In Tränen aufgelöst: Liverpools Keeper Loris Karius Foto: Getty

Unglücksrabe Loris Karius weinte hemmungslos – der deutsche Torhüter war es, der das dramatische Finale von Kiew mit zwei folgenschweren Patzern zugunsten von Real Madrid entschied. Gänsehautmomente, die kaum einen kalt lassen, meint unser Kommentator Tobias Schall.

Liverpool - Das Champions-League-Finale in Kiew war zum Heulen. Für Mo Salah. Für Dani Carvajal. Für die Liverpooler Spieler angeführt vom weinenden Kapitän Jordan Henderson nach dem Schlusspfiff.

Selten war ein Finale emotionaler und als Schauspiel ergreifender als jenes am Samstagabend – und selten waren Szenen nach einem Spiel so bewegend wie dieser Moment, in dem der deutsche Torhüter Loris Karius mit Tränen in den Augen schluchzend vor die Liverpooler Kurve trat, die Hände zu einer Geste der Demut und Entschuldigung geformt. Wie schwer muss dieser Gang gefallen sein? Wie viel Schmerz musste der Keeper verspüren?

Und was kam aus der Kurve? Warmherziger Applaus für einen jungen Mann, der maßgeblichen Anteil daran hatte, dass der große Traum der Anhänger der Reds jäh zerplatzt war. Applaus gab es hier für einen, der die Größe und den Mut hatte, nach dem schlimmsten Spiel seiner Karriere vor 20 000 Menschen um Verzeihung zu bitten. Statt mit Wut antworteten diese mit Applaus und ihrer Hymne „You’ll never walk alone“.

Es waren Gänsehautmomente, die kaum einen kalt gelassen haben und dem einen oder anderen unbeteiligten Zuschauer feuchte Augen gemacht haben dürften.

Oliver Kahn eher nicht. Der TV-Experte wunderte sich schon in der Halbzeit über die heulenden Spieler und fragte, ganz der Steinzeit-Titan und Sport-Macho der alten Schule: „Dass die immer alle weinen. Das kann man doch in der Kabine machen.“

Das ist wirklich zum Heulen.

tobias.schall@stzn.de