Dem Paarhufer, der Anfang Mai auf der Wiese an der Möhringer Landhauskreuzung graste, dürfte wurscht sein, welch Schauspiel sich gerade um seinen Schaustellerbetrieb entfaltet. Foto: Peter Petsch

Erst büxen die Kamele aus, dann rennt die Stadt ihrem Geld hinterher, schließlich verleugnet sich der Circus Kaiser selbst. Dubioser geht’s kaum.

Möhringen - Die Kamele sind längst weitergezogen. Aber ihre Spuren zeichnen sich noch deutlich auf der Wiese ab. Die kreisrunden Matschpfade verraten, wo ihre Gatter standen. Und auch der Geruch von Mist, der immer noch durch die Luft wabert, verrät sie. Das Stroh liegt plattgetrampelt umher. Die Ponys und die Bisons haben der Natur ihren freien Lauf gelassen und das ihre dazu beigetragen. Anfang Mai hatte der Circus Kaiser auf einer Wiese an der Möhringer Landhauskreuzung seine Zelte aufgeschlagen. Und ob des seltsamen Gastspiels ist die Stadt auch noch Wochen danach stinksauer.

„Die haben uns von vorne bis hinten betrogen“, sagt Axel Wolf. Nun ist Wolf eher nicht der Typ für harte Worte, und unbegründet feuert er schon gar nicht mit Kanonen auf Spatzen. Schließlich ist der Mann vom Liegenschaftsamt für das Immobilienmanagement zuständig. Wann immer die Stadt Flächen pachtet oder verpachtet, läuft der Vorgang über seinen Schreibtisch.

Wer wenn betrogen hat, ist nach wie vor unklar

Aber für die Nutzung der Möhringer Wiese hat der Zirkus keinen Cent gezahlt, zumindest nicht an ihn. Herrichten muss die Stadt die kaputte Fläche trotzdem. „Da kommen Kosten von rund 2000 Euro auf uns zu“, sagt Wolf. „Wir rennen jetzt unserem Schaden hinterher. Aber das Geld wollen wir uns wieder zurückholen.“

Was da Anfang Mai wirklich passiert ist, bleibt unklar. Klar ist nur, dass so einiges schief lief. Ob Kriminelle am Werk waren oder alles nur eine Verkettung unglücklicher Umstände war, beschäftigt inzwischen auch die Polizei. Der Zirkus hatte behauptet, die Fläche für 6000 Euro gepachtet zu haben. Aber wohl von jemandem, dem sie gar nicht gehört.

„Wir ermitteln wegen des Verdachts auf Betrug“, sagt der Polizeisprecher Thomas Geiger. Der Zirkusbetreiber werde als Geschädigter geführt. Es gebe zudem Hinweise auf denjenigen, der sich als Eigentümer der Fläche ausgegeben habe. Mehr könne man dazu nicht sagen. Weil die Beamten noch mal nachhaken wollten, hatten sie beim Zirkusbetreiber vorbeigeschaut. „Wir konnten ihn nicht antreffen, und auf die Vorladung hat er ebenfalls nicht reagiert“, sagt Geiger.

Schon während des Gastspiels in Möhringen hatte der Zirkus Schlagzeilen fabriziert. Einige Kamele waren ausgebüxt und über die Straße spaziert. Auch die Ponys und Bisons waren unterwegs. Weil einige Besucher in Panik gerieten, zückte ein herbeigeeilter Polizist seine Dienstwaffe – für den Fall, dass eines der Tiere über einen Menschen trampeln würde. Letztlich verlief alles glimpflich, aber der Zirkus gab dem Polizisten die Schuld an der Panik: Wer läuft schon mit einer Pistole durch die Gegend?

Der Circus Kaiser will nicht Circus Kaiser sein

Ein Telefonat soll also klären, ob der Zirkus die Stadt betrogen hat oder ein Gauner den Zirkus. Ja, man sei vor Kurzem in Möhringen gewesen, sagt eine nette Dame am Telefon. Ob man aber der gesuchte Zirkus sei, könne sie nicht sagen. Andauernd riefen Leute deswegen an. Dabei gebe es doch locker fünf, sechs Circus Kaiser. Eigentlich könne sie ohnehin nichts Erhellendes beitragen, sie sei erst eine Woche Teil des Schaustellerbetriebs. Und der Chef sei wegen einer längeren Spielpause unterwegs, in Köln oder so. Der wiederum geht nicht an sein Handy.

Auf seiner Internetseite will der Zirkus so einiges in eigener Sache klarstellen. „Wir distanzieren uns von Circussen unter dem Namen Kaiser, welche in der Öffentlichkeit und Presse negativ aufgefallen sind. Damit haben wir nichts zu tun!“, steht da geschrieben.

„Das ist alles dubios“, sagt Axel Wolf vom Liegenschaftsamt. Der sich distanzierende Zirkus sei nämlich tatsächlich eben jener Zirkus, der in Möhringen seine Zelte aufgeschlagen hatte. Bis vor Kurzem hatte er den dortigen Auftritt auf seiner Internetseite beworben. Inzwischen fehlt der Verweis, die Karawane war nach Schönaich weitergezogen. „Wir haben unser Rechtsamt eingeschaltet“, sagt Wolf. Wie er weiter vorgehen wird, weiß er noch nicht.