Der Matchwinner für Real: Jude Bellingham Foto: AFP/THOMAS COEX

Das war aller Ehren wert. Mit viel Leidenschaft verteidigt Union Berlin bei seiner Königsklassen-Premiere gegen das große Real Madrid. Die faustdicke Überraschung verdirbt ein ehemaliger Dortmunder.

Union Berlin ist Real Madrid bei seiner Champions-League-Premiere mit seinem eisernen Fußball gehörig auf die Nerven gegangen und hat wegen eines Last-Minute-Treffers von Jude Bellingham eine Sensation nur knapp verpasst. Mit dem italienischen Europameister Leonardo Bonucci als neuem Abwehrchef musste sich der Bundesligist am Mittwochabend beim Rekordsieger der Königsklasse nach einer taktisch hervorragenden Leistung und ganz viel Pfostenglück letztlich doch mit 0:1 (0:0) geschlagen geben. 

Bellingham erlöste die Königlichen vor über 80 000 Zuschauern im Estadio Santiago Bernabéu mit seinem Tor in der vierten Minute der Nachspielzeit gegen die leidenschaftlich verteidigende Auswahl von Trainer Urs Fischer. Trotz der Niederlage zum Europapokal-Auftakt können die Berliner gestärkt die kommenden Aufgaben in der Bundesliga angehen, in der nach zwei Niederlagen ein Negativtrend abgewendet werden muss. Am Samstag kommt die TSG Hoffenheim ins Stadion an der Alten Försterei.

„Es ist schon ein bisschen ein Wahnsinn einfach. Es ist im Moment noch nicht so richtig greifbar“, sagte Union-Manager Oliver Ruhnert bei DAZN vor dem Anpfiff und blickte auf die legendäre elektronische Anzeige an der Stadion-Balustrade. Dort stand es blau auf weiß: Real Madrid C.F. und 1. FC Union Berlin. Das 0:0 zwischen den Vereinsnamen hatte am Ende keinen Bestand mehr. 

Diesen historischen Moment für die Club-Geschichte richtig anzugehen, war eine schwere Aufgabe für Fischer. Das einmalige Erlebnis sollten alle intensiv aufsaugen können, aber nicht zulasten der winzigen Hoffnung auf eine handfeste Sensation. „Man sollte nicht zuviel Staunen. Heute musst du dir einiges Zutrauen“, forderte der Trainer bei DAZN. 

Die mehreren tausend Berliner Fans feierten ihre Fiesta

Die Voraussetzungen erinnerten die Eisernen auch an die Bundesliga-Anfänge vor gerade einmal gut vier Jahren, als auf nationaler Ebene niemandem den Underdog-Club etwas zutraute. „Im Moment ist einfach erstmal wichtig zu sehen, wie wir uns auch auf dieser Bühne bewegen“, sagte Ruhnert. 

Sie bewegten sich gut, in ihrer ultradefensiven Grundordnung. Bei zwei frühen Kopfbällen von Joselu (3./6.) half einmal Torwart Frederik Rönnow und einmal das Zentimeter-Glück. Doch nur Verstecken war eben nicht angesagt. Ein Schuss von Kevin Behrens (3.) wurde geblockt. Noch mehr wäre möglich gewesen, als Aissa Laidouni wenig später mutig in den Real-Strafraum zog. Die Aktion verpuffte, da etwas zu hastig vorgetragen.

Union verlagerte sich auf sein Kerngeschäft, das Verteidigen. Mit Erfolg. Mehr als ein paar unpräzise Fernschüsse von David Alaba (23.) und Aurélien Tchouameni (27.) und Nacho (34.) kamen in der ersten Halbzeit nicht in Richtung Rönnow-Tor. Real-Coach Carlo Ancelotti rudere am Spielfeldrand mit den Armen, als wolle er Anschub-Hilfe leisten. 

Akustisch war das Stadion längst in Union-Hand. Die mehreren tausend Berliner Fans feierten ihre Fiesta. An der Puerta del Sol schallten an diesem sonnigen Spätsommer-Tag schon am Nachmittag die Sprechchöre. Rund 300 Anhänger kamen aber nicht ins Stadion, da sie ihre Fan-Utensilien wie Banner nicht mitnehmen durften. 

Ancelotti dürfte klare Worte gefunden haben. Real kam wütend aus der Kabine und jetzt entfaltete das Bernabéu jene Wucht, die schon andere Mannschaften in die Knie zwang. Union hatte Glück bei Pfostentreffern von Rodrygo (51.) und Joselu (63.). Rönnow stand immer mehr im Blickpunkt und reagierte mehrfach hervorragend. Ancelotti brachte nun auch Toni Kroos ins Spiel. In der Nachspielzeit knackte dann Bellingham die eiserne Defensive.