Hai-Alarm beim Comedy-Trio Eure Mütter: Andi Kraus, Donato Svezia und Matthias „Matze“ Weinmann (von links) haben sich vor zehn Jahren als Bühnenkünstler selbstständig gemacht. Foto: StN

Mit skurrilem Witz und allerlei Derbheiten zählt das Stuttgarter Trio Eure Mütter zur ersten Garde der deutschen Comedy-Szene. Wir sprachen mit Andi Kraus, Donato Svezia und Matthias „Matze“ Weinmann über ihre neue Show, Schweinkramwitze und fade Gags beim politischen Kabarett.

Stuttgart - Mit skurrilem Witz und allerlei Derbheiten zählt das Stuttgarter Trio Eure Mütter zur ersten Garde der deutschen Comedy-Szene. Wir sprachen mit Andi Kraus, Donato Svezia und Matthias „Matze“ Weinmann über ihre neue Show, Schweinkramwitze und fade Gags beim politischen Kabarett.

Herr Kraus, Herr Svezia, Herr Weinmann, sind Sie schon ein wenig nervös?
Kraus: Wieso sollten wir?

Bei einem Interview kann ein Journalist langweilige Fragen stellen – Comedians müssen trotzdem witzig antworten. Sonst sagt der Leser: Die sind ja gar nicht lustig, In deren Show muss ich nicht.
Weinmann: Es ist weniger Nervosität als vielmehr Vorfreude. In weniger als sechs Monaten feiern wir im Theaterhaus die Premiere unseres brandneuen Programms, danach touren wir damit durch die Republik. Bundesweit sind schon viele Tausend Karten verkauft, wäre gut, wenn unser neues Programm lustig wird und den Leuten gefällt. Svezia: Wir sind zuversichtlich, weil wir uns bei den neuen Nummern, die wir geschrieben haben, echt den Arsch abgelacht haben – das werten wir mal als gutes Zeichen.

Dürfen wir das auch? Geben Sie doch mal einen Ihrer neuen Gags zum Besten.
Kraus: Schwierig. Man kann den tausendfach erprobten Gag dadurch zerstören, dass man ihn dem Publikum nicht vorträgt, sondern ihn in die Zeitung schreibt. Das funktioniert einfach nicht. Aber Don hat eine wahnsinnig lustige Pantomimen-Nummer drauf, die er hier gern mal kurz zeigt.

Oh danke, sehr schön. Wer ist eigentlich der Lustigsten von Ihrem Trio?
Alle: Ich, definitiv.

Wer unterliegt immer bei den Abstimmungen? Oder geht es bei Ihnen gar nicht demokratisch zu?
Svezia: Bei uns geht es sogar extrem demokratisch zu, wir bringen eigentlich nur Sachen auf die Bühne, die wir alle drei richtig gut finden. Und in den wenigen Fällen, bei denen wir uns nicht einigen können, gewinnt dann derjenige, der zuerst „Tipp, topp, Gottes Wort ist stärker!“ ruft.

An Muttertag treten Sie zweimal im Theaterhaus auf. Die Abendvorstellung ist nahezu ausverkauft. Am Nachmittag gibt’s noch viele Karten. Da wollen Sie ein Programm „für die Familie“ spielen, ohne Gags unter der Gürtellinie. Geht Mutter light überhaupt?
Weinmann: Abendfüllend schaffen wir das tatsächlich nicht. Deswegen holen wir uns zum Müttertag lustige Kollegen ins Boot, die uns helfen, zwei spaßige Stunden für Jung und Alt auf die Bühne zu bringen. Auf diese Weise wird die Nachmittagsshow so sanft, dass sie sogar geeignet wäre für die Zubereitung von Babynahrung .
Kraus: Bei der Abendvorstellung hau’n wir dann so richtig aufs Brett. Diese Show ist ab 18 und vor allem: mit Soße und scharf.

Dann machen wir mal ein Experiment. Erzählen Sie uns einen Ihrer Schweinkramwitze so, dass man ihn drucken kann.
(Alle schauen sich fragend an.)
Weinmann: Okay, das wäre dann ungefähr so: Kommt ein Mann in ein Haus, und nachdem er mit seinem ganz speziellen Zeug fertig ist, geht er wieder raus.

Wie finden eigentlich Frauen Ihre versauten Witze?
Weinmann: Seit zehn Jahren sind wir Berufsmütter und haben festgestellt, dass Frauen über rasierte Säcke genauso lachen wie Männer. Da ist kein Unterschied mehr. Es ist ein befreites Lachen. Wir sind sozusagen therapeutisch unterwegs.

Sie beenden Ihre Mütternacht in der Rosenau. Ist Stuttgart kein Pflaster für Comedy-Clubs?
Svezia: Im Gegenteil. Die Rosenau hat sich die letzten sieben Jahre sogar als sehr dankbare Location für unseren Comedy-Club erwiesen. Alle 71 Mütternächte waren ausverkauft, wir konnten unserem Publikum immer irrsinnig gute Gäste präsentieren, insofern sind wir wunschlos glücklich. Jetzt gehen wir mit der Mütternacht in eine Mütterpause unbestimmter Länge. Wir befolgen die Regel, dann aufzuhören, wenn es am schönsten ist. Und wir finden, wir haben uns eine Mütternacht-Pause redlich verdient.

Vor einer Woche hat Altkabarettist Thomas Freitag im Interview mit den Stuttgarter Nachrichten erklärt, warum er Comedy im Grunde nicht mag. Mögen Sie Kabarett?
Weinmann: Wir können uns fast nicht vorstellen, dass Thomas Freitag das so pauschal über einen Kamm schert. Jedenfalls: Beim politischen Kabarett gibt es viele Kolleginnen und Kollegen, die ihr Handwerk beherrschen, bei etlichen anderen ist es aber ja leider manchmal so, dass es sich auf eher fade Witze über das Aussehen unserer Bundeskanzlerin oder die sexuelle Orientierung unseres Außenministers beschränkt – das mögen wir nicht. Genauso mögen wir aber auch nicht alles, was sich Comedy nennt.

Im Herbst feiert Ihr neues Programm „Bloß nicht menstruieren jetzt!“ Premiere. Die Gefahr, dass mir das passieren könnte, ist eher gering. Warum sollte ich als Mann mir dieses Programm trotzdem anschauen?
Kraus: Weil bei uns Müttern traditionell der Programmtitel nichts mit dem Inhalt der Show zu tun hat.

Wie reagieren Frauen auf diesen Showtitel?
Kraus: Sehr gut. Uns erreichen viele E-Mails von Frauen, die sagen, dass wir im neuen Programm zur Enttabuisierung des Themas unbedingt ein Lied übers Menstruieren machen sollten. Als Komiker gehen wir so vor, dass wir uns zunächst überlegen, in welchen Situationen es besonders unpassend wäre, wenn eine Frau anfängt zu menstruieren. Das sind vermutlich fast alle Situationen.

Als „innovativ intelligent“ wurden Sie bezeichnet, Sie selbst nennen sich „notgeil“. Lässt diese Not mit Familie nicht mal nach?
Weinmann: Leider nein.

In Ihrem Gästebuch schreibt eine Eidgenossin: „Kommt doch mal in die Schweiz – wir steh’n auf Intimrasur.“ Wie ist das als Künstler, wenn man auf Äußerlichkeiten reduziert wird?
Kraus: Wir treten seit Jahren regelmäßig in der Schweiz auf, können über die dortigen Gepflogenheiten, was Intimrasuren angeht, aber keine Auskunft geben.
Weinmann: Das liegt daran, dass wir nicht so auf nackte Männer stehen. Dass sich der weibliche Teil der Schweizer Bevölkerung gestutzte Nüsse wünscht, ist nachvollziehbar – und solange sich der männliche Teil der Schweizer Bevölkerung dagegen wehrt, sehen wir drei uns durchaus auch als Dienstleister an der weiblichen Eidgenossenschaft.

Bitte jetzt noch ein anständiges Schlusswort!
Kraus: In Wahrheit sind wir brav und bieder.

Karten für das neue Stück gibt es im Theaterhaus.