Borussia Dortmund wird mehr und mehr zum Alleinherrscher der Fußball-Bundesliga.

Düsseldorf - Die Favoriten schwächeln, der Tabellenführer dominiert. Borussia Dortmund wird mehr und mehr zum Alleinherrscher der Fußball-Bundesliga.

Nach dem 1:1 im Spitzenspiel zwischen Bayer Leverkusen und dem FC Bayern München ist der Vorsprung des Revierclubs auf die beiden vermeintlichen Hauptkonkurrenten im Titelkampf bereits auf unglaubliche neun bzw. 14 Punkte angewachsen. Angesichts dieser komfortablen Ausgangslage erklärte „Kaiser“ Franz Beckenbauer den BVB zum Topfavoriten: „Dortmund spielt in einer anderen Liga. Ich weiß nicht, wie man diesen gewaltigen Vorsprung noch einholen kann. Da müsste schon eine Epidemie ausbrechen.“

Dank eines von Lukas Podolski verwandelten Foulelfmeters (82.) feierte der 1. FC Köln am Sonntag beim VfB Stuttgart seinen ersten Auswärtssieg der Saison. Nach der turbulenten Woche mit dem 0:4 gegen Borussia Mönchengladbach und der brisanten Jahreshauptversammlung war der 1:0-Erfolg Balsam auf die Kölner Seele. „Es war eine Reaktion, die wir uns gewünscht haben“, sagte Trainer Frank Schaefer, dessen Elf die Gladbacher ans Tabellen-Ende stürzte. Die seit 14 Jahren daheim gegen den FC sieglosen Schwaben liegen punktgleich auf dem Relegationsplatz.

Ob der Sieg FC-Sportdirektor Michael Meier vor der laut Medienberichten schon beschlossenen Ablösung bewahrt, blieb offen. „Wenn etwas geändert wird an meinem Vertrag, gehe ich davon aus, dass es mir frühzeitig mitgeteilt wird“, sagte Meier.

Ein ähnlicher Befreiungsschlag wie Köln blieb St. Pauli gegen den VfL Wolfsburg verwehrt. Zwar ging der Aufsteiger am Millerntor durch Markus Thorandt (28.) in Führung, doch Edin Dzeko (54.) verhinderte mit seinem 9. Saisontor im kampfbetonten Nordduell den ersten Pauli- Sieg nach vier Niederlagen. Doch das Remis hilft auch dem VfL nicht wirklich weiter.

Anders als die „jungen Wilden“ aus Dortmund treten die Bayern weiter auf der Stelle. Nach dem 1:1 in Leverkusen beklagte Ehrenpräsident Beckenbauer Fehler „wie im Kindergarten“. Seit immerhin vier Auswärtsspielen ist der FC Bayern sieglos. Nicht zuletzt deshalb nahm Sportdirektor Christian Nerlinger eine erste Kurskorrektur vor: „Von der Meisterschaft brauchen wir bei dem Abstand nicht zu reden.“

Dagegen gaben sich die Dortmunder auch im schweren Auswärtsspiel in Freiburg keine Blöße. Selbst der erste Anflug von Überheblichkeit blieb ohne Folgen. Zwar lag der BVB nach einer schwachen ersten Hälfte verdient mit 0:1 hinten, bewies aber nach Wiederanpfiff Moral. Mit dem 2:1 besiegelte die Borussia den siebten Auswärtssieg nacheinander. Eine solche Serie ist bisher noch keinem Bundesliga- Club gelungen. „Die Jungs sind in der ersten Halbzeit der Fehleinschätzung erlegen, dass es auch mit weniger Einsatz reichen könnte“, kommentierte Trainer Jürgen Klopp.

Erster BVB-Verfolger ist nun wieder Mainz. Dank des spektakulären 3:2 in Mönchengladbach ging eine Durststrecke mit zuletzt fünf Niederlagen in sechs Pflichtspielen zu Ende. Erneut bewies Trainer Thomas Tuchel ein gutes Näschen. Nach dem zwischenzeitlichen 1:2 schickte er Sami Allagui auf das Feld, der sich mit zwei späten Treffern bedankte. Damit widerlegte das bisherige Überraschungsteam all jene Kritiker, die eine beginnende Talfahrt prognostiziert hatten. „Wir stehen zu Recht da oben“, befand Manager Christian Heidel.

Weit entfernt von ihren Saisonzielen liegen die mit großen Ambitionen in die Saison gestarteten Mannschaften aus Gelsenkirchen, Bremen und Hamburg. Immerhin gelang dem FC Schalke beim 4:0 im Frust- Gipfel gegen Werder ein Befreiungsschlag. Dabei avancierte Neuzugang Raul mit drei Treffern zum umjubelten Matchwinner.

Lange Gesichter gab es dagegen bei den Gästen, die seit vier Partien auf einen Sieg warten. Angesichts der bedenklichen Flut an Gegentoren geht der Blick der Bremer nicht länger nach oben, sondern nach unten. Trotz der schweren Krise ist eine Entlassung von Trainer Thomas Schaaf für Werder-Clubchef Klaus Allofs keine Überlegung wert: „Ich bin überzeugt, dass es keinen Besseren gibt, der so akribisch arbeitet.“

Nur drei Zähler besser als die Bremer stehen die Hamburger da. „Im Moment kommt es knüppeldick“, befand Sportchef Bastian Reinhardt nach dem 2:3 im Nordderby bei Hannover 96. In einem spannenden Krimi sorgte der eingewechselte Mike Hanke in der Nachspielzeit für den Knockout der Gäste und den Sprung der eigenen Mannschaft auf Rang vier. HSV-Trainer Armin Veh machte aus seinem Frust keinen Hehl: „Wir haben viel Aufwand betrieben, aber es ist zum Kotzen. 18 Punkte nach 13 Spielen, das ist für unsere Ansprüche zu wenig.“

Ähnliche Ernüchterung herrschte in Nürnberg. Das 1:3 gegen Aufsteiger Kaiserslautern schürte die Angst vor einer anhaltenden Talfahrt. „Wir sind jetzt wieder an so einem Punkt, wo wir aufpassen müssen, dass die nächsten Spiele nicht auch in die Hosen gehen“, sagte Torhüter Raphael Schäfer.

Anders als den Nürnbergern gelang den Hoffenheimern ein großer Sprung nach vorn. Mit dem 4:0 in Frankfurt, an dem der zweifache Torschütze Vedad Ibisevic maßgeblich beteiligt war, kehrte das Team von Ralf Rangnick zurück in die internationale Zone.