Mit Video-Unfrage - 16 hippe Läden haben der Calwer Passage in den vergangenen Monaten zu neuem Glanz verholfen. Der Gegenentwurf auf Zeit zu den großen Shoppingcentern hat sich bewährt. Jetzt geht Fluxus in die Verlängerung.

Stuttgart - Zwischennutzungskonzepte sorgen in Stuttgart immer wieder für viel Aufsehen. Doch wenn naturgemäß das Ende kommt, geraten sie schnell in Vergessenheit. Vor allem Clubs waren davon in den vergangenen Jahren betroffen. So drohte es auch Mietern, Gästen und Kunden in der Calwer Passage zu ergehen, die unter dem Dachkonzept Fluxus in den vergangenen drei Monaten eine Heimat für alternatives Shopping und alternative Ausgehkultur gefunden hatten. Doch nun kann die Erfolgsgeschichte fortgesetzt werden: Mieter und Vermieter einigten sich, die Mietverträge von 14 der 16 Shops sind bis zum Jahresende verlängert.

Fluxus-Projektleiter Hannes Steim freut sich, dass sich ein Shopping- und Gastronomiekonzept jenseits der großen Stuttgarter Einkaufstempel in Stuttgart auch kommerziell tragen kann. „Wir haben gezeigt, dass inhabergeführte kleine Läden abseits des Mainstreams nach wie vor ihre Existenzberechtigung haben und auch längerfristig funktionieren können, wenn der Vermieter bereit ist, ihnen mit moderaten Mieten entgegenzukommen“, sagt er. Trotzdem ist sich Steim bewusst, dass die Weihnachtszeit vorbei ist und für den Einzelhandel im Januar, Februar und im Sommerloch karge Zeiten ins Haus stehen. „Wir müssen die Passage mit Veranstaltungen lebendig halten“, fordert er. Dazu sollen auch zwei frei gewordene Flächen dienen, auf denen zunächst keine Option von zwischenzeitlicher auf dauerhafte Nutzung geplant war.

Zwar sind die Mieten – wie mit dem Vermieter, der R 20 GmbH & Co. KG, vereinbart – etwas teurer geworden als im dreimonatigen Testlauf. Dennoch gibt sich auch die Mieterseite zuversichtlich, Geschäftsmodelle zu entwickeln, die sich über ein volles Jahr tragen können. „Wir haben eine Außennutzung für eine Sommerterrasse in der Calwer Straße beantragt“, sagt Jacques Lobo vom Café Bohème. Sonst will das Trendlokal in der Passage wenig am Konzept ändern – mit minimalistischer Karte und dem Interieur, das über das Internetportal Ebay zusammengehamstert wurde.

Auch Daniel Brunner vom Internetshop und Modegeschäft Poprocky sieht die Chancen, die eine längerfristige Nutzung der Räumlichkeiten in der Calwer Passage bietet, ohne dabei die Herausforderungen aus dem Auge zu verlieren: „Es ist schön, dass kleinere Läden hier eine Gelegenheit bekommen, sich einem größeren Publikum zu präsentieren. Um jetzt alles am Leben zu erhalten, müssen wir uns weiterhin regelmäßig an einen Tisch setzen und neue Ideen entwickeln.“

Auch die Vermieterseite zeigt sich zufrieden: „Wir wollen für die Calwer Passage langfristig ein neues Konzept entwickeln. Die professionelle Umsetzung braucht ihre Zeit, in der die Flächen nicht ungenutzt bleiben sollen“, sagt Frank Beling als Vertreter der Vermieterin.