Im ersten Schritt wird der Turm saniert und optisch aufgewertet. Foto: Steffen Honzera

Das Hochhaus am Charlottenplatz bekommt ein neues Aussehen. Bis Mitte 2013 dauert die Sanierung, die den gesamten Standort aufwerten soll.

S-Mitte - Viele tausend Menschen sehen es täglich auf ihrem Weg zur Arbeit, mal nur kurz im Vorbeifahren, aber oft auch etwas länger, wenn der Verkehr mal wieder ins Stocken geraten ist. 42 Meter ragt es in den Himmel, zwölf Stockwerke aus Beton, Stahl und Glas, eine Grundfläche von knapp 7000 Quadratmetern. Das wuchtige Hochhaus am Charlottenplatz 6 ist eines der bekanntesten Gebäude der City – wenn auch nicht eines der schönsten. Seit Januar sehen die Vorbeikommenden aber eine Veränderung an dem alten Wuchtbau: Stahlkonstruktionen klettern langsam an den Wänden des Gebäudes hinauf, ein Kran wurde aufgestellt, der Rechtsabbiegerstreifen der Charlottenstraße in Richtung Degerloch ist für Baustellenverkehr gesperrt worden. Das Hochhaus am Charlottenplatz soll komplett saniert und erneuert werden, der alte Klotz soll sich in ein modernes Geschäftsgebäude verwandeln.

Es waren die späten 60er-Jahre, als das Gebäude am Charlottenplatz 6 fertiggestellt wurde. Damals lag das Hochhaus voll im Trend, erbaut nach amerikanischem Vorbild, ähnlich wie der nicht weit entfernte Landtag. 44 Jahre später hat sich der Zeitgeist verändert und auch dem Baumaterial ist so langsam sein Alter anzumerken. „Innen hat der Eigentümer die Immobilie laufend auf den aktuellsten Stand gebracht“, sagt Gebäudeverwalter Götz Heimerdinger. „Die Fassade ist aber materiell am Ende, die Platten sind brüchig, es ist Zeit, sie auszutauschen. Wir wollen das Gebäude auch energetisch und schalltechnisch auf Vordermann bringen“, erklärt der 45-Jährige das Vorhaben. „Außerdem soll das Haus auch gestalterisch modernisiert werden. Ziel ist es, so auch den Gesamtstandort Charlottenplatz aufzuwerten.“

Schwarz-grüne Brüstungsplatten für die Optik

Das Bauprojekt ist in zwei Abschnitte unterteilt. Anfang des Jahres haben die Arbeiten des ersten Abschnittes begonnen, der Sanierung des Turms. Die Stockwerke zwei bis elf erhalten eine neue Fassade. Hierzu wird derzeit eine Stahlbaukonstruktion angebracht, von der aus später das Gerüst am Gebäude hochgezogen wird. „Anfang April wollen wir mit den Vorbereitungen so weit sein, dass wir mit den eigentlichen Baumaßnahmen beginnen können“, erzählt Bauleiterin Natalia Glubrecht. „Von oben nach unten arbeiten wir uns dann durch die Stockwerke und tauschen auch die Fenster aus, Anfang August soll dieser Abschnitt fertig sein.“

Die Optik des Gebäudes wird sich aber durch die Turmsanierung allein noch nicht verändern. „Oben ist es reine Reparatur“, so Heimerdinger. „Die Struktur der Fassade bleibt, aber sie wird sich farblich verändern.“ Durch schwarz-grüne Brüstungsplatten und Aluminiumfenster bekomme das Gebäude eine größere Eleganz.

Der zweite Bauabschnitt betrifft den Sockel des Hochhauses, aber wie dieser dann letztlich aussehen wird, ist noch nicht sicher. „Das steht noch in den Sternen“, sagt Heimerdinger. Während der erste Bauabschnitt bereits von der Stadt abgesegnet sei, müsse man beim unteren Teil noch auf die Genehmigung warten. Geplant sei eine grundlegende Überarbeitung von Erdgeschoss, Zwischengeschoss und erstem Obergeschoss.

Der Sockelbereich soll heller und freundlicher werden

„Der Sockelbereich soll heller und freundlicher werden und außen aus Glas bestehen, das zum Teil auch gefärbt ist“, so der 45-jährige Gebäudeverwalter. „Die Balkone im ersten Obergeschoss werden durch eine Kante ums gesamte Haus herum verlängert, was das Gebäude schlanker und höher wirken lässt.“ Sollte die Stadt zustimmen, wolle man diese Balkonkante dann auch bepflanzen – um optisch eine Verbindung zum auf der anderen Straßenseite beginnenden Schlossgarten zu schaffen. Sollte die Genehmigung der Stadt vorliegen, will Blue Estate von September an mit dem zweiten Bauabschnitt beginnen. Mitte 2013 soll das Gesamtprojekt abgeschlossen sein.

Zwischen fünf und sechs Millionen Euro wird die Rundum-Erneuerung des Hochhauses am Charlottenplatz voraussichtlich kosten, die größte Herausforderung ist, dass alles im laufenden Betrieb saniert wird. „Keiner unserer Mieter muss das Gebäude verlassen“, erklärt Bauleiterin Natalia Glubrecht. „Wir stimmen uns mit allen ab, wann welche Fassadenteile erneuert werden.“ So müssen immer nur einzelne Büroräume tageweise geräumt werden, aber nie ein komplettes Stockwerk.

Die Zahnarztpraxis zieht vorübergehend in Container

Einzig die große Zahnarztpraxis, die sich über das Erdgeschoss, Zwischengeschoss und das erste Obergeschoss erstreckt, bildet eine Ausnahme. „Die Praxis wird im zweiten Bauabschnitt komplett neu gemacht“, sagt Götz Heimerdinger. „Die Zahnärzte ziehen für diese Zeit in ein Containerdorf auf die zum Grundstück gehörende Terrasse neben dem Hauptgebäude.“ Der ärztliche Betrieb könne hier ungehindert weitergehen, bei den Containern handle es sich um Spezialanfertigungen. „Es ist ein sehr komplexes Projekt“, fasst Heimerdinger zusammen. „Aber nicht nur wir, sondern auch die Mieter freuen sich auf das Endergebnis.“