Erika Schleifenbaum und Manfred Elser sind stolz auf das alte, neue Instrument. Foto: Annina Baur

Ein komplett überarbeiteter Konzertflügel aus der Liederhalle startet in Bad Cannstatt eine zweite Karriere – nicht nur die Mitglieder von Cultur in Cannstatt haben große Freude dran.

Bad Cannstatt - Wenn Manfred Elser, der Vorsitzende des Vereins Cultur in Cannstatt, und seine Stellvertreterin Erika Schleifenbaum auf die Bühne im Großen Kursaal schauen, beginnen ihre Augen zu leuchten. Fast drei Meter lang, eineinhalb Meter breit und knapp eine halbe Tonne schwer ist das schwarze Instrument, das die beiden verzückt. Ein Steinway D, der größte Konzertflügel des berühmten Herstellers, steht seit wenigen Tagen in Bad Cannstatt. „Wir sind stolz und glücklich, einen solchen Flügel zu haben“, sagt Elser. Selbstverständlich stehe das edle Instrument nicht nur für die Konzerte von Cultur in Cannstatt, sondern auch für andere Cannstatter Vereine zur Verfügung – sofern es von Klavierkennern pfleglich behandelt werde.

Denn das Instrument ist ein Schatz: Neu kostet solch ein Konzertflügel 150 000 Euro. Das Instrument im Kursaal ist freilich nicht neu: Gebaut wurde es 1952, bis Ende vergangenen Jahres erklang es in der Stuttgarter Liederhalle. „Als es dort nicht mehr gebraucht wurde, erinnerte sich glücklicherweise jemand, dass für den Cannstatter Kursaal ein Flügel gesucht wird und hat sich dort gemeldet und die sich wiederum bei mir“, erzählt Elser. Gemeinsam mit einem Restaurator schaute sich der Cannstatter das Instrument an, und es war sofort klar: Dieser Flügel ist um Klassen besser als der bisher vom Verein genutzte. Und jetzt erst recht: „Die Mechanik wurde von Stefan Schneider generalüberholt“, beschreibt Elser. Der Stuttgarter Klavierbauer hat das Instrument komplett zerlegt und restauriert, unter anderem wurden Filze und Lederriemchen im Inneren des Klangkörpers verarbeitet, die Elfenbeintasten gewogen und die Hämmerchen, die gegen die jeweiligen Saiten schlagen, mit speziellem Knochenleim an ihren Trägern neu verleimt. „Innen ist der Flügel wie neu und nach der Restaurierung um die 40 000 Euro wert“, betont Elser. Die Hälfte der insgesamt 6000 Euro teuren Sanierung hat der Verein mithilfe von Spenden finanziert, den Rest schoss die Stadt Stuttgart zu. „Der hält jetzt aber auch eine Ewigkeit“, sagt Manfred Elser schmunzelnd.

Steinway-Flügel lockt Pianisten an

Nur gestimmt werden muss das Instrument natürlich regelmäßig: „Das ist echte Feinarbeit“, erzählt Elser von den Vorbereitungen für das erste Konzert, bei dem der Flügel am Sonntag zu hören war. „Da wird sogar der einzelne Filz vorsichtig mit einer Nadel angestupst, um den Klang weicher zu machen“, nennt er ein Beispiel. Beim ersten Stimmen und Intonieren geht es nämlich nicht nur um die Tonqualität, sondern auch darum, den Klang auf den Raum abzustimmen. Doch all die Arbeit lohne sich: „Der Klang ist tadellos.“ Das werde sich für den Verein auszahlen: „Viele Pianisten wollen wissen, was für ein Instrument ihnen zur Verfügung steht, bevor sie an einem Ort auftreten“, sagt Schleifenbaum. Da sei man nun in Bad Cannstatt mit dem Steinway bestens aufgestellt. Und auch die zahlreichen Besucher, die am Sonntag den Vertonungen von Gedichten des einst in Stuttgart lebenden Johann Georg Fischer gelauscht hätten, seien begeistert gewesen von Veranstaltung und Instrument: „Es gibt einfach nichts Schöneres, als nach einem Konzert begeisterte Zuhörer mit strahlenden Gesichtern zu sehen“, sagt Manfred Elser.