Erstmals findet die Bürgerversammlung im Bürgerhaus statt. Foto: Archiv Kanter

Am 11. Juni steht Oberbürgermeister Wolfgang Schuster den Möhringern Rede und Antwort. Erstmals findet die Bürgerversammlung im Bürgerhaus statt.

Möhringen - Ob die Bürger am nächsten Montag gutes Sitzfleisch und viele Fragen haben, wird sich noch zeigen. Klar ist schon jetzt, es wird das erste und letzte Mal sein, dass Oberbürgermeister Wolfgang Schuster den Möhringern im Bürgerhaus Rede und Antwort steht.

Bei der bislang letzten Bürgerversammlung im Jahr 2005 fröstelten die Zuhörer noch in einer schlecht isolierten Turn- und Versammlungshalle, und im Finanzierungsplan für das Bürgerhaus fehlten noch 500 000 Euro. Seit 2008 steht der Treffpunkt für die Möhringer, der eine Erfolgsgeschichte ist. „Allein im Ursula-Ida-Lapp-Saal konnten wir seit der Einweihung bis heute 65 000 Besucher zählen“, heißt es in der achtseitigen Einladung, die in verschiedenen Geschäften oder im Bezirksrathaus ausliegt und einen Überblick über das aktuelle Geschehen im Stadtbezirk gibt. Doch die Blätterstapel vor dem Büro des Möhringer Bezirksvorstehers schrumpfen nur langsam. „Das Interesse ist bisher eher zögerlich“, sagt Jürgen Lohmann.

Bürgerversammlung gleicht manchmal einer Wundertüte

Für den Schultes ist es beileibe nicht die erste Bürgerversammlung. Doch eine Prognose, wie die Veranstaltung am 11. Juni ablaufen wird, wagt er nicht. Schließlich gleicht die große OB-Sprechstunde manchmal einer Wundertüte. Lohmann hat „ganz, ganz ruhige“ Bürgerversammlungen erlebt, aber auch schon welche, bei denen Themen aufs Tableau kamen, von denen man zuvor „nie etwas gehört“ habe.

Schon jetzt steht fest, die Bürger werden Zeit haben, ihre Fragen zu stellen. Die Einladung bietet zugleich ersten Informationen über den Stadtbezirk. Aus dieser geht unter anderem hervor, dass Möhringen immer noch mehr zugelassene Fahrzeuge (30 955) und mehr Arbeitsplätze (37 400) als Einwohner hat (29 506). Zwar hat sich in Sachen Kleinkindbetreuung seit der Bürgerversammlung im Jahr 2005 einiges getan, doch eine Versorgung von 27 Prozent reicht bei weitem nicht aus, um den Rechtsanspruch auf einen Kleinkinderplatz von August 2013 an erfüllen zu können. Bei der Betreuung der Schulkinder besteht ebenfalls noch Handlungsbedarf.

Verkehr ist der Dauerbrenner

Im Vergleich zum Jahr 2005 ist in Möhringen viel passiert: Die U 6 fährt seit Dezember 2010 zum Fasanenhof, die EnBW hat ihre neue Zentrale im Gebiet Schelmenwasen bezogen, die Freie Evangelische Schule und der Neubau des Kinderhauses St. Hedwig wurden in Betrieb genommen, und das Areal rund um den Bahnhof hat ein völlig neues Gesicht erhalten.

Doch viele Projekte sind noch nicht abgeschlossen oder sind noch gar nicht begonnen worden. Dazu zählen etwa die neuen Wohnungen am Seepark und der Europaplatz auf dem Fasanenhof. Dauerbrenner in Möhringen sind nach wie vor die Themen Lärm und Verkehr, die viele Bürger umtreiben.

Die freilich sollten auch nicht gleich jedes Wort des OB auf die Goldwaage legen. Denn auch ein Rathauschef kann sich irren. 2005 hatte Schuster eine Tempo-30- Regelung für die Kurt-Schumacher-Straße abgelehnt. Die SSB müssten schließlich konkurrenzfähig sein. Diese Aussage hatte nur eine geringe Halbwertzeit: Seit 2009 gilt auf der Straße Tempo 30. Mit einem vor sieben Jahren getätigten Ausspruch könnte Schuster aber recht behalten. „Dann sitzen wir bei der nächsten Bürgersammlung bequemer“, sagt der OB 2005 über das damals noch nicht gebaute Bürgerhaus.