Christoph Sonntag darf dieses Jahr die Landespolitik beim Salvatoranstich nicht durch den Kakao ziehen. Foto: dpa

Was Kabarettist Christoph Sonntag beim Salvatoranstich sagen wollte, der ausfällt.

Stuttgart - Die Texte hatte Christoph Sonntag schon geschrieben. Wie jedes Jahr wollte sich der Kabarettist als Fastenprediger beim Stuttgarter Salvatoranstich im Brunnerz am Rotebühlplatz die Landespolitik vorknöpfen. Doch dann sagte Paulaner-Wirt Thomas Brunner das für Samstag geplante Starkbierfest ab. Begründung: Winfried Kretschmann kommt nicht, um das Fass anzustechen.


Als Regierungschefs haben Günther Oettinger und Stefan Mappus beim Salvatoranstich nie gefehlt. Jetzt fällt alles aus, Ihre Fastenpredigt notgedrungen auch. Erfordert die Starkbier-Gaudi einen schwarzen Ministerpräsidenten?
Günther Oettinger zeigte als Ministerpräsident großen Humor und Mutterwitz. Stefan Mappus tat wenigstens so, als hätte er beides. Winfried Kretschmann scheint sich aber allem zu verweigern, was von seiner Ernsthaftigkeit ablenken könnte, ob Volksfesteröffnung oder nun Salvatoranstich. Ich glaube, er unterschätzt die sozialhygienischen Effekte, die solche Veranstaltungen haben. Das ist keine Frage von schwarz oder grün.

Kurz vor der Landtagswahl haben Sie im vergangenen Jahr Herrn Mappus die Leviten gelesen. Wenige Wochen später hat er die Wahl verloren. Besteht da ein Zusammenhang?
Ich freue mich, dass die Speerspitze der Stuttgarter Presse endlich meinen wahren Einfluss auf das politische Geschehen im Land erkannt hat.

Welche Politiker hätten Sie sich dieses Jahr beim Salvatoranstich vorgeknöpft?
Ein guter Kabarettist besetzt die Position der „radikalen Mitte“. Natürlich hätten diesmal vor allem die Herren Kretschmann, Hermann und Grün-Rot bluten müssen. Falls sich beim Lesen dieses Interviews ein paar Schwarze beim genüsslichen Schmunzeln erwischt haben: Da war doch was mit dem EnBW-Aktienkauf? Das hört nicht so schnell auf. Die Texte dafür waren fertig!

Ist Kretschmann nicht ein Segen fürs Kabarett?
Ich habe mich lange ums Parodieren gedrückt, weil es einfach so viele auf der Bühne tun – aber Kretschmann zwingt einen ja fast schon dazu!

Wen wünschen Sie sich als OB für Stuttgart, damit’s als Kabarettist nicht langweilig wird?
Ich könnte mit allen dreien, die gerade im Spiel sind, gut leben. Und, daran merke ich, wie alt ich mittlerweile geworden bin: Ich kenne sie alle persönlich und schätze sie. Das wird spannend.
Am 9. Mai zeichnet der SWR die „Alte Zeiten, neue Zeiten“-Show von Christoph Sonntag in der Porsche-Arena mit Gästen fürs SWR-Fernsehen auf. Es gibt noch Karten, aber nicht mehr viele, unter www.sonntag.tv.