So hätte Regisseur Branagh sie öfter zeigen dürfen: Lily James als goldige, eher passive Cinderella. Mehr Bilder zum Film finden Sie in unserer Bildergalerie. Foto: Verleih

Disneys neues Aschenbrödel folgt alten Idealen. Kenneth Branaghs Neuauflage des Märchenklassikers orientiert sich am Zeichentrickvorbild von 1950. Seine Cinderella (Lily James) ist bildhübsch, doch sie lebt nach einem überholten Frauenbild.

Filmkritik zum Kinofilm "Cinderella"

Mit einem Schneeball-Wurf hält sie den Prinzen davon ab, ein Reh zu töten., beim Tanzen stellt sie ihm ein Rätsel: „Drei Nüsse für Aschenbrödel“ flackerte zwar 42 Jahre eher über die Kinoleinwand als Disneys Realverfilmung „Cinderella“ – bezüglich der filmisch vermittelten Rollenbilder und -klischees war die tschechische Aschenputtel-Version Disney jedoch weit voraus.

Aschenbrödel konnte, der drei Nüsse sei Dank, ihr Schicksal selbst in die Hand nehmen. Lily James („Downtown Abbey“) als junge Ella dagegen ist den Garstigkeiten der bösen Stiefmutter hilflos ausgeliefert. Scheuernd und schrubbend folgt sie dem Leitspruch ihrer dahingeschiedenen Mutter, mutig und freundlich zu sein – egal, was da komme. Widerstand? Rebellion? Iwo. Kenneth Branaghs bildhübsche Cinderella ist kein bisschen revolutionär, up-to-date oder avantgardistisch. An der Seite von „Game of Thrones“-Star Richard Madden, der den glattgebügelten Prinz in weißen Reiterhosen gibt, folgt sie brav und bescheiden ihrem Zeichentrick-Vorbild aus dem Jahr 1950.

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Schablonenartig reproduziert Branagh („Thor“) die Trickfilmfiguren, auch die Handlung und den Duktus der Erzählung übernimmt er. So wirkt die Märchenidylle trotz Hochglanzpracht angestaubt. Daran ändern selbst ein animierter Kürbis, der in einer Explosion zur Kutsche wird, und Ellas nachtblaue Ballrobe – ein Traum aus Taft und Unterröcken – wenig.

Jeder Blick, jedes Naserümpfen sitzt

Was Branagh aus dem klassischen Stoff hätte machen können, lassen allein die Schauspielkünste von Cate Blanchett („Blue Jasmin“) und Helena Bonham Carter („Alice im Wunderland“) erahnen. Blanchett brilliert als wiederverheiratete Witwe, die – mit Kater Luzifer an der Leine – ihr Wohl und das ihrer Töchter über alles andere stellt. Jeder Blick, jedes Naserümpfen sitzt.

Auch Bonham Carter interpretiert ihre Rolle frei. Sie erscheint als verwirrte, aber dennoch liebenswerte gute Fee, die sich selbst Flügel zaubert, bevor sie Ella unter Zeitnot mit Kleid und Kutsche ausstaffiert. Die jüngeren Schauspieler, etwa Holliday Grainger und Sophie McShera als Stiefschwestern, erscheinen neben den Charakter-Darstellerinnen blass – trotz der bonbonbunten Kleider.

Disney-Fans dürfte das Märchenepos gut gefallen. Für alle anderen Zuschauer über zwölf stellt der Film eine Einladung dar, sich an die Kindheit zu erinnern. Vorausgesetzt, sie vertragen ein gewisses Pensum Kitsch.

Unsere Bewertung zu "Cinderella": 3 von 5 Sternen - kann man sehen.

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