So soll die Zukunft aussehen: Die Experimenta wird vergrößert. Foto: Experimenta

Man lerne nicht mit einem einzelnen Besuch im Science Center die Relativitätstheorie, sagt Christian Sichau von der Experimenta Heilbronn.

Heilbronn - Im März 2019 soll die Experimenta in Heilbronn nach einem Neu- und Umbau wieder eröffnet werden. Sie wird dann das größte Science Center Deutschlands. Christian Sichau, seit April 2009 Ausstellungsleiter in der Experimenta Heilbronn, spricht darüber, was alles anders werden soll.

Herr Sichau, ist das Technorama in Winterthur ein Vorbild für die Experimenta?

Nicht in dem Sinne, dass wir sagen, genau so wollen wir es auch tun. Wir kennen uns natürlich gut und wir tauschen uns aus. Wir haben auch keine Scheu, Dinge von Kollegen aufzugreifen. Wir versuchen dann aber, unseren eigenen Weg zu gehen.

Wie sieht der eigene Weg in Heilbronn aus?

Nicht alles, was wir vermitteln wollen, packen wir in die Ausstellung, da das Format nicht immer das geeignete ist. Manches gehört besser auf die Bühne, in Studios oder ins Schülerlabor. Immer geht es darum, die Neugier der Besucher zu fördern.

Was nimmt man im Idealfall aus der Ausstellung mit?

Es geht nicht darum, bei einem Besuch alles gelernt zu haben. Vielmehr ist das Ziel, sich die Art und Weise anzueignen, wie man sich naturwissenschaftliche Fragen stellt, sich Dinge aneignet. Wenn man denkt, dieser Fragestellung will ich später noch mal in Ruhe nachgehen, das würde ich gerne genauer wissen, dann haben wir schon viel erreicht. Man lernt nicht mit einem einzelnen Besuch die Newtonschen Gesetze oder die Relativitätstheorie. Das kann eine Ausstellung gar nicht leisten.

Was kann eine Ausstellung dann leisten?

Es kann sein, dass man sich zu Hause mit einer speziellen Frage intensiver auseinandersetzt oder später im Schülerlabor vertieft. Oder man begegnet einer Thematik ganz woanders und dann kommt es zu Lerneffekten. In der Ausstellung können kleine Funken gezündet werden, jedoch keine Lernziele wie in der Schule erreicht werden.

Geht es auch um Entertainment?

Nein, das ist der falsche Begriff. Es geht um Erlebnisse. Ohne diese wird die oftmals verschüttete Neugier nicht geweckt. Wir sagen: Wenn der Spaß nicht da ist, brauche ich gar nicht erst anzufangen, dann lerne ich auch nichts. Die Freude am Tun und am Entdecken wollen wir fördern. Jedes einzelne Exponat hat einen wissenschaftlichen Hintergrund und dies wird auch kommuniziert. Wir teilen dem Besucher mit, was er an jeder Station für sich mitnehmen kann.

Wie intensiv ist die Betreuung?

Die Mitarbeiter im Besucherservice spielen eine ganz zentrale Rolle. Bei uns sind das keine Aufpasser, sondern Begleiter, sie sollen mitmachen, ins Gespräch kommen. Sie sind wesentlich für die Atmosphäre im Haus. Wenn man an einer Station zu viert sein muss und einer fehlt, dann spielen die Mitarbeiter auch mit. Sie sind Teil des Ganzen. Im neuen Haus haben wir mehr als 250 Mitarbeiter allein in diesem Bereich.

Was wird in der neuen Experimenta anders sein?

Wir wollen den Besucher noch mehr einbinden. Sie sollen Teil des Experimentes sein – nicht als Versuchskaninchen, sondern als Mitwirkende. Im neuen Haus wird in der dritten Etage die „Forschungsabteilung“ sein. Hier stellen wir zum Beispiel Projekte aus der Forschung vor und der Besucher soll dann spielerisch entscheiden, wem er das fiktive Forschungsgeld geben würde.

Was wird noch anders im neuen Haus?

Es wird Bereiche geben, die von Kindern für Kinder gestaltet werden. Wenn Kinder ein Projekt in der Schule gemacht haben, dürfen sie dieses beispielsweise ein halbes Jahr lang bei uns präsentieren.