Die Daimlertochter zieht sich mit ihrer E-Automietflotte aus 22 Stuttgarter Stadtteilen und den Außenbezirken von Esslingen, Böblingen, Sindelfingen und Gerlingen zurück. Wie sind die Reaktionen auf diesen Plan?
Stuttgart - Trotz kritischer Stimmen aus einigen Städten in der Region hat die Entscheidung von Car2go, das Einsatzgebiet in der Region um ein Drittel zu verkleinern und in Esslingen, Sindelfingen, Böblingen und Gerlingen einen Aufpreis zu verlangen, offenbar bisher zu keinen größeren negativen Reaktionen bei den 105 000 Nutzern geführt. „Es gab keine Proteste“, sagte Pressesprecherin Vera Pfister am Montag. Über die Änderungen, die am 2. November in Kraft treten und über die wir am Montag berichtet hatten, werden die Kunden der Daimler-Tochter auch direkt vonCar2go informiert.
Proteste aus Stammheim
Das war auch bei Ulrich Finkbeiner der Fall, der in Stammheim wohnt. Der Stadtbezirk gehört zu den 22 Stadtteilen am Rand Stuttgarts, die aus dem Geschäftsgebiet herausfallen. Für den 44-Jährigen, der regelmäßig Car2go nutzt, ist das unverständlich. „Dass das jetzt nicht mehr möglich sein soll, ärgert mich sehr“, sagt er. Es könne keine Rede davon sein, dass die Autos lange in Stammheim stehen, wie von Car2go als Begründung angegeben. „Meine Erfahrung sagt etwas anderes“, meint er. Auch Claus Köhnlein, Radbeauftragter der Stadt, der in Mühlhausen wohnt und gelegentlich Car2go zum Einkaufen nutzt, kann die Begründung nicht so recht verstehen. „Ich habe an der Ladestation in Mühlhausen immer ein Auto bekommen“, sagt er. Dort sei reger Betrieb gewesen. Für das Stuttgarter Rathaus sind „Carsharing-Modelle, also auch die vollelektrischen Car2go-Angebote, ein wichtiger Baustein nachhaltiger Mobilität in Stuttgart“, sagte eine Rathaussprecherin, „daran wird sich auch in Zukunft nichts ändern.“
550 elektrisch betriebene Mietautos, darunter 500 Smarts und 50 B-Klasse-Autos, gehören zur Flotte von Car2go in der Region Stuttgart. Weil sich in den Nachbarstädten und in Randgebieten Stuttgarts oft nur schwer Anschlussmieter für die abgestellten Fahrzeuge finden lassen, in der Innenstadt und den größeren angrenzenden Stadtbezirken das Angebot aber oft nicht ausreicht, reduziert das Unternehmen sein Geltungsgebiet um rund ein Drittel. Zudem verlangt es bei einem Mietende außerhalb Stuttgarts künftig eine Zusatzgebühr von 1,90 Euro. Damit sollen die hohen Kosten für die Rückführung der Fahrzeuge ins Kerngebiet Stuttgarts aufgefangen werden.
Am Flughafen ändert sich nichts
Für die Fahrt zu und vom Flughafen/Messe Stuttgart ändert sich nach Angaben der Unternehmenssprecherin im Übrigen nichts. Es werde wie bisher eine Extragebühr von 5,90 Euro berechnet, wenn das E-Mietfahrzeug in der Flughafenzone gemietet oder abgestellt werde.