So verläuft die CSD-Parade durch die Stuttgarter Innenstadt. Foto: StN-Grafik: Lange

OB-Kandidaten stellen sich schwul-lesbischen Themen – Alle sagen mehr Geld für Projekte zu, doch woher?

Stuttgart - An diesem Samstag sind Schwule und Lesben bei der  Parade zum Christopher Street Day wieder bunt und schrill unterwegs. Dass sie durchaus auch politisches Gewicht haben, machten sie am Mittwoch bei einer Podiumsdiskussion mit den OB-Kandidaten deutlich.

Kostümiert, spärlich bekleidet und provokant – so sind die Teilnehmer traditionell bei der CSD-Parade unterwegs. Doch der CSD ist „nicht nur bunt und schrill und nackig“, sagt Jörg Dinkel vom SWR. Schwulen und Lesben ist insbesondere die politische Botschaft wichtig: Sie fordern Gleichberechtigung und Chancengleichheit.

Für Wünsche, die in die Zukunft weisen, sind zurzeit die OB-Kandidaten die richtigen Ansprechpartner. Einer von ihnen bestimmt vom kommenden Jahr an den Kurs Stuttgarts. Deshalb fühlte der CSD-Verein ihnen am Mittwoch bei einer Podiumsdiskussion im Wilhelmspalais auf den Zahn.

Welcher ist der älteste schwul-lesbische Buchladen? Wie lautet das Motto der diesjährigen Parade? Wo nehmen Schwule und Lesben traditionell ihren Drink? Mit diesen Spaßfragen prüfte Moderator Jörg Dinkel zunächst das Wissen von Harald Hermann (Piraten), Fritz Kuhn (Die Grünen), Hannes Rockenbauch (Linke), Bettina Wilhelm (SPD), von dem parteilosen Kandidaten Jens Loewe und dem Kandidaten aus dem bürgerlichen Lager, Sebastian Turner, über die Stuttgarter schwul-lesbische Szene.

„Eein Drittel meiner Führungsetage ist mehr oder weniger offen homosexuell“, bekannte Sebastian Turner

Während dabei alle offenbar großen Nachholbedarf haben, gingen den Kandidaten die Antworten auf Fragen zu ihren politischen Zielen leichter von der Hand. „Was würden Sie tun, um die Stadt Stuttgart als Arbeitgeber und als Wohnort für Schwule und Lesben attraktiver zu gestalten?“, wollte der Moderator wissen. Man wolle, versprachen alle auf dem Podium, Diskriminierung strenger ahnden und bei Bürgern mehr Verständnis für gleichgeschlechtliche Paare wecken; „sie sollten eine Selbstverständlichkeit sein“, sagten Hannes Rockenbauch und Bettina Wilhelm. „Ich habe in meinem Betrieb aus bekennend homosexuellen Mitarbeitern Vorbilder gemacht. Jetzt ist ein Drittel meiner Führungsetage mehr oder weniger offen homosexuell“, bekannte Sebastian Turner.

Erst, als es um Geld ging, schieden sich die Geister. Loewe kritisierte die bisherige „Zockerpolitik“ der Parteien und dass Großbauprojekte mit einer starken Lobby im Rücken zu viel kosten würden. Fritz Kuhn gab zu bedenken, dass man Spielräume schaffen müsse, um Geld in schwul-lesbische Projekte stecken zu können, benannte aber keine. Hannes Rockenbauch forderte: „Wir dürfen nicht nur in Beton investieren. Vielfalt ist eine Ressource, die wir fördern müssen.“

Am Ende waren sich die Kandidaten zwar nicht in jedem Punkt einig. Aber so ist sie, die Politik. Auch nicht immer bunt und schrill.

Über die Parade, die Teilnehmer und deren politische Forderungen berichtet der Südwestrundfunk in der Sendung „betrifft: Auf zum Christopher Street Day“. Ausgestrahlt wird diese am kommenden Mittwoch um 20.15 Uhr im dritten Programm.

Parade durch die Innenstadt

Der Höhepunkt des Christopher Street Day (CSD) ist die Parade, die an diesem Samstag, 28. Juli, durch die Innenstadt zieht. Der Umzug startet um 16 Uhr. Lesben, Schwule, Bisexuelle und andere werden die Vielfalt homosexuellen Lebens zum Ausdruck bringen und für ihre Rechte kämpfen.

Der Zug stellt sich ab 13 Uhr in der Böblinger Straße und auf dem Erwin-Schoettle-Platz auf und setzt sich gegen 16 Uhr in Bewegung. Es geht über den Marienplatz, die Tübinger Straße, die Eberhardstraße, die Markt- und die Münzstraße zum Karlsplatz. Um 18.15 Uhr trifft die Parade auf dem Schlossplatz ein, wo bis 19 Uhr eine Abschlusskundgebung stattfindet.

Es ziehen 58 Formationen mit 3000 Teilnehmern durch die Stadt, im vergangenen Jahr sollen etwa 200.000 Menschen zugeschaut haben. Die Buslinien 41, 42, 43, 44 und 92 werden umgeleitet, Haltestellen entfallen. Weitere Informationen gibt es im Internet auf www.csd-stuttgart.de.

Bilder vom CSD der vergangenen Jahre finden Sie hier.