Die US-Gruppe Thor kauft den Caravan-Hersteller Hymer nach Ärger in Nordamerika nur mit einem hohen Abschlag. Die Familie aus Bad Waldsee nimmt es äußerlich gelassen.
Ulm - Die Übernahme kam ins Wanken, aber gescheitert ist sie nicht. Der US-amerikanische Branchenführer für Freizeitfahrzeuge, Thor Industries, kauft definitiv den Hersteller Hymer in Bad Waldsee (Kreis Ravensburg). Die Hymer-Gruppe ist die Nummer eins für Caravanfahrzeuge in Europa; das neue, verschmolzene Unternehmen soll mit einem angepeilten Jahresumsatz von zehn Milliarden Dollar zum Weltmarktführer mit rund 30 Prozent Marktanteil werden.
Die Erbenfamilie des 2013 verstorbenen Unternehmensgründers Erwin Hymer muss allerdings hohe Abschläge beim Verkaufspreis akzeptieren. Das Nordamerikageschäft von Hymer wurde vom Kauf ausgeschlossen, der Endpreis von ursprünglich vereinbarten rund 2,1 Milliarden um 170 Millionen Euro reduziert. Zudem wird Thor von den Schulden der Hymer-Gruppe 180 Millionen Euro weniger übernehmen. Das gaben am Freitag praktisch wortgleich sowohl Hymer als auch Thor per Pressemitteilung bekannt. Christian Hymer, Sohn des Firmengründers, bekleidet zusammen mit seiner Mutter Gerda je einen Posten im Aufsichtsrat. Er sagte am Freitag trotz des Rückschlags: „Mit Thor haben wir den idealen, langfristig orientierten strategischen Eigentümer für dieses großartige Unternehmen gefunden.“ Über ein Aktienpaket bleibt die Familie zukünftig an Thor beteiligt.
Details des Betrugsverdachts gibt es offiziell keine
Grund für die Unterbrechung der laufenden Verhandlungen war ein Betrugsverdacht, dem aktuell noch durch externe Prüfer nachgegangen wird. Drei führende Manager in Kanada sind deswegen schon suspendiert worden. Durch Luftbuchungen soll der Umsatz in Nordamerika vor der Übernahme künstlich aufgebläht worden sein, für Mitarbeiter, die es gar nicht gab, sei Geld geflossen. Hymer nimmt mit Verweis auf laufende Untersuchungen zu Einzelheiten derzeit keine Stellung.