"Legend of Wacken" (v.l.): Thomas Jensen (Sebastian Jakob Doppelbauer), Bauer Trede (Detlev Buck), Jörg Jensen (Dennis Svensson) und Gösy (Béla Gábor Lenz). Foto: RTL / Thomas Leidig

"Legend of Wacken" (RTL+) erzählt die Gründungsgeschichte des größten Heavy-Metal-Festivals der Welt. Wie viel Wahrheit in der Serie steckt, verraten die Schauspieler Charly Hübner, Aurel Manthei, Regisseur Lars Jessen und Produzentin Maren Knieling im Interview.

Das Wacken Open Air (W:O:A) ist das größte Heavy-Metal-Festival der Welt. Seit 1990 findet es jährlich am ersten Augustwochenende - diesmal 2. bis 5. August - in der kleinen Gemeinde Wacken in Schleswig-Holstein statt. Inzwischen feiern immer um die 85.000 Fans mit. Die Idee stammt von den Gründern Thomas Jensen (geb. 1966) und Holger Hübner (geb. 1966).

Inspiriert von wahren Begebenheiten erzählt nun die fiktionale Serie "Legend of Wacken" die einzigartige Gründungsgeschichte des Kult-Festivals. In den Hauptrollen sind Charly Hübner (50) als Holger Hübner und Aurel Manthei (49) als Thomas Jensen zu sehen; die jüngeren Versionen der beiden Figuren werden von Sammy Scheuritzel (24) und Sebastian Doppelbauer (28) verkörpert. In weiteren Rollen sind als Gegner und Gegnerinnen zu sehen: Detlev Buck (60) als erpresserischer Bauer Trede, Katharina Wackernagel (44) als kontrollierende Heimleiterin Wiltrud und Marc Hosemann (52) als altbackener Wirt Karl-Heinz.

Alle sechs Folgen sind ab 7. Juli - im Übrigen auch der 57. Geburtstag von Wacken-Gründer Thomas Jensen - auf RTL+ verfügbar. Free-TV-Premiere feiert "Legend of Wacken" am 12. und 13. Juli bei Nitro - jeweils drei Folgen ab 20:15 Uhr.

Wie viel Wahrheit in "Legend of Wacken" steckt, verraten Charly Hübner, Aurel Manthei, Regisseur Lars Jessen (54) und Produzentin Maren Knieling von Florida Film im Interview mit spot on news.

Wie gefällt Ihnen die Rahmengeschichte mit dem Stromschlag-bedingten Koma, aus dem Thomas Jensen seinen Kompagnon Holger Hübner herausholen will, indem er die emotionalen Highlights der Gründungsgeschichte erzählt?

Aurel Manthei: Sie ist praktisch, um Geschichten aus der Vergangenheit durch Flashbacks wieder zum Leben zu erwecken. Zum Glück tauchen wir dort als Geister auf, sonst hätten sich die Spielszenen aufs Krankenhausbett beschränkt. Außerdem schafft sie eine konstante Spannung, nämlich: Wacht Holger wieder auf?

Charly Hübner: Na eben, das ist eine sehr praktische Wäscheleine, an die man herrlich ungeordnet Anekdoten hängen kann.

Dieser Part ist fiktiv. Wie viel von der Entstehungsgeschichte, die Thomas erzählt, ist real - und damit musik- oder eventgeschichtlich relevant? Und gibt es das Wurstwassertrauma wirklich, unter dem die beiden Gründer leiden sollen, seit eine Rocker-Gang sie dazu genötigt hat, das mit Schuss zu trinken?

Manthei: Das erste W.O.A wurde anhand von Fotos und natürlich Erzählungen von Holger und Thomas so detailgetreu nachgebaut, dass die beiden anerkennend genickt haben: "Ja, so war das damals!". Das beharrliche Bemühen, um bestimmte Bands und die leichte Schieflage in der Kalkulation sind wohl auch verbrieft. Ebenso die anfängliche Ablehnung beziehungsweise Skepsis im Dorf Wacken, doch mit Bauer Tredes Acker und seinem Dafürsprechen hat das Ganze nach diversen Rückschlägen Fahrt aufgenommen.

Hübner: Wie der Titel schon sagt "Legend of Wacken" ist das beim besten Willen nicht mehr zu unterscheiden, da es eben Korn und Wurstwasser in rauen Mengen gab, vom Bier mal ganz abgesehen.

Lars Jessen und Maren Knieling (Florida Film): Im Prinzip haben wir uns die Geschichte von Thomas und Holger basierend auf überlieferten Halbsätzen und Anekdoten nochmal neu ausgedacht. Jetzt könnte man sagen, das stimmt dann ja alles nicht. Da würden dann unsere beiden Helden, die Wacken-Gründer, vehement widersprechen. Im Kern ist alles wahr.

Florida Film entwickelte den Stoff über die Menschen hinter und auf den Bühnen des W:O:A im engen Austausch mit den Gründern Thomas Jensen und Holger Hübner. Wie sehr waren die beiden involviert? Was war Ihnen besonders wichtig und wo gab es ein klares Nein?

Hübner: Es gab mehrere Treffen in den letzten Jahren, um zu verstehen, wo das Drama lag, was köstlich ist, was es dramaturgisch braucht. Für mich ist es immer wichtig und schön, Geschichten zu erzählen, die eher im subkulturellen Bereich beginnen und dann ihren Weg gehen. Subkulturen sind doch der Humus der Zukunft - nach wie vor.

Jessen und Knieling: Unsere Autoren und Autorinnen haben ausführliche Interviews mit Thomas Jensen und Holger Hübner und vielen Menschen, die sie jahrelang begleitet haben, geführt. Sie haben sich durch die Archive gewühlt und die Musik inhaliert. Das ist wirklich eine Riesenleistung gewesen mit prallvollen Drehbüchern. Zentral für Jensen und Hübner war, dass das Feeling stimmt, das ganze Aroma. Ein klares Nein gab es nur für "Dschingis Khan" im Landgasthof. Da waren die beiden sehr penibel.

Hinter der Produktionsfirma stecken die Entertainer Joko Winterscheidt und Klaas Heufer-Umlauf. Inwiefern waren die beiden bei diesem Serienprojekt involviert?

Hübner: Florida Film und Florida Entertainment sind Schwestern und wie das so mit Schwestern ist, die sich mögen, besuchen die sich öfters. Kaffee und Kuchen so zu sagen.

Jessen und Knieling: Wir tauschen uns im Prinzip ständig über Humor und Popkultur aus. Klaas und Lars [Jessen] kommen beide aus der norddeutschen Provinz. Sie wissen genau, was Langeweile Großartiges auslösen kann, wenn man es versteht, aus ihr Kraft zu saugen. In Oldenburg [Heufer-Umlauf], Meldorf [Jessen] und in Wacken muss ungefähr ähnlich wenig los gewesen sein.

"Alle feiern das, alle wollen mitmachen und unterstützen das. Niemand beschwert sich, aber es ist jetzt auch schön, wieder Ruhe zu haben", sagte eine Anwohnerin über das Wacken-Festival dem NDR. Wie erklären Sie sich diese beeindruckende Zustimmung?

Manthei: Eine schwarze, betrunkene Metal-Horde überfällt ein kleines, beschauliches Dorf mit ohrenbetäubender Teufelsmusik. Die armen Bewohner! So, oder so ähnlich denken wahrscheinlich viele Leute über das W.O.A. Wer aber mitbekommt, mit was für einer Freundlichkeit die Gäste sich bei den Wackenern für deren Unterstützung und Toleranz bedanken, mit welcher Höflichkeit aufeinander Rücksicht genommen wird und mit welchem Glanz in den Augen der ein oder andere "Normalbürger" aus Wacken sich mittlerweile dieses Happening herbeisehnt - der unterstreicht dieses Statement voll und ganz. Und die Ruhe nach dem Sturm tut nicht nur den Wackenern, sondern auch allen Metalheads bestimmt gut.

Hübner: Es ist ein Dorf, man kennt sich und es hat dem Dorf, aufgrund größtenteils guter Kommunikation, nicht geschadet. Schauen sie "Full Metal Village - Heimatfilm" [Dokumentarfilm, 2006]. Dieser großartige Film beantwortet diese Frage.