Das spanische Cuarteto Casals Foto: Molina

Im Mozartsaal der Liederhalle Stuttgart hat das spanische Cuarteto Casals im Stehen spannende Dialoge geführt – zu Werken von Schostakowitsch, Schubert und Beethoven.

Stuttgart - Zurzeit gibt es sehr viele sehr gute jüngere Streichquartett-Formationen mit einer großen Vielfalt an Klang-Ästhetiken und Interpretationsideen. Ein sehr eigenes Quartett bildet seit 1997 das spanische Cuarteto Casals, und wie eigen dieses klingt und agiert, konnte man am Montagabend bei der Kammermusikreihe der SKS Russ im Mozartsaal hören.

Dass der Beifall des Publikums erst nach den beiden Zugaben – dem letzten Satz aus Haydns „Vogelquartett“ und der lustig polternden Polka aus Schostakowitschs Zwei Stücken für Streichquartett – wirklich warm wirkte, lag nur daran, dass die Musiker bis zum Schluss ein wenig distanziert wirkten. Dabei enthielten ihre Darbietungen alles, was einen guten Quartett-Abend ausmacht: exzellentes Miteinander, eine fein ausgearbeitete Dramaturgie der klanglichen, dynamischen und Tempo-Nuancen, klug geformte Spannungsbögen und viel Lust am schönen Ton (der nur bei der Primaria Vera Martinez, die bei Beethovens op. 18/5 mit ihrem Geiger-Kollegen Abel Tomás die Position tauscht, in seiner Zerbrechlichkeit gelegentlich gefährdet wirkt).

Die Lebendigkeit der musikalischen Kommunikation wird sicherlich auch dadurch befördert, dass beim Cuarteto Casals alle Streicher stehen – bis auf den Cellisten, der auf einem Podest in der Mitte thront und hier tatsächlich oft wirkt wie eine von wilden Wellen umbrandete Insel.

Betont ereignisorientiert wirkt Schuberts Quartettsatz, dabei auch erstaunlich diesseitig und überhaupt nicht pessimistisch– alles Eigenschaften, die man am Montag auch beim sechsten Streichquartett Dmitri Schostakowitschs entdecken kann, das die Spanier betont tänzerisch nehmen, leicht, beschwingt. Selbst im Lento-Satz tritt Trauer höchstens als leichter Anhauch und vorübergehend in Erscheinung. Sarkastisches und Groteskes findet sich überhaupt nicht; der Genuss des Wohlklangs steht im Vordergrund. Bei Beethoven wirken vor allem die Variationen im Andante cantabile auf wundervoll spielerische Weise durchgearbeitet. Hier eine kleine Verzögerung, dort eine sanfte Abtönung: Das ist Streichquartett-Kultur, wie sie sein soll.