Der Schorndorfer Bauhof hängt schon bunte Stoffbänder auf. Foto:  

Nach dem trotz Wetterkapriolen erfolgreich laufenden Stadtstrand im vergangenen Jahr soll die westliche Altstadt in diesem Sommer mit Konzerten und Kunstaktionen belebt werden. Das Programm ist vielfältig – und dank Corona-Fördertopf für die Stadt auch reichlich günstig.

Fast 6000 bunte Stoffstreifen flattern über der Gottlieb-Daimler-Straße schon im Wind, die Pflanzkübel aus farbenfroh gestrichenen Brettern sind ebenso aufgebaut wie die Holzterrassen für die Außenbewirtschaftung lokaler Gastronomen. In der Schorndorfer Weststadt ist angerichtet für die Sommermeile 2024, das über mehr als fünf Monate laufende Projekt zur Belebung der Altstadt steht in den Startlöchern – und soll mit Konzerten und Kunstaktionen in der warmen Jahreszeit zum Treffpunkt für die Bürger und auswärtige Besucher werden.

Eröffnet wird die Schorndorfer Sommermeile an diesem Samstag, 18. Mai, um 11 Uhr durch Oberbürgermeister Bernd Hornikel, vielen bunten Luftballons und einer Bastelaktion für Kinder. Im Anschluss spielt das Frauen-Duo „Beachwood Cat“ lässige Songs zwischen Folk, Pop und Soul. Um 14.30 Uhr betritt die Bigband der Jugendmusikschule die Bühne, um mit vollen Bläsersätzen, einer groovenden Rhythmusgruppe und diversen Gesangssolisten ein breites Repertoire bekannter und weniger geläufiger Jazz-Titel in der Altstadt erschallen zu lassen. Von 19 Uhr an steht dann der als „Vinyl-Legende“ geltende Schorndorfer Tobias Dannenmann an Plattenteller und Mischpult, um als DJ Danne bei einer 80er-Night einen seiner mittlerweile raren Auftritte zu absolvieren.

Vom Nachwuchsrock über den Gässlesmarkt bis zur Kafka-Lesung

Das musikalische Spektrum bei der Eröffnungsfeier deutet schon an, wie vielseitig das Programm bei der Sommermeile werden soll. Coverrock im Daimlereck, ein Tanz-Flashmob auf der Straße und ein Diner in der Taverne Nostos, in der zum Ouzo auch gleich griechische Livemusik gereicht wird. Über den Sommer finden oft mehrmals wöchentlich Veranstaltungen statt, neben Konzerten aufstrebender Nachwuchsrocker gibt es Straßentheater und Kafka-Lesungen, der Schorndorfer Gässlesmarkt ist ebenso in den Terminkalender eingebunden wie die Schorndorfer Weintage oder der Auftritt der Bundeswehr-Bigband auf dem Marktplatz.

Beim Schorndorfer Eigenbetrieb für Tourismus und Citymanagement sind sie jedenfalls mächtig stolz aufs für die Sommermeile gestrickte Programm. „Der Straßenzug wird durch eine temporäre Umgestaltung mit chilligen Gastronomieterrassen, bunten Pflanzkübeln, einem vom Weststadtverein gestalteten Quartiersplatz und hippen Sitzmöbeln ein komplett anderes Gesicht bekommen. Auch die Straßenbemalung, durch Künstler des Kunstvereins Schorndorfs gestaltet, und die bunte Straßenüberspannung sorgen für eine besondere Atmosphäre“, heißt es in einer Mitteilung zur Eröffnung.

In anderen Kommunen ist die Idee von der Sommermeile sanft entschlafen

Unberechtigt ist das Schulterklopfen in Schorndorf keineswegs. Denn erstens gehört Klappern beim Stadtmarketing zum Handwerk. Und zweitens beweist die Daimlerstadt bei der Suche nach mehr Aufenthaltsqualität einen langen Atem. Während die Idee, mit einer Sommerstraße und ihren Aktionen für eine Belebung der Innenstadt zu sorgen, in anderen Kommunen sanft entschlafen ist – in Fellbach etwa ist vom vergangenes Jahr gefeierten Konzept nicht mehr viel zu hören – ist es Julia Geiger und Lars Scheel vom in Schorndorf unter dem Kürzel TuC laufenden Citymanagement erneut gelungen, für die Sommermeile den Fördertopf des Landes anzuzapfen. 50 000 Euro kommen aus dem für die Unterstützung des Einzelhandels nach der Coronapandemie aufgelegten Zuschussprogramm, die Stadt Schorndorf steuert trotz klammer Kassen noch einmal 20 000 Euro für die Sommermeile bei.

Das reicht für ein Budget, in dem nicht nur Geld für ein paar Pflanzkübel, sondern auch für die Gagen der beteiligten Künstler zur Verfügung steht. Bereits im vergangenen Jahr hatte Schorndorf vom Fördertopf des Landes profitiert, der auf dem Marktplatz aufgeschüttete Stadtstrand speiste sich ebenfalls aus dem Coronaprogramm – und stieß beim Publikum trotz des oft schlechten Wetters auf bemerkenswert gute Resonanz. So gut wie aus blieben bei der sechswöchigen Beachparty die durchaus befürchteten Beschwerden von lärmgeplagten Anwohnern über den Geräuschpegel – auch jetzt bei der Sommermeile wieder die größte Sorge der Organisatoren. Versprochen wird, das Ende der abendlichen Musikbeschallung auf 23 Uhr zu setzen und den Schluss für die Außenbewirtschaftung um Mitternacht über den kommunalen Ordnungsdienst auch zu kontrollieren. „Es gibt aber wirklich nur sehr wenige Bürger, die sich da Sorgen machen. Die meisten freuen sich, dass sich in der Weststadt nach Jahren des Niedergangs endlich etwas tut“, sagt Rathauschef Hornikel.