Er ist erst 34, aber schon ein alter Hase im Bundestag: Jens Spahn. Foto: Getty Images Europe

Dass der Jens Spahn in den engsten Führungszirkel seiner Partei gewählt wurde, gilt als kleine Sensation. Nun ruhen die Hoffnungen der unter 40-Jährigen in der Partei auf ihm – ein Interview über seine Pläne.

Stuttgart - Herr Spahn, Sie haben mit Ihrer Kampfkandidatur für das CDU-Präsidium etwas riskiert – und gewonnen. Hat Sie das selbst überrascht? Als Mitglied einer Partei, in der öffentlich zur Schau gestellter Eigensinn und Machtwille nicht gern gesehen sind?
Mein Eindruck ist, dass viele Delegierte es gut fanden, dass es bei der Wahl zum Präsidium tatsächlich auch eine Auswahl gibt. Aber wer in ein solches Rennen geht, kann natürlich auch verlieren. Um so mehr freue ich mich, dass es geklappt hat. Und das lag vor allem an der tollen Unterstützung von Junger Union und von der Mittelstandsvereinigung der CDU.
Ihre Bewerbung hatte im Vorfeld für Unruhe gesorgt, weil sie das in Hinterzimmern vorbereitete Personaltableau störte. Wurden Sie gedrängt, nicht für das höchste Parteigremium zu kandidieren?
Da war nichts Ungewöhnliches. Jemand sagte zu mir: „Du bist alt genug, um zu wissen, was Du tust.“ Damit hatte er Recht.
Solche Sätze kennt man aus Mafiafilmen.
Nein, ich habe das sportlich gelassen genommen (lacht). Am Ende war es ein faires Rennen. Es gab acht Kandidaten für sieben Plätze. Und jetzt arbeiten wir im Team weiter.
Haben Sie eine Reaktion von der Kanzlerin erhalten? Man weiß ja, dass sie Personalknatsch auf Parteitagen nicht ausstehen kann.
Mein Eindruck ist, dass die Kanzlerin eine lebendige Partei mag. Vor allem auch eine Partei, die sich über die Zukunft Gedanken macht. Also vor allem auch darüber, wie wir es schaffen, dass es uns in zehn Jahren noch so gut geht wie heute. Ich weise immer wieder auf die Chancen des digitalen Wandels gerade auch für die Wirtschaft hin. Nehmen Sie die Automobilindustrie. Da kommt es in Zukunft nicht mehr nur darauf an, wer den besten Motor baut, sondern darauf, wer die beste Software für das fahrerlose Auto hat. Die sollte in Sindelfingen oder Zuffenhausen entwickelt werden, nicht in Kalifornien.
Ihre Personalie wurde ja auch deshalb so aufmerksam registriert, weil die Partei nicht gerade mit Nachwuchskräften gesegnet ist. Hat die Kanzlerparteichefin es versäumt, Talente zu fördern? Oder ist die Partei einfach nicht mehr attraktiv für jüngere Leute?
Wir haben viele profilierte jüngere Leute in der Partei. Denken Sie nur an Baden-Württemberg. Da gibt es mit Steffen Bilger, Thomas Bareiß und Andreas Jung drei junge Bezirksvorsitzende, die ich gut kenne. Es gab den Wunsch in der Partei, dass sich die Jüngeren auch in der Parteispitze wiederfinden. Jugend für sich ist kein Qualitätsmerkmal, das ist wahr. Aber es war immer ein Merkmal der CDU als Volkspartei, die ganze Breite der Bevölkerung abzubilden. Da muss es dann auch mal jemand unter 40 in die Parteispitze schaffen. Dafür habe ich gemeinsam mit vielen anderen gekämpft. Gerade wir Jüngeren müssen auch mal etwas wagen. Nur so finden wir die richtigen Antworten für die nächsten Jahre.