19. Jahrhundert in englischen Pubs entstand, schon seit vielen Jahren nach. „Bei unseren Kneipenplaudereien haben wir regelmäßig darüber gesprochen, auch einmal einen eigenen Verein aufzumachen, da es hier in der Nähe nur in Korntal einen für Steeldarts gibt“, erzählt Manuel Porubek, der sich mit fünf Kumpeln regelmäßig zum Darts-Spielen in Kneipen oder privat traf. „Jeder von uns hat zu Hause eine Scheibe oder einen Automaten“, sagt Porubek.

Im vergangenen Jahr wurde der Plan in die Tat umgesetzt – Corona zum Trotz. „Beim SV Kornwestheim sind wir mit unseren Vorschlägen von Anfang an auf offene Ohren gestoßen“, lobt Manuel Porubek die Verantwortlichen des Hauptvereins. Die Unterstützung sei großartig gewesen. „Der Verein ist sogar bei der Anschaffung der Ausrüstung finanziell in Vorleistung gegangen“, ergänzt der 37-Jährige. Auch wenn er und die fünf Gründungsmitglieder Michael Klag, Marcel Demirok, Lukas Seeger, Marvin Anhorn und Philipp Euler die Materialien selbst besorgten und zusammenbauten, schlug jede Anlage mit 620 Euro zu Buche – allein die Tablets kosten pro Stück 400 Euro. Vor allem dank der Kontakte von Stadtrat Marcel Demirok können sich die SVK-Darts-Spieler über eine gute Sponsorenbasis freuen.

Junge Darts-Spieler gesucht

Derzeit gehören dem Verein 14 Spieler zwischen 25 und 41 Jahren an, mit Linda Bruckner ist eine Frau dabei. Noch gelten sie nur als Gruppe und nicht als Abteilung, weil sie noch nicht die Mindestgröße von 25 Mitgliedern erreicht haben. Doch das ist für Manuel Porubek nur eine Frage der Zeit. „Ich gehe davon aus, dass wir das im März erreichen werden“, sagt der Leiter, sein Stellvertreter ist Michael Klag. Willkommen ist jeder, Porubek würde sich aber besonders über junge Darts-Spieler im Alter von 15 bis 16 Jahren freuen. „Dass man mit 16 Jahren wie Fabian Schmutzler bei der WM antreten kann, sollte doch motivieren“, hofft er. Von Vorteil seien für Darts-Spieler Präzision, Konzentration und mentale Stärke.

Davon ist beim Freitagstraining viel zu spüren. „Wir sind eine lustige Truppe und lachen viel, aber am Board ist es ruhig“, beschreibt Manuel Porubek die Stimmung in der Halle. Konzentriert fixieren die SVK-Spieler ihr Ziel, werfen ihre drei Pfeile auf die Scheibe und tippen das Ergebnis ins Tablet ein. Nur als sich Helene Fischers „Atemlos“ in die musikalische Hintergrunduntermalung schleicht, sieht sich einer veranlasst, eine andere Songliste auf dem Handy anzuklicken.

Unterschiedliche Vorlieben bei den Pfeilen

Auf 40 bis 60 Punkte taxiert Manuel Porubek die durchschnittliche Trefferquote seiner Spieler pro Aufnahme mit drei Würfen. „Hier sind aber auch schon ein paar 180er geschafft worden, auch 171 hatten wir schon“, berichtet er. Bei den Pfeilen gibt es unterschiedliche Vorlieben. „Ich spiele mit denen von Gary Anderson“, stellt Lukas Seeger klar. Marcel Demirok outet sich als Fan von Raymond van Barneveld. Manuel Porubeks Favorit war früher Phil Taylor, seit dessen Rückzug fiebert er mit dem deutschen Hoffnungsträger Gabriel Clemens, gegen den er bei einem Turnier vor einigen Jahren schon einmal selbst angetreten ist. „Er hat mich souverän vom Board geschossen“, erinnert sich Porubek noch gut.

Ein bis zwei Stunden benötigen die SVK-Spieler, bis sie warm sind. „Die Bewegung kommt aus dem Muskelgedächtnis“, erklärt der Abteilungsleiter. Anschließend stehen verschiedene Spielformen auf dem Trainingsplan, um die Treffsicherheit zu perfektionieren: Beim „Cricket“ müssen dreimal nacheinander jeweils 20, 19, 18, 17, 16 und 15 getroffen werden, beim „Shanghai“ das Triple, Doppel und Single von jedem Zahlensegment. Und beim „Rock around the clock“ müssen die Pfeile in den Doppelfeldern – beginnend bei der Eins – im Uhrzeigersinn stecken bleiben. „Unser Training macht sich bei den Leistungen bemerkbar“, stellt Porubek mit Freude fest.

Der erste Sieg

Das spiegelt sich auch in den Ligaergebnissen wider. „In unserer ersten Saison in der Kreisliga wollen wir erst einmal ankommen“, gibt der Abteilungsleiter das Motto vor. In den ersten drei Begegnungen gegen den TSV Korntal, den DC Storm’s aus Wendlingen und den DC Big Six aus Reutlingen gab es klare Niederlagen. „Wir haben aber nie zu null verloren“, freut sich Manuel Porubek.

Am letzten Spieltag vor der coronabedingten Unterbrechung des Ligabetriebs Ende November feierten die SVKler dann ihren ersten Sieg: Mit einem 8:2-Auswärtserfolg kehrten sie aus Deizisau von den SDC Wire Kings II zurück.