Im Albdorf, früher bekannt als Almhüttendorf, fand der Traditionsmorgen statt. Foto: Fotoagentur-Stuttgart/Andreas Rosar

Die Fruchtsäule spielt keine Rolle mehr für die Eröffnungsparty. Der Traditionsmorgen des Volksfestes fand am Samstag an ungewohnter Stelle statt.

Das Biotop des Wasenhockers ist naturgemäß begrenzt auf eine betonierte Fläche in Bad Cannstatt, die derzeit bepflanzt ist mit Zelten, Karussells und Bierbänken. Doch jetzt ist er mal rausgekommen, der Wasenhocker, er war sogar auf der Alb. Also zumindest kam er sich so vor. Im Albdorf, früher bekannt als Almhüttendorf, fand der Traditionsmorgen statt.

Das ist jenes letzte Fitzelchen an Historie, das an die Ursprünge des Volksfestes als Erntedankfest erinnert und daran, dass die Eröffnung viele Jahre lang am Samstagmorgen vor der Fruchtsäule stattgefunden hatte – bevor Kaufleute und Fernsehschaffende glaubten, das Fest strecken und freitags beginnen zu lassen, besserer Quoten und Geschäfte wegen.

Klappstühle sind gefährlich

Das Fest direkt an der Fruchtsäule ist Geschichte, dort dürfen nicht mal Klappstühle aufgestellt werden. Zu gefährlich sei dies, befanden die Behörden. Nicht, dass die Besucher des Traditionsmorgens den Wartenden vor den Zelten in den Weg geraten. Schade, bisher hatte die ein oder andere aufgedirndelte Besucherin und der ein oder andere Besucher in lederner Wasenuniform vor dem Stillen des großen Durstes einige Häppchen der Volksfest-Geschichte mitbekommen und mal echte Trachten gesehen.

Mehr Werbung tut Not

Nun war man aus dem Weg. Zwar an einem schönen Ort im Albdorf, überdacht, mit Tischen und Bänken, aber halt abseits. Zufällig kommt da keiner vorbei. So waren Organisator und Moderator Wulf Wager, die Fahnenschwinger aus Konstanz, die hiesigen Stadtgardisten, die Trachtenträger und Musiker aus Bad Cannstatt, Schwäbisch Hall, Konstanz und Zürich weitgehend unter sich.

Kulturbürgermeister Fabian Mayer kam zu einer weitgehend unbeobachteten Premiere. Weil Finanz- und Wasenbürgermeister Thomas Fuhrmann krank ist, sprang er in die Bresche, durfte das Grußwort sprechen und um der Tradition Genüge zu tun, das Volksfest noch einmal eröffnen. Jetzt fragt sich der Wasenhocker: Ist das Volksfest nun offiziell Kultur?