Seit zehn Jahren ist das Mehrgenerationenhaus West Anlaufstelle für Westbewohner jeden Alters. Foto: Steffen Honzera

Das Generationenhaus West wird für weitere drei Jahre gefördert. Dafür sind Gegenleistungen gefordert.

S-West - Es ist noch kein Jahr her, da stand die Finanzierung eines Teils des Generationenhauses West – die des Eltern-Kind-Zentrums – in den Sternen. Die Förderung aus Bundesmitteln, die den Verantwortlichen über fünf Jahre 40 000 Euro beschert hatte, lief aus. Ob die neue Bewerbung um eine Bundesförderung erfolgreich sein würde, war ungewiss. Mittlerweile kann man im Generationenhaus an der Ludwigstraße aufatmen. Die Förderung für weitere drei Jahre aus dem Aktionsprogramm II für Mehrgenerationenhäuser (MGH) ist gesichert. Für drei Jahre gibt es jährlich 30 000 Euro, die Stadt Stuttgart gibt pro Jahr 10 000 Euro dazu.

Während vom ersten Förderprogramm ausschließlich das Ekiz profitierte, müssen sich jetzt die 40 000 Euro alle vier Träger des Hauses teilen. Dazu gehören neben dem Ekiz der Verein Freie Altenarbeit, das Wohlfahrtswerk und das Jugendamt, das bereits vor dem Bau des Generationenhauses vor zehn Jahren am selben Standort eine Kita betrieben hatte.

450 Mehrgenerationenhäuser werden gefördert

Der Grund für die neue Aufteilung ist die Ausrichtung des neuen Aktionsprogrammes, in dem der Schwerpunkt auf Senioren gelegt worden ist. Von insgesamt 1700 Bewerbungen sind 450 Mehrgenerationenhäuser bundesweit sind ins Programm aufgenommen worden. „Das Generationenhaus West ist ein Leuchtturm in der Landschaft der Mehrgenerationenhäuser“, sagt Annemarie Gerzer-Sass von der Serviceagentur in Berlin, die für die Betreuung und Vernetzung der Mehrgenerationenhäuser zuständig ist.

Zu verdanken hat der Standort im Westen diese Vorbildfunktion seiner Geschichte, die auf die Bewegung der Mütterzentren zurückgeht und die das Ziel der Offenheit für alle verfolgt. Dies spiegelt sich an der Ludwigstraße am offenen Treff im Erdgeschoss wider. Um diesen zu besichtigen und gleichzeitig einen Fachtag zum Aktionsprogramm abzuhalten, waren vergangenen Woche Vertreter von Mehrgenerationenhäusern aus ganz Deutschland in den Westen gekommen – und waren beeindruckt. „Ich glaube ich ziehe nach Stuttgart und hier ein“, so eine Frau aus Bayern.

Die offenen Treffs sind im Rahmen des Aktionsprogrammes wichtig. „Die Generationenhäuser müssen noch mehr nach außen strahlen und sich noch mehr in ihrer Stadt und ihrem Stadtteil verankern“, sagt Gerzer-Sass. Dies nicht ohne Grund: „Das Aktionsprogramm ist keine Dauerförderung“, sagt Gerzer-Sass. Langfristig müssen die Kommunen die Häuser tragen. Deshalb war eines der Kriterien bei der Bewerberauswahl auch, dass die Kommunen, so wie in Stuttgart geschehen, bereit sind, einen Teil mitzufinanzieren.

Umso mehr sind die Mehrgenerationenhäuser angehalten, die Anforderungen des Aktionsprogramms gerecht zu werden. Vier Schwerpunkte wurden gesetzt: Alter und Pflege, Integration und Bildung, Angebot und Vermittlung von haushaltsnahen Dienstleistungen und freiwilliges Engagement. „Das sind Themen, die bereits ein fester Bestandteil bei uns sind, aber das Aktionsprogramm gibt den Ansporn, sie intensiver anzugehen“, sagt Andrea Laux, eine der Geschäftsführerinnen des Ekiz.

Ehrenamtscafé ab September

So will die Freie Altenarbeit eine Demenzgruppe aufbauen, das Ekiz bietet von September an zweimal im Monat ein Ehrenamtscafé an, in dem sich Ehrenamtliche austauschen und Angebote finden können, die zu ihnen passen. „Das ehrenamtliche Engagement hat sich schon stark verändert“, so Laux. Wer sich heute engagiere, könne dies nur zu bestimmten Zeiten an bestimmten Tagen. „Die Bereitschaft ist groß, aber die individuellen Lebensentwürfe der Leute erfordern eine bessere Koordination“, sagt die Geschäftsführerin Laux. So wolle das Generationenhaus in den nächsten Jahren die Aufgaben der vier Träger enger miteinander verbinden und eine stabilere Struktur schaffen. „Die hat uns bisher ein bisschen gefehlt“, meint Laux. „Aber mit dem Aktionsprogramm wollen wir nun lernen, für uns eine kreative Struktur zu erarbeiten.“