Die aktuelle Ausgabe des Magazins „Mut“ zeigt Afrika unter einem neuen Blickwinkel Foto: Zeitenspiegel

Die Weinstädter Medienstiftung Culture Counts Foundation wird „überzeugende journalistische Berichterstattung über Konflikte und Friedensprozesse“ ausgezeichnet

Weinstadt - Die Autoren der Weinstädter Agentur „Zeitenspiegel“ sind in den Krisen- und Kriegsregionen der Welt unterwegs, um davon zu berichten. Doch Tilman Wörtz, der Geschäftsführer der Agentur, wollte mehr, einen tieferen, umfassenderen Einblick in die Verhältnisse in diesen Ländern – über die übliche Berichterstattung über Konflikte, deren Akteure und Opfer hinaus. Hierfür rief er im Jahr 2003 zunächst das Projekt Peace Counts ins Leben und gründete ein paar Jahre später schließlich gemeinsam mit seinem Journalistenkollegen Michael Gleich die gemeinnützige Gesellschaft Culture Counts Foundation. Für die „überzeugende journalistische Berichterstattung über Konflikte und Friedensprozesse“, die ihre Reporter und Fotografen in Zusammenarbeit mit Friedenspädagogen und -forschern für Printmedien sowie für Dokumentationen in Radio und Fernsehen leisten, erhält die Medienstiftung nun den Friedenspreis „Sievershäuser Ermutigung“ Am 9. Dezember wird die mit 5000 Euro dotierte Auszeichnung verliehen, die das Antikriegshaus Sievershausen in Lehrte bei Hannover alle zwei Jahre auslobt.

Aus Peace Counts wird eine Stiftung

„Bei Peace Counts ging es um die Friedensmacher in den Krisenregionen, die dort für Entspannung sorgen“, erklärt Tilman Wörtz. So sei eine ganze Serie von Reportagen entstanden, die man zunächst als Buch veröffentlicht habe. In einem zweiten Schritt wurde daraus eine Ausstellung, die um die Welt reiste und auch in den Krisenregionen gezeigt wurde. 2009 wurde Peace Counts on Tour mit dem Peter-Becker-Preis ausgezeichnet, den die Philipps-Universität in Marburg für Friedens- und Konfliktforschung vergibt. Aber das preisgekrönte Projekt genügte Wörtz noch nicht. „Um größere Töpfe aufmachen zu können, haben wir die Culture Counts Foundation gegründet.“ Der erste größere Topf war die Einrichtung einer Journalistenschule an der Elfenbeinküste.

Ein weiteres wichtiges Projekt der Medienstiftung nahm im Jahr 2016 seinen Anfang – und zwar beim Global Peacebuilder Summit, zu dem Wörtz die Friedensmacher der Welt, die man bis dahin portraitiert hatte, nach Berlin einlud. Aus diesem Treffen, das seither jedes Jahr stattfindet, entstand die Idee für das Magazin „Mut“. Die erste Ausgabe habe sich damit beschäftigt, wie sich Fluchtursachen bekämpfen lassen, berichtet Wörtz. Im nächsten „Mut“-Magazin sei es um Glaube, Krieg und Hoffnung gegangen und die allgemeine Angst vor dem Islamismus. Nun liegt die dritte Ausgabe vor, mit der die Macher ihr Themenspektrum erweitert haben und globale Herausforderungen generell angehen wollen.

So befassen sich die Reportagen mit Afrika, zeigen den Kontinent unter einem anderen Blickwinkel als er gewöhnlich von Europa aus angesehen wird. „Die Afrikaner wünschen sich sehnlichst auf Augenhöhe betrachtet zu werden, nicht nur als Täter und Opfer“, sagt Wörtz. Und genau das tun die Autoren und Fotografen von „Mut“, die vielfach selbst Afrikaner sind. „Wir wollten Menschen dort zeigen, die für langfristige Entwicklungen stehen, die Macher sind.“ Denn es gebe viele Fortschritte in Afrika: „Die Kindersterblichkeit geht runter, die Alphabetisierung rauf, ebenso die Demokratisierung“, zählt der Stiftungsgründer einige Indikatoren für aktuell positive Entwicklungen auf.

Lösungen statt nur Analyse

„Krieg ist ein Ereignis und Frieden ein Prozess. Journalisten berichten jedoch lieber über Ereignisse“, skizziert Wörtz seine Ansicht über das Vorgehen des eigenen Berufsstandes – wobei er dies nicht als Kritik an der üblichen Berichterstattung verstanden wissen möchte. Die Arbeit der Culture Counts Foundation solle eine Ergänzung sein, damit man die Realitäten vor Ort bessere verstehe, betont Wörtz. Er sei ein Anhänger eines konstruktiven Journalismus, der Probleme nicht nur analysiert sondern sich auch mit Menschen beschäftigt, die an Lösungen arbeiten.