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Nach dem Ärger übers Projekt Villa Berg steht der Stadt erneut Streit mit Rudi Häussler ins Haus.

Stuttgart - Nach dem Ärger übers Projekt Villa Berg steht der Stadt erneut Streit mit Rudi Häussler ins Haus. Weil dessen Mieter im Carl-Benz-Center beim Bau der Mercedes-Arena übergebühr unter Lärm und Dreck zu leiden hätten, sollen Landeshauptstadt und VfB Stuttgart mögliche Einnahmeausfälle mit zwei Millionen Euro absichern.

Beim Geld endet die Freundschaft. Eine Weisheit, die so verbraucht ist wie wahr, zurzeit zu beobachten bei einem Rechtsstreit zwischen der in Vaihingen ansässigen Häussler-Gruppe und der Stadion Neckarpark GmbH, jener Gesellschaft, die den Umbau der Mercedes-Benz-Arena in ein reines Fußballstadion abwickelt. Zwei Protagonisten sind dabei mehrfach miteinander verbandelt.

Die Häussler GmbH & Co. KG 16. Bau- und Bodengesellschaft, Teil der Häussler-Gruppe und Klägerin, agiert als Eigentümerin des Carl-Benz-Centers. Ihre Mieter sind ein Hotel, eine Brauerei und ein Tiefgaragenbetreiber. Ferner beherbergt das Carl-Benz-Center die Jugendakademie des Fußball-Bundesligisten VfB Stuttgart sowie dessen Marketing-Tochter. Die Klage richtet sich gegen die Stadion Neckarpark GmbH mit den Gesellschaftern Landeshauptstadt und VfB Stuttgart. Zudem ist Häussler einer der kleineren Sponsoren des VfB und als solcher unter anderem auf der VfB-Homepage vermerkt. Weil Häussler sagt, er handle im Interesse seiner Mieter, könnte man zugespitzt schlussfolgern, der VfB führt gegen sich selbst Klage. Angesichts der vertrackten Situation gibt es vom VfB Stuttgart "keine Stellungnahme zu dem Vorgang", so Club-Sprecher Oliver Schraft.

"Mein Gegner ist die Neckarpark GmbH"

Häussler klagt gegen den Umbaustart in der Cannstatter Kurve im Rahmen des Stadionumbaus am 17. Mai, unmittelbar nach Ende der laufenden Bundesliga-Saison. "Während der monatelangen Abriss- und Rohbauarbeiten sind massive Beeinträchtigungen durch heftige Staubentwicklung, spürbare Erschütterungen und starken Lärm zu erwarten", heißt es in einer Mitteilung der Häussler-Gruppe. Beispielsweise seien im Hotel 40 Prozent der Zimmer über 13 bis 14 Monate nicht mehr zu vermieten. "Wir können nach Einschätzung der Planer von der Einhaltung der Grenzwerte der Baugenehmigung ausgehen", hält dem Martin Rau, Chef der Stadion Neckarpark GmbH entgegen. Häussler traut dem nicht und will sich allein die Befürchtung, es könnte schlimmer kommen, mit zwei Millionen Euro Sicherheitsleistung bezahlen lassen. "Das ist die Untergrenze, das Risiko liegt bei fünf bis acht Millionen."

Die Reaktion der Stadionbauer lässt eine gütliche Einigung nicht zwingend erwarten. Martin Rau verweist auf die am 20. Juli 2009 erteilte Baugenehmigung, ferner auf den Erbaurechtsvertrag mit der Häussler-Gruppe, der Einwendungen gegen genehmigte Bauvorhaben auf Nachbargrundstücken des Carl-Benz-Centers verbiete. Für ihn besteht daher kein Anlass über einen finanziellen Ausgleich zu verhandeln. Im Gegenteil, "wir werden das Bauvorhaben termingerecht umsetzen", sagt Rau. Der VfB werde mit einer komplett umgebauten Arena in die Saison 2011/2012.

Häussler sagt, er habe den Schritt Klage einzureichen teilweise mit den Mietern abgestimmt. Vom Hotel Hilton Garden Inn war dazu aber keine Stellungnahme zu erhalten. Beim VfB ist zu hören, weder der Club noch eine seiner Gesellschaften unterstütze den Gang vor Gericht, und Tobias Disteler, Bereichsleiter Recht der Brauerei Dinkelacker-Schwabenbräu, hat "am Montag erstmals von der Klage gehört".

Er sei natürlich nicht gegen den Stadionbau, betont Häussler. Aber um im Sinne seiner Mieter Fristen einzuhalten, sei der Klageweg jetzt unausweichlich geworden. "Mein Gegner ist die Neckarpark GmbH." Keinesfalls die Stadt als eine der Gesellschafterinnen? Mutmaßungen, wonach er den Streit mit der Stadt um die Villa Berg auf anderem Feld weiterführt, weist Rudi Häussler von sich. Mit dem Projekt Sanierung der Villa und Bau von Luxuswohnungen im Park, dass ihn bisher nach eigenen Angaben schon rund zehn Millionen Euro gekostet habe, gebe es "null Zusammenhang."