Die Spinelli-Barracks, im Hintergrund die Feudenheimer Au, machen Platz für die Bundesgartenschau. Foto: dpa

In diesem Jahr sollen die ersten Bauarbeiten für die Bundesgartenschau 2023 beginnen; doch noch sind viele Fragen offen

Mannheim - Nur noch gut ein Jahr dauert es bis zur Eröffnung der Bundesgartenschau 2019 in Heilbronn. In wenigen Wochen soll dort der Vorverkauf starten – da steht schon die nächste „Buga“ im Terminkalender des Landes – 2023 richtet sie Mannheim aus. Nach jahrelangen Diskussionen sollen in diesem Jahr die ersten Bauarbeiten beginnen. Letzte Zweifel an dem lange umstrittenen Vorhaben, dessen Kosten 105 Millionen Euro nicht übersteigen sollen, hat der Gemeinderat schon vor anderthalb Jahren in einer sogenannten Leitentscheidung beseitigt.

„Seitdem sind die Kritiker deutlich ruhiger geworden“, erklärt Michael Schnellbach, der Geschäftsführer der Mannheimer Buga-Gesellschaft. „Anfangs habe ich oft gehört: Muss das sein? Das ist doch viel zu teuer! Inzwischen wollen die Leute stattdessen wissen: Was kommt dahin? Wie soll es dort aussehen? Was gibt es für Kinder?“, schildert er. „Man spürt deutlich eine Entwicklung – weg von starker Skepsis hin zu positivem Interesse“.

Fast sechs mal so groß wie die Heilbronner Schau

Das Projekt in Mannheim soll mit 230 Hektar flächenmäßig deutlich größer werden als Schau in Heilbronn, die 40 Hektar umfasst. Geplant ist ein mehrere Kilometer langer neuer Grünzug mit Parkanlagen und Freizeitangeboten von der Innenstadt bis in den Mannheimer Norden und – darin eingebettet – die Gartenschau. Mit ihrer Hilfe wollen die Kommunalpolitiker die Konversion ehemaliger US-Militärflächen voranbringen, neue Impulse für die Stadtentwicklung setzen und drei neue Wohngebiete schaffen. „Die ‚Buga’ soll der Motor sein, damit wir am Ende mit all dem auch pünktlich fertig werden“, sagt Schnellbach.

Der große Rahmen der Planung steht inzwischen. Welche Attraktionen die Besucher im Einzelnen erwarten, ist dagegen noch weitgehend offen. Wenn es nach dem Buga-Chef geht, wird es in fünf Jahren zur Eröffnung der Schau auf jeden Fall eine längere Seilbahn geben, die vom Luisenpark in der Innenstadt über den Neckar bis auf Gelände der bisherigen Spinelli-Kaserne führen soll. „Die Bahn ist für uns eigentlich zwingend, um die beiden zentralen Standorte der Buga zu verbinden. Sie ist nicht nur attraktiv, sondern auch ökologisch sinnvoll, weil man etwa 50 bis 60 Busfahrten pro Tag sparen könnte“, erklärt er.

Für eher sportliche Naturliebhaber soll noch in diesem Jahr mit dem Bau eines neuen Radschnellwegs begonnen werden, der auf gut fünf Kilometern Länge vom Fernmeldeturm in der Innenstadt zu den Vogelstangseen im Nordosten Mannheims führt. Gleichfalls noch in diesem Jahr sollen die Erdarbeiten für ein 1,5 Hektar großes „naturnahes Gewässer“ im Landschaftsschutzgebiet der Feudenheimer Au starten. Der kleine See soll an eine einst dort verlaufende ehemalige Neckarschleife erinnern und über eine Brücke samt Aussichtsplattform auch vom Spinelli-Areal der Gartenschau aus zu bewundern sein.

Naturschützer schauen genau hin

Dass die Buga-Planer in dem überwiegend landwirtschaftlich genutzten Naherholungsgebiet anfangs eine deutlich größere Wasserfläche geplant hatten, war einer der Hauptgründe für den jahrelangen Streit und den Bürgerentscheid, der 2013 knapp zugunsten der Buga ausgefallen ist.

Die für die Schau dort geplanten Eingriffe in das Gelände – etwa für die Aussichtsplattform oder für neue Wege – könnten durchaus auch künftig nochmals Konflikte mit dem Naturschutz auslösen. Man habe erst vor kurzem erfahren, dass sich auf den mageren Böden am Rand der Au eine streng geschützte und vom Aussterben bedrohte Orchideenart angesiedelt habe, hat der Geschäftsführer des BUND Rhein-Neckar Tobias Staufenberg vor kurzem berichtet; Eingriffe in deren Lebensraum aber seien verboten. „Das könnte noch ein Riesenproblem geben, wenn die Stadt bei ihrem Standpunkt bleibt und sagt: An dieser Planung wird nicht mehr gerüttelt“, meinte Staufenberg.

Genügend Diskussionsstoff dürfte auch die künftige Gestaltung des Areals der Spinelli-Kaserne noch bieten. Der BUND hat auf dort eine weitgehende Renaturierung und die Ausweisung eines Landschaftsschutzgebiets beantragt. Nach den Planungen der Buga-Verantwortlichen sollen in dem Bereich aber vor allem unterschiedliche Biotope sowie Sport- und Spielmöglichkeiten entstehen. Noch stehen auf der 83 Hektar großen Fläche 30 Gebäude der US-Armee, darunter etliche große Hallen. Bis auf eine von ihnen sollen sie alle abgerissen werden. Zuständig dafür ist die Bundesimmobilienanstalt. Die Übergabe an die Stadt ist für das kommende Jahr vorgesehen. „Erst dann wird die Planung dort konkreter werden“, sagt Schnellbach.

Tradition
Mannheim hat als Gastgeber einer Bundesgartenschau schon eine gewisse Tradition: Noch heute schwärmen alle, die damals dabei waren, von der Buga 1975. Von ihr sind der Stadt bis heute der beliebte Luisenpark und der Fernsehturm mit seinem Drehrestaurant geblieben

Zukunft
Die Schau 2023, um deren Ausrichtung sich die Stadt 2011 auf Antrag der CDU beworben hat, soll helfen, die Freiflächen im Nordosten der Stadt über bisher gesperrte Kasernenareale der US-Truppen hinweg zu einem Grünzug zu verbinden und die Lebensqualität sowie das Stadtklima zu verbessern.

Kosten
Die Gesamtkosten für das Projekt sollen nach einem Beschluss des Gemeinderats 105,5 Millionen Euro nicht übersteigen, das landwirtschaftsministerium in Stuttgart hat der Stadt Sondermittel von gut 20 Millionen Euro zugesagt.

Slogan
An dem Ideen- und Planungswettbewerb haben sich 34 Büros aus ganz Europa beteiligt. Der Sieger, das Bonner Büro RMP Stephan Lenzen, wurde 2016 mit der Vorplanung beauftragt. Gesucht wird noch ein zündender Slogan für die Schau.