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Weil in Kind mit einer Virus-Mutante infiziert ist, musste die Olga-Kita in Nellingen ihren Kindergarten-Bereich schließen. 250 Personen sind seither in Quarantäne.

Ostfildern - Am Georgii-Gymnasium in Esslingen wurden jüngst beide Abschlussklassen kurz vor dem Abitur in Quarantäne geschickt. Jetzt traf es die evangelische Olga-Kindertagesstätte in Nellingen. Nur zwei von aktuell dem Landratsamt gemeldeten 29 Fällen, die belegen: Das Coronavirus legt auch im Landkreis Esslingen große Teile von Bildungs- und Betreuungsstätten lahm. Weil bei einem Kind in Nellingen die viel gefährlichere Mutante B117 diagnostiziert wurde, ist der gesamte Kindergarten-Bereich des kirchlichen Einrichtung auf Anweisung des Gesundheitsamtes am Donnerstag vergangener Woche geschlossen worden. Bis einschließlich Dienstag, 16. März, müssen Kinder und Eltern aus 40 Familien sowie die Familien von zehn Betreuerinnen, insgesamt rund 250 Personen, in Quarantäne bleiben.

 

Nur im Krippen-Bereich der Olga-Kita läuft der Betrieb weiter. Die beiden Teile seien komplett voneinander getrennt, erklärt Pfarrerin Lena Illek von der evangelischen Kirchengemeinde, unter deren Trägerschaft die Einrichtung läuft, auf Anfrage unserer Zeitung. Eine Durchkreuzung des Personals sei ausgeschlossen, weshalb die Krippe für unter Dreijährige trotz des Vorfalls in Absprache mit der Gesundheitsbehörde des Esslinger Landratsamtes weiter betrieben werden könne.

Ordnungsamt kontrolliert

Ausgelöst wurde die Schließung in Nellingen, weil vorige Woche bei einem Kind die britische Variante des Coronavirus nachgewiesen wurde. Es hatte nach Aussagen von Pfarrerin Illek keine Symptome und keine Beschwerden. Entdeckt wurde die Infektion indirekt. Der Vater des Kindes bekam bei einem Test die Diagnose „Corona positiv“ und setzte damit alles in Gang. Zwei Tage später wurde auch bei seinem Kind die britische Variante nachgewiesen. Die Kita-Leitung reagierte und schickte alle 45 Kindergartenkinder nach Hause. Das Gesundheitsamt verfügte, wie dies bei festgestellten Mutanten nach dem Infektionsschutzgesetz Pflicht ist, dass sich alle Hausgemeinschaften, die mit dem infizierten Kind über die Kita Kontakt haben konnten, in Quarantäne begeben müssen. Das städtische Ordnungsamt ist angehalten, so will es das Gesetz, deren Einhaltung täglich zu kontrollieren. Was, wie Ostfilderns OB Christof Bolay bestätigt, tatsächlich passiert.

Wer sein Kindergartenkind ab Mittwoch, 17. März, wieder in die Olga-Kita in Nellingen bringen möchte, kann dies nur tun, wenn mit einem sogenannten PCR-Test nachweisen kann, dass keine Infektion vorliegt. Ein normaler Schnelltest genügt nicht. Ja, zu dieser Vorgabe habe man sich entschieden, bestätigt Pfarrerin Illek. Das Gesundheitsamt habe die Vorlage eines PCR-Tests „dringend empfohlen“. Dem sei man aus Gründen des Gesundheitsschutzes als Träger auch gefolgt.

Eltern wollen dezentrale Lösung

In Elternkreisen hat diese strenge Regelung dem Vernehmen nach für Unmut gesorgt. Auch die Entscheidung der Stadt, dass Schnelltest nur im Kubino in Nellingen möglich sind, werde kritisiert, berichtet Anne Kluge vom Vorstand des Gesamtelternbeirats. Viel besser wäre der „Tübinger Weg“ mit dezentralen Testzentren. Vielen berufstätige Eltern sei es zu umständlich und zeitaufwendig, nach Feierabend noch ins Kubino zu fahren. „Warum kann man das nicht in den Kitas vor Ort machen?“, fragt Kluge. Man komme den Eltern gerne entgegen, sagt Rathauschef Bolay. Doch die Schnelltests, die die Stadt vom Land erhalten habe, seien an zwei Vorgaben geknüpft: Sie müssten von medizinisch geschultem Personal gemacht werden, zweitens sei ein Ganzkörper-Vollschutz erforderlich. „Wenn das eingehalten werden kann, sträuben wir uns als Stadt nicht gegen andere Lösungen“, so der OB.

Die täglichen Zahlen sprechen eine eindeutige Sprache: Das Coronavirus ist weiter auf dem Vormarsch, auch in den Bildungs- und Betreuungseinrichtungen. In zehn Schulen und 19 Kindertagesstätten im Landkreis habe das Staatliche Gesundheitsamt in den vergangenen zwei Tagen wegen positiver Fälle tätig werden müssen, berichtet Andrea Wangner, die Sprecherin des Landratsamtes. Um wie viele Infizierte es sich dabei im Einzelnen handelte, kann sie nicht sagen. Ebenso nicht, welche Quarantäne-Ketten die Infektionsfälle nach sich ziehen. Denn nicht überall seien Virus-Mutanten entdeckt worden, so Wangner. Bisher sei im Landkreis nur die britische Variante festgestellt worden. Davon habe es seit 20. Januar 496 nachgewiesene Fälle geben.

Ein positiver Aspekt: Seit Anfang März seien keine Neuinfektionen in Pflegeeinrichtungen mehr entdeckt worden, berichtet Wangner. Vermutlich hänge das auch mit den Impfungen zusammen, die mittlerweile in allen Pflegeeinrichtungen auf Kreisebene erfolgt seien.