Im neuen Daimler-Umschlagszentrum in Speyer wird ein Container verladen. Der Autohersteller will mit dem neuen Logistikzentrum Foto: Daimler

Daimler wächst, vor allem im Ausland. Um Teile schneller in die Werke auf der ganzen Welt zu bekommen, richtet der Autobauer seine Logistik neu aus – und nimmt dafür viel Geld in die Hand.

Stuttgart/Speyer - Der Autobauer Daimler eilt seit Jahren von einem Absatzrekord zum nächsten. Im ersten Halbjahr 2015 steigerte er seine Verkäufe um knapp 15 Prozent auf fast 900 000 Autos. Der Wachstumskurs und die zunehmende Globalisierung der Produktion mit Werken auf fast allen Kontinenten erfordern eine durchdachte Logistik. Auf diesem Gebiet will Daimler nun einen Schritt weiterkommen.

Um die Warenströme innerhalb, aus den Werken heraus und in die Werke hinein besser zu organisieren, investiert Daimler einen „hohen dreistelligen Millionenbetrag“ in die weltweite Logistik, wie der Autobauer am Donnerstag mitteilte. „Wir richten das Management unserer Lieferkette auf Wachstum sowie höhere Effizienz und Flexibilität aus“, sagte Mercedes-Produktionschef Markus Schäfer. „Das ist der nächste konsequente Schritt in unserer weltweiten Produktionsstrategie.“ Das sogenannte Supply Chain Management umfasst dabei alle Flüsse von Rohstoffen, Bauteilen, Halbfertig- und Endprodukten und Informationen entlang der Wertschöpfungs- und Lieferkette . In diesem Bereich sind bei Daimler 7500 Mitarbeiter beschäftigt. „Wir schaffen die Voraussetzungen für eine termingerechte Produktion in unseren Standorten“, sagte Alexander Koesling, der diesen Bereich verantwortet.

90 Millionen Euro teuren Neubau in Speyer eröffnet

Eckpfeiler der neuen Strategie sind dabei die Konsolidierungszentren, über die die Produktionsstätten auf der ganzen Welt mit Material versorgt werden. Einen solchen Neubau hat Daimler am Mittwoch in Speyer eröffnet. Er kostete 90 Millionen Euro. Wenn der Betrieb vom Jahr 2016 an voll läuft, werden wöchentlich mehrere Hundert Seecontainer per Binnenschiff oder Bahn zu den Seehäfen in Antwerpen und Bremerhaven transportiert. Von dort gehen sie auf Reise zu den Werken in Peking (China), Tuscaloosa (USA) oder East London (Südafrika). Vom Jahr 2018 an dürfte dann auch das neu errichtete Werk in Mexiko eingebunden werden.

Mit dem neuen Knotenpunkt im Südwesten Deutschlands kann der Autobauer die Logistik-Kosten – für den Autobau nicht unerheblich – und den Ausstoß von Treibhausgasen reduzieren. Bisher mussten europäische Lieferanten ihre Teile aus dem Süden bis nach Bremen fahren, um umzuladen. Durch die neue Anlaufstation entfallen viele Tausend Transportkilometer im Jahr. Daimler beziffert die CO2-Einsparung auf 25 Prozent. Den Standort Speyer hatte Daimler nach intensiver Prüfung aufgrund der verfügbaren Fläche sowie der geografischen Lage ausgewählt.

Die Halle nimmt 79 000 Quadratmeter ein, das Grundstück sogar 251 000 Quadratmeter. Das entspricht etwa 25 Fußballfeldern. Weitere vergleichbare Zentren sind in Zukunft auch für China, die USA oder Mexiko vorgesehen. Grund dafür ist die stärkere Nutzung von regionalen Lieferanten für die globale Belieferung. Für das globale Transportnetzwerk hat Daimler außerdem einen Adriahafen als neuen Netzknotenpunkt installiert. Von hier werden künftig alle fertigen Neufahrzeuge für den asiatischen Markt verschifft.

Material und Leergut in Zukunft in Echtzeit über Funk kontrollieren

Optimieren will das Unternehmen aber auch die Warenströme innerhalb der Werke selbst. Dies umfasst die Anlieferung der Teile bis zum Einbau im Auto. So sollen Material und Leergut in Zukunft in Echtzeit über Funk kontrolliert werden können. Daimler installiert zudem fahrerlose und selbstständig agierende Transportsysteme. Kleine Roboterwagen fahren die vorkommissionierten Waren an das Band. Ein Blick in den Warenkorb am Ende zeigt dem Mitarbeiter, ob alle Teile auch verbaut wurden. Ähnliche Systeme setzt etwa auch Porsche bei der Produktion in Zuffenhausen ein.

Mit der Neuausrichtung der Logistik setzt Produktionschef Markus Schäfer einen weiteren Akzent. Zuvor hatte er bereits die Werklandschaft bei Daimler global ausgerichtet. Das Netzwerk aus Fertigungsstätten orientiert sich an den unterschiedlichen Architekturen der Modelle wie etwa Frontantrieb (Kompaktwagen) oder Heckantrieb (S-, E- und C-Klasse) sowie den Gelände- und Sportwagen. Hinzu kommt ein Verbund für den Antriebstrang (Motoren, Achsen, Getriebe, Komponenten). Damit sollen Produktanläufe beschleunigt werden. So war etwa die neue C-Klasse im vergangenen Jahr das erste Modell, das innerhalb von sechs Monaten in Ländern auf vier Kontinenten (Deutschland, Südafrika, USA und China) vom Band lief.