Der Mittelstand und der Maschinenbau gehören zum Rückgrat des Landes. Doch es wird immer schwieriger, für den Generationswechsel Unternehmer zu finden. Foto: dpa/Marijan Murat

Immer weniger Menschen wollen eine Firma übernehmen. Das liegt auch am gesellschaftlichen Klima, in dem Unternehmer oft in einem schlechten Licht dargestellt werden, meint unser Kommentator Klaus Köster.

Wer sonntagabends „Tatort“ schaut und rätselt, wer der Mörder ist, kann es einmal mit Statistik versuchen. Einer Analyse von mehr als tausend Folgen zufolge stach bei den Tätern zumindest vor einigen Jahren eine Berufsgruppe besonders hervor: die Unternehmer, dicht gefolgt von Berufskriminellen. Dieses gesellschaftliche Ansehen spiegelt sich auch in Teilen der Politik. Steuersenkungen für Firmen, denen es gut geht, sehe er kritisch, sagte kürzlich der finanzpolitische Sprecher der SPD-Bundestagsfraktion. Unternehmer stehen in der Politik gar nicht so selten unter dem Generalverdacht, auf Kosten der Allgemeinheit Geld zu scheffeln.

 

Das schlechte gesellschaftliche Ansehen steht in krassem Gegensatz zur wirtschaftlichen Bedeutung des Unternehmertums, ohne das es Arbeitsplätze nur im öffentlichen Dienst gäbe, der ohne die Steuerzahlungen all der Beschäftigten, der Konsumenten und nicht zuletzt der Firmen und ihrer Eigentümer selbst aber gar nicht bezahlbar wäre. Auch gesellschaftliche Aufgaben vom Klimaschutz über die Hilfen für die Ukraine bis zur Finanzierung des Sozialstaats wären ohne Unternehmen undenkbar.

Wesentlich angesehener ist allerdings das Angestelltendasein, dessen Attraktivität auch potenziellen Unternehmerinnen und Unternehmen nicht verborgen bleibt. Im Südwesten hat der Mangel nun einen historischen Höchststand erreicht: Auf fünf Eigentümer, die ihr ihre Firma übergeben wollen, kommt eine Person, die eine Firma übernehmen will, ergab eine Auswertung des Baden-Württembergischen Industrie- und Handelskammertags (BWIHK). Und das im Musterland des Mittelstands.

Wer etwas auf dem Kasten hat, kann heute unter lukrativen Angeboten im Angestelltenverhältnis wählen – mit Festgehalt, definierter Arbeitszeit, Anspruch auf Urlaub und Lohnfortzahlung und ohne Sorgen um bürokratische Auflagen, fehlende Fachkräfte und die Finanzierung der nächsten Investition. Was das Land an seinen Unternehmern hat, merkt es womöglich erst, wenn diese schmerzhaft vermisst werden.