Schon die Großeltern hat hier eingekauft, wenn Knöpfe gefehlt haben: Das kleine Traditionsgeschäft Goldknopf im Alten Waisenhaus an der Planie ist ein Kleinod mit bewegter Vergangenheit. Der Lockdown in der Pandemie war zu viel für Elena Braun, die zuletzt diesen ganz besonderen Laden geführt hat. Foto: Lichtgut//Max Kovalenko

Der Coronavirus hat Deutschland weiterhin voll im Griff. An den wirtschaftlichen Folgen haben viele schwer zu knabbern. In Stuttgart und der Region mussten schon mehrere Institutionen aufgeben. Ein Überblick.

Stuttgart - Die Coronakrise macht der Kultur, den Gastronomen und vielen anderen Unternehmen weiter schwer zu schaffen. Einschränkungen durch Maßnahmen der Politik, Zukunftsängste oder deutliche Umsatzeinbußen bringen die Betroffenen teilweise zur Verzweiflung.

Zuletzt hat es ein Stuttgarter Traditionsgeschäft erwischt. Die Rede ist vom "Goldknopf" im Alten Waisenhaus an der Planie. Schon vor vielen Jahren haben die Menschen ihre Knöpfe dort gekauft. Nun geht diese außergewöhnliche Ära zu Ende. Der Lockdown in der Pandemie war zu viel für Elena Braun, die zuletzt diesen ganz besonderen Laden geführt hat. „Es ging nicht mehr“, sagt sie, „ich muss meine Fixkosten senken.“ Ihre Räume, die ein allein schon optisch reizvoller Mix aus Maßschneiderei und Fachhandel waren, musste die junge Designerin schweren Herzens für immer aufgeben. 

Auch eines der besten Stuttgarter Restaurants wurde ein Opfer von Corona - das Sterne-Restaurant Top Air am Flughafen macht nach dem Lockdown nicht mehr auf - auch das Red Baron ist davon betroffen. „Die Entscheidung fiel uns sehr schwer“, sagt Chiara Wöllhaf, die im Oktober die Geschäfte von ihrem Vater und Firmengründer Claus Wöllhaf übernommen hat. Aber es gebe mittelfristig keine wirtschaftliche Perspektive für diese Lokale. Beide zählen zu den ältesten Eigenmarken der Firma, das Top Air war das einzige Restaurant an einem Flughafen mit Stern vom „Guide Michelin“ – und hielt diesen seit 28 Jahren ununterbrochen. Das veränderte Passagieraufkommen habe bereits in den vergangenen Jahren zu einem Rückgang der Umsätze geführt, auf der Ebene 4 hat zudem der Buchladen geschlossen, was Laufkundschaft kostete.

Ende 2020 ereilte auch das schwäbische Traditionslokal "Alte Hupe" in Heslach das Aus: Der Betreiber Jost Schwab erklärt es zum einen mit den vielen Jahren Gastronomie auf dem Rücken - zum anderen mit den Belastungen durch die Corona-Krise. Pläne für einen Abschied habe es schon länger gegeben, doch eigentlich wollte Schwab noch ein bis zwei Jahre weitermachen. Dann kam die Corona-Pandemie, die schließlich den Ausschlag gegeben hat, das Lokal schon früher aufzugeben. „Durch Corona war es einfacher, diesen Weg zu gehen,“ sagt Schwab.

Eine weitere Hiobsbotschaft für Stuttgarts Gastronomie: Nach 20 Jahren in der Reinsburgstraße schließt auch das "LIchtblick". „Wir haben lange gehadert, gehirnt und versucht, das Beste aus der Corona-Krise zu machen“, schrieben die Betreiber Dirk Geiger und Philipp Honstetter auf ihrer Facebook-Seite, „es ergab sich leider keine Zukunftsperspektive mehr.“

Das beliebte Café Holzapfel an der Calwer Straße  schloss bereits Ende Oktober seine Türen: „Leider hat es schlussendlich nicht gereicht. Die ganzen Corona-Einschränkungen und die dadurch entstandenen Verunsicherungen haben zu massiven Umsatzeinbußen geführt, sodass das Holzapfel das letzte halbe Jahr nicht mehr wirtschaftlich war und wir somit gezwungen sind, auf Ende Oktober 2020 das Holzapfel zu schließen“, heißt es in einem Facebook-Post des Geschwisterpaars Nina und Moritz Holzapfel.

Rote Kapelle machte ebenfalls dicht

Auch die Rote Kapelle am Stuttgarter Feuersee überlebte Corona nicht. „Es gab für uns keine Alternative zu diesem Schritt“, teilte Inhaberin Cordelia Seitz mit. „Die Wirtschaftlichkeit eines Betriebes in unserer Größenordnung ist bei Corona-bedingt sinkenden Umsätzen und gleichbleibend hohen Fixkosten einfach nicht gegeben.“ Fast 20 Jahre gab es das Lokal, das Kneipe, Restaurant und Tapas-Bar in einem war, an der Ecke zwischen Rotebühlstraße und dem Feuersee. Für viele, nicht nur im Westen Beheimatete, war die Rote Kapelle ihr Stammlokal.

Bereits im Mai gab der UFA-Palast an der Rosensteinstraße seine Schließung bekannt. Auch hier soll nach eigenen Angaben die Coronakrise hauptverantwortlich gewesen sein. Unter anderem gaben die Kinobetreiber die damalige Schließungsanordnung als Grund an. Aber auch weil sie mit einer „schwierigen Wiederanlaufphase“ rechneten, entschieden sie sich schließlich für diesen radikalen Schritt.

In der Bildergalerie zeigen wir weitere traurige Beispiele, die die Coronakrise nicht überlebt haben oder gehörig in finanzielle Schieflage geraten sind. Die Liste erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit und wird fortlaufend aktualisiert.