Immer mehr zu tun: Die Polizei beklagt eine wachsende Arbeitsbelastung Foto: dpa

Der Landesverband der Deutschen Polizeigewerkschaft in Baden-Württemberg bekommt einen neuen Vorsitzenden, die Aufgaben und Probleme bleiben gleich.

Stuttgart - Die Wahl ist nur noch Formsache. Ralf Kusterer, seit 2003 Vize-Landeschef der Polizeigewerkschaft im Beamtenbund mit 16 000 Mitgliedern, wird am Donnerstag in Stuttgart zum neuen Landesvorsitzenden gewählt. Der 53-jährige Pforzheimer folgt Joachim Lautensack an, der nach zwölf Jahren nicht mehr antritt. „Das ist eine sehr interessante Aufgabe, aber auch eine große Herausforderung“, sagte Kusterer am Dienstag unserer Zeitung. Inhaltlich dürfte zwischen Amtsinhaber und Nachfolger kein Blatt Papier passen. „Die Polizei hat es mit einem unglaublichen Aufgabenzuwachs zu tun. Aber es mangelt an allen Ecken und Enden am Personal und der notwendigen Ausstattung. Das muss sich dringend ändern“, so Kusterer.

Als Beispiele nennt er den mangelhaften Körperschutz für viele Beamte. „Es kann doch nicht sein, dass sich drei Polizisten einen Helm oder eine Schutzausrüstung teilen müssen.“ Auch bei den Räumlichkeiten gebe es Mängel zuhauf. „Es sind keine erwachsenengerechten Fortbildungsverhältnisse, wenn sich drei Polizisten ein Zimmer teilen und 50 Meter zur Sammeldusche laufen müssen.“ Vor allem aber sorge die zunehmende Arbeitsbelastung „für immer mehr Frust“ bei den Beamten. Die Flüchtlingswelle und die Terrorgefahr, immer mehr Großeinsätze und die Kurdenproblematik, aber auch der Faktor Wohnungseinbrüche und die durch die Polizeireform verursachten langen Anfahrten der Polizisten zu Einsatzorten würden „für eine permanente Überlastung“ sorgen. „Die Leute haben kaum noch Zeit zur Regneration und für Familie oder Freunde, weil sie oft auch am Wochenende in den Einsatz müssen.“

Aus Sicht von Kusterer müsse die künftige Landesregierung deshalb alles dafür tun, die Polizei besser zu stellen. „Wir haben seit Jahren auf die Mängel hingewiesen. Aber sie wurden nicht abgestellt.“