Gruß vom Gründungsvater: Peter James sprach bei der Geburtstagsfeier im Stadtpalais. Foto: Lichtgut - Ferdinando Iannone/Ferdinando Iannone

Das Club Kollektiv wird zehn Jahre alt. Im Stadtpalais hat man sich selbst gefeiert. Mit hochkarätigem Besuch. Ein Rückblick. Und ein Ausblick.

Sonst kümmern sie sich immer um andere. Schauen, das ihre Gäste sich wohlfühlen und eine Party feiern, eine Nacht den Alltag vergessen können. Nun haben sie sich einmal selbst gefeiert. Die Protagonisten des Club Kollektiv begingen den zehnten Geburtstag im Stadtpalais.

Das Club Kollektiv ist die Interessenvertretung und Zusammenschluss der Clubbetreiber und Nachtschaffenden. Mittlerweile sind sie ein geachteter und gehörter Akteur in der Stadtpolitik. Was sich auch daran zeigte, dass Stuttgarts OB Frank Nopper und Kulturstaatssekretär Arne Braun vorbeischauten.

Schikaniert und ignoriert

Das war nicht immer so. Daran erinnerte Peter James, früher Leiter des Popbüros und Spiritus Rector des Club Kollektiv. Vieles war selbst verschuldet. Es war eine traditionelle Schwäche der Szene, dass sie gerne untereinander statt miteinander stritt. Zu unterschiedlich waren die Konzepte, die Orte, aber auch das Können und die Finanzen. So kämpfte jeder für sich selbst, es gab keine vernehmbare Stimme. Das zeigte sich, als man sich durch zahlreiche Razzien der Polizei schikaniert fühlte. Eine veraltete Jugendschutzverordnung an der Wand, ein Aschenbecher vor dem Notausgang zogen heftige Strafen nach sich. „So ging es nicht mehr weiter“, sagt James. Zudem sei man bei der Neufassung der Vergnügungsstättensatzung völlig von den Ämtern ignoriert worden.

Bewährt in der Pandemie

Kurzum, es war an der Zeit, sich ungeachtet aller Unterschiede und Differenzen zusammenzutun. Das ist nun zehn Jahre her. Und es ist eine Erfolgsgeschichte. Sie haben sich Gehör verschafft. Und klar gemacht, dass da nicht die Schmuddelkindern in der Nacht irgendwelchen düsteren Geschäften nachgehen, sondern dass sie ein Imagefaktor für die Stadt sind, Geld in die Stadt spülen und nicht zuletzt Menschen anziehen und glücklich machen. Gerade während der Pandemie zeigte sich, wie wichtig das Club Kollektiv war, es kommunizierte die Sorgen und Nöte der Branche, hielt Kontakt zur Stadt, arbeitete mit Verwaltung und Stadträten an zielgerichteten Hilfen, und half mit Rat und Tat. Bei der Geburtstagsfeier war man sich einig, ohne das Club Kollektiv wären die Folgen der Pandemie für das Nachtleben verheerend gewesen. Dass man mit einem blauen Auge davonkam war dem Bündeln der Interessen und der gemeinsamen Kommunikation zu verdanken.

Wie geht es weiter?

Auch dass es mittlerweile zwei Nachtmanager gibt, gerade eine Studie zum Wert des Nachtlebens erstellt wird, wäre ohne Club Kollektiv schwer vorstellbar. Damit ist es nicht getan. Für die Verhandlungen zum Doppelhaushalt 2024 und 2025 hat man sich positioniert. Sie wünschen sich einen Infrastrukturfonds, den es in Berlin, Köln und Hamburg bereits gibt. Damit ließe sich der Ausbau des Schallschutzes fördern sowie Maßnahmen für Brandschutz, Lüftung, Sicherheit, Barrierefreiheit. Denn 45 Prozent aller Clubs und Spielstätten haben mit Beschwerden und Konflikten mit den Nachbarn zu kämpfen. Themen, die auch beim Land auf der Agenda stehen, versichert Staatssekretär Arne Braun. Dies würden beim Dialogprozess Pop Länd eine zentrale Rolle spielen. Dass diesen Worten Taten folgen, daran wird das Club Kollektiv ihn erinnern.