Nach der Neueröffnung am Montag blieb der große Ansturm bei Burger King in der Schwieberdinger Straße in Ludwigsburg aus Foto: factum/Bach

Die 89 Filialen von Burger King, die nach einem Hygieneskandal geschlossen wurden, sollen bis Mittwoch wieder öffnen. Doch für die Beschäftigten ist der Albtraum noch lange nicht vorüber.

Ludwigsburg - Um 13 Uhr sind die Tische noch weitgehend unbesetzt. Hasina Sikder freut sich trotzdem. Die 43-Jährige arbeitet seit 14 Jahren in der Burger-King-Filiale gegenüber dem Breuningerland in Ludwigsburg. Sie sei einfach nur erleichtert, dass sie dort weiterhin ihr tägliches Brot verdienen könne, sagt Sikder und füllt einen Stoß Strohhalme in einen Plastikbehälter. Dann wendet sie sich den Servietten zu. Die Schlange vor den Kassen wird allmählich länger – Sikder atmet auf.

Nach einer dreiwöchigen Zwangspause stehen die Türen des Fast-Food-Restaurants in der Porschestraße wieder offen. Und auch in Ludwigsburgs zweiter Filiale, in der Schwieberdinger Straße, laufen die Grills und Fritteusen seit Montag wieder heiß. Das Restaurant in der Waiblinger Straße in Bad Cannstatt soll an diesem Dienstag folgen. Die Lokale hatten im November geschlossen, nachdem Burger King dem Franchisenehmer Yi-Ko mit bundesweit 89 Filialen und rund 3000 Beschäftigten wegen Hygieneproblemen gekündigt hatte. Die knapp 700 Restaurants von Burger King in Deutschland werden insgesamt von rund 165 Franchisenehmern betrieben.

Als Folge des Hygieneskandals im Mai meldete Yi-Ko am 10. Dezember Insolvenz an. Nun hat Burger King einen Vertrag mit dem Insolvenzverwalter Marc Odebrecht über die vorläufige Nutzung von Markenrechten geschlossen. Seit Montag haben die ersten 26 Filialen wieder geöffnet – so zum Beispiel in München, Dortmund und Düsseldorf. „Das ist ein Stück weit eine Stabilisierung“, sagt Guido Zeitler von der Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten. Bis Mittwoch sollen die verbliebenen 63 Restaurants folgen.

Burger King soll Yi-Ko zudem mit einem Massekredit im mittleren einstelligen Millionenbereich unterstützen. Das soll den Neustart erleichtern und die Restaurants attraktiver machen für mögliche Investoren. Dieser muss nach Angaben der Webseite von Burger King nachweisbare unternehmerische Erfolge sowie ein Eigenkapital von mindestens 500 000 Euro pro Filiale mitbringen. Ob es schon Interessenten gibt, ist derzeit noch unklar.

So fürchten die Angestellten weiter um ihre Jobs. Diese seien zwar im Rahmen des Insolvenzverfahrens bis Februar gesichert. Wie es dann weitergehe, wisse aber niemand, sagt der Restaurantmanager der Filiale in der Schwieberdinger Straße. Die Nachricht von der Wiedereröffnung erreichte ihn am vergangenen Samstag. Um mit dem Betrieb wie üblich um 8 Uhr früh zu starten, sei die Vorbereitungszeit jedoch zu kurz gewesen. „Die Waren kamen zu spät an. Wir haben erst seit 12 Uhr geöffnet“, sagt der Restaurantmanager. Von seinen ehemals 70 Mitarbeitern haben 15 inzwischen gekündigt. Sie haben sich andere Jobs gesucht – bei McDonald’s, Subway, KFC. „Viele haben ihren Lohn für den November noch nicht erhalten – sie können ihre Mieten nicht bezahlen“, erklärt der Restaurant-Chef. Diesen sollen sie vor Weihnachten allerdings noch bekommen, heißt es von Seiten der Insolvenzverwaltung.

Von den Hygienemissständen sei die Filiale aber nicht betroffen gewesen, betont der Restaurantmanager: „Wir haben den Skandal nicht provoziert. Solche Dinge dürfen nicht passieren.“ Dann deutet der Restaurantmanager auf ein Zertifikat an der Wand, rechts neben den Kassen: „Der TÜV kommt regelmäßig unangekündigt vorbei. Zum letzten Mal war er am 2. Oktober da – alles picobello.“ Er plädiert dafür, alle Firmen regelmäßig zu überprüfen.

Auch in der Porschestraße heißt es, das Restaurant sei von den Vorfällen nicht berührt worden. Die Filiale hat seit dem frühen Montagmorgen wieder geöffnet. „Der Übergang war reibungslos“, sagt ein dortiger Schichtleiter. Auch das Insolvenzgeld hätten alle seine Mitarbeiter erhalten. Jürgen Frey, der sich dort nach den letzten Weihnachtseinkäufen ein schnelles Mittagessen gönnt, isst seine Fritten unbedarft: „Wenn die gesundheitliche Situation so schlimm wäre, müsste das Restaurant doch schon lange geschlossen haben“, glaubt er. Er koche zwar lieber selbst und esse höchstens ein oder zwei Mal pro Jahr Fast-Food. „Aber wenn ich das mache, will ich es auch ohne Bedenken genießen“, sagt der 63-Jährige.

In der Schwieberdinger Straße sitzen um 13.30 Uhr nur eine Handvoll Kunden vor Burgern und Pommes. Die Kassiererinnen stehen abwartend vor den Kassen. Doch dass sich die Lage wieder ändert – da ist sich der Restaurant-Chef sicher: Nach dem Skandal im Mai habe er zwar 4,5 Prozent Einbußen im Vergleich zum Vorjahresmonat gemacht. Bereits im Juni kamen die Kunden aber wieder. „Wir haben 7,8 Prozent mehr erwirtschaftet als im Jahr zuvor“, sagt er. In einem Monat werde alles wieder sein wie gehabt.